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Saudi Arabien öffnet sich für Anleger Experte rechnet mit Wachstumsraten von 15 Prozent und mehr

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Sie investieren vor allem in saudische Konsumtitel. Welche Werte führen Sie genau?

Konsum heißt hier Konsum im weitesten Sinne. Das umfasst auch Krankenhäuser und den Bildungsbereich. Es gibt in Saudi Arabien nicht genügend Ärzte und zu wenig Krankenhausbetten. Stattdessen beobachten wir einen Medizintourismus in die westlichen Länder. Saudi Arabien ist kulturell benachteiligt. Die Menschen betreiben praktisch gar keinen Sport. Sie ernähren sich sehr schlecht. Saudi Arabien hat die weltweit höchste Übergewichtsquote neben den USA – und gleichzeitig die höchste Diabetesquote.
Auch im Bildungsbereich gibt es Nachholbedarf, bei Sprachen oder IT. Viele Saudis sind relativ gut gestellt und schicken ihre Kinder auf Privatschulen. Der Bildungsbereich ist hier potenziell ein enormer Wachstumsmarkt.

Mit welchen Renditen rechnen Sie für den saudischen Markt?

Der Markt hat ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 16. Damit ist er sicherlich nicht einer der preiswertesten unter den Emerging Markets. Der saudische Real ist an den Dollar gekoppelt, die Zinsen sind auf US-Niveau. Damit sind sie erheblich niedriger als in anderen Emerging Markets, in denen sie sich teils frei vom US-Markt bewegen. Insofern kann Saudi sich auch erlauben, mittelfristig mit höherem Kurs-Gewinn-Verhältnis zu notieren. Auf der Gewinn-Wachstum-Seite sehen wir durchaus Raten im zweistelligen Bereich, sprich von 15 Prozent plus.

Stichwort Sicherheit: Wie sicher stufen Sie die Anlage in saudische Titel ein?

In puncto Währungsstabilität oder Konvertibilität sehe ich absolut kein Risiko. Das ganze System ist ultramodern und birgt relativ geringe Risiken. Ich muss mir auch keine Gedanken machen, dass - wie beispielsweise in Russland vor 20 Jahren - meine Aktien gestohlen werden können. In Saudi gibt es einen Börsenumsatz von über 2 Milliarden Dollar pro Tag. Das heißt, die Börse funktioniert.

Nichtsdestotrotz werden immer wieder Menschenrechtsverletzungen und grausame Details bekannt: Peitschenhiebe für einen Internet-Aktivisten oder die Meldung, dass die Regierung per Stellenanzeige nach Henkern sucht für Amputationen und Hinrichtungen. Ist das für Sie ein Thema – sind Menschenrechte bei der Investition für Sie ein Thema?

Menschenrechte sind immer ein Thema. Das Problem ist natürlich, wo fangen wir an und wo sind die Grenzen. Aus meiner Sicht ist ethisches Investieren sehr wichtig – gar keine Frage.
Wer sich in den Frontier-Märkten oder in den Emerging Markets bewegt, der muss schon sensibilisiert sein in Bezug auf dieses Thema. Wir versuchen zu differenzieren. Und zumindest sicherzustellen, dass die Unternehmen, in die wir investieren, einigermaßen ethisch geführt werden - dass beispielsweise keine Kinderarbeit stattfindet und keine Menschen ausgebeutet werden.

Nach Ihrem Vorstoß nach Saudi Arabien – welche weißen Flecken auf der Finanzweltkarte möchten Sie noch erschließen?

Unser Spezialbereich sind Frontiermärkte. Es gibt so einige Märkte, die sich schon sehr bald öffnen werden, unter anderem Vietnam im August oder September. Und dann ist vielleicht der größte Markt überhaupt, der sich als nächster entwickeln könnte, der Iran. Je nachdem, inwieweit die Sanktionen für den Iran aufgehoben werden, wird auch dieser Markt Ausländern eventuell wieder zugänglich gemacht werden. Und das wäre natürlich phänomenal.    

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