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Sauren-Vorstand Andreas Beys Was Mischfonds-Anleger jetzt beachten sollten

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Zukunftspotential eines Mischfonds identifizieren

Somit haben insbesondere klassische Mischfonds sehr von den Entwicklungen der vergangenen zehn 10 Jahre profizieren können. Ein Beispiel soll dieses nochmals verdeutlichen: In der Abbildung „Wertentwicklung Aktien & Anleihen“ sind modellhafte Wertentwicklungen dargestellt, die mit einem Portfolio aus 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Unternehmensanleihen hoher Bonität im zurückliegenden Jahrzehnt erzielt werden konnten.

Grafik 3

Vielen Anlegern defensiver bis ausgewogener Mischfonds dürften diese Wertentwicklungen zumindest sehr grob bekannt vorkommen. Bei genauerer Analyse dürften sie jedoch feststellen, dass die Mischfondsstrategien meist ein (etwas) schlechteres Ergebnis erzielten und sich somit nicht vom Markt aufgrund besonderer Fondsmanagerqualitäten abheben konnten.

Diese Feststellung ist für die Einschätzung des Zukunftspotentials dieses Fondstyps von entscheidender Bedeutung. Viele Anleger erhoffen sich bei klassischen Mischfondsmanagern zukünftig ausgleichende Zusatzerträge aufgrund besonderer Fondsmanagerqualitäten, wenn sich die Rahmenbedingungen für Mischfonds einmal verschlechtern sollten. Nur mit Hilfe einer sehr gründlichen und qualitativen Analyse lässt sich feststellen, ob Fondsmanager über ein wahrscheinliches Alphapotential verfügen oder nicht. Qualitative Analysen haben ergeben, dass nur wenige Fondsmanager über diese Qualitäten verfüge. Somit hoffen die meisten Anleger vergeblich auf ausgleichende Erträge durch gutes Fondsmanagement.

Umdenken bei Mischfonds notwendig

Tatsächlich haben sich die Marktrahmenbedingungen für klassische Mischfonds bereits so extrem verändert, dass es fahrlässig wäre, diese im Rahmen der aktuellen Fondsanalysen zu ignorieren. Dabei spielte ein Faktor eine überragende Bedeutung, über den sich jeder Anleger von Mischfonds bewusst sein sollte: die Zentralbankpolitik der vergangenen zehn Jahre.

Als eine Antwort auf die Finanz- und später aufkommende Euro-Krise lockerten die Zentralbanken ihre Geldmarktpolitik so sehr, dass im Laufe der Zeit das Renditeniveau von Anleihen höherer Bonität und längerer Restlaufzeiten von ca. 3 bis 4 Prozent auf ca. 0 Prozent zurückging (s. Abb. 4).

Grafik 4

Diese Entwicklung hatte im Wesentlichen drei sehr positive Effekte auf die Wertentwicklung von Mischfonds:

  1. Enorme Kursgewinne mit Anleihen hoher Bonität (gleichzeitiger Rückgang des Zinskupons)
  2. Noch höhere Kursgewinne mit Anleihen niedrigerer Bonität (Einengung der Credit-Spreads)
  3. Enorme Kursgewinne mit Aktien (da ein immer niedrigeres Zinsniveau ein immer höheres Bewertungsniveau bei Aktien zur Folge hatte)

Mit Blick in die Zukunft sind diese positiven Sondereffekte der aktuellen Zentralbankpolitik höchstwahrscheinlich aufgebraucht. Ein weiterer Rückgang der Zinsen in den tieferen negativen Bereich ist nicht sehr wahrscheinlich.

Das zukünftige Zinsniveau lässt sich natürlich nicht vorhersagen. Allen Mischfondsanlegern sollte aber klar sein, dass steigende Zinsen und eine Ausweitung und Normalisierung der Credit-Spreads mitunter deutliche Kursverluste auslösen können, wie wir es 2018 auch kurzzeitig gesehen haben. Damals hatte nahezu jeder defensive bis ausgewogene Mischfonds hinter dem Minus mindestens eine 5 vor dem Komma stehen. Die schnelle Gegenbewegung im Folgejahr 2019 ließ diese Ereignisse jedoch schnell vergessen.