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Schaffner oder Pilot – was sagt die Sharpe Ratio aus?

Peter Ehlers, Egon Wachtendorf und Malte Dreher (v.l.n.r.),<br>DAS INVESTMENT, streiten Freitagabend über die Sharpe Ratio
Peter Ehlers, Egon Wachtendorf und Malte Dreher (v.l.n.r.),
DAS INVESTMENT, streiten Freitagabend über die Sharpe Ratio
Im kollegialen Plauderton schreiben sich Peter Ehlers, Herausgeber von „DAS INVESTMENT“ und Egon Wachtendorf, Chefredakteur von „DER FONDS“. Etwas später meldet sich auch Malte Dreher, Chefredakteur von „DAS INVESTMENT“.

Peter Ehlers: Noch mal zu meiner Bitte, Fonds nicht rein an der Performance zu messen, da diese nur die eine Seite der Medaille ist. Die andere ist der Preis, der für die Performance bezahlt wurde, üblicherweise in Volatilität ausgedrückt. Dabei gilt: Die Sharpe Ratio, die die Vola zur Performance ins Verhältnis setzt, sollte über 1 liegen. Liegt ein Fonds drunter heißt das, dass er ein zu hohes Risiko eingegangen ist im Vergleich zu einem Geldmarktfonds (Peter Ehlers korrigierte sich). Handwerklicher Fehler des Fondsmanagers. Bei einer Sharpe Ratio unter Null hat der Fonds nicht mal den Geldmarktzins erreicht. Mal abgesehen davon, dass es auch mal ein hübsches Thema wäre, die Fonds aufzuzeigen, die hier unter 1 liegen, ist es auch ein sehr guter regelmäßiger Bewertungs-maßstab. Sollten wir bald mal angehen das Thema ...

Egon Wachtendorf: Wir sollten das Thema dann nächste Woche mal kurzfristig auf die Agenda setzen. Bis dahin bleibe ich dabei: Eine Sharpe Ratio in der Bewertung wie von Dir vorgenommen ist Bullshit. Es gibt derzeit keinen einzigen Spitzenfonds, der eine Sharpe Ratio von 1 erreicht. Hier eine kleine Auswahl von Fonds, die wir in den vergangenen Wochen in DER FONDS vorgestellt haben:

  • Threadneedle European Smaller Companies (Dave Dudding): 0,10
  • CS Equity Global Value (Gregor Trachsel): 0,19
  • Sparinvest High Yield Value (Klaus Blaabjerg): 0,56
  • Robeco High Yield Bonds (Sander Bus): 0,43
  • Fidelity Japan Advantage (Ron Slattery): 0,41
  • DWS Deutschland (Tim Albrecht): 0,11
  • Main First Classic Stock (Olgerd Eichler): 0,19
  • Templeton Global Total Return (Michael Hasenstab): 0,87

Alles Fondsmanager, die ihr Handwerk nicht verstehen? Dann müssen wir jetzt wohl alle auf Geldmarktfonds umsteigen. Im Ernst: Wenn die Sharpe Ratio überhaupt als Bewertungsmaßstab in Frage kommen soll, dann nur bei Fonds aus der gleichen Kategorie. Ein wirklich guter Japan-Fonds müsste dann also eine bessere Sharpe Ratio als 0,41 aufweisen. Oder man muss den Zeitraum so lang (mindestens zehn Jahre) wählen, dass Jahre wie 2002 oder 2008 einem Aktienfonds nicht von vornherein die Chance nehmen, einen besseren Ertrag als ein Geldmarktfonds zu erzielen. Können wir aber nächste Woche gerne weiter ausdiskutieren ...

Ehlers: Hm, die Begründung warum das Bullshit ist, lässt Du aus? Warum? Nur weil die von Dir genannten Fonds unter Geldmarktniveau waren, heißt es ja nicht, dass der theoretische Ansatz plötzlich falsch ist. Nur weil ein Fondsmanager eine schlechte Performance macht, kann man ja auch nicht sagen, dass eins plus eins plötzlich sechs sind. Mathematische Gesetzmäßigkeiten werden ja nicht aufgehoben, weil jemand seine in Zahlen ausgedrückten Ziele nicht erreicht. Aber ok, lass uns das nächste Woche mal besprechen. Wird bestimmt spannend.

Wachtendorf: Ich dachte, die Erklärung wäre inklusive gewesen. Zweiter Versuch: Ein Aktienfonds hatte in den vergangenen drei Jahren (über diesen Zeitraum wird eine Sharpe Ratio üblicherweise gemessen) aufgrund der Marktentwicklung keine Chance, eine Sharpe Ratio von über 1 zu erzielen. Dieser objektive Tatbestand lässt sich wie folgt interpretieren:

a) Aktienfonds taugen nichts.
b) Eine über drei Jahre gemessene Sharpe Ratio eignet sich nicht, die Qualität eines Aktienfonds nach dem Motto „Jeder Manager, der unter 1 landet, hat einen handwerklichen Fehler gemacht“ zu beurteilen.

Ich bin für Variante B. Alles weitere dann nächste Woche.

Ehlers: Ich bin für Variante C. Die erkläre ich dann nächste Woche. Ein Vorgeschmack: Risiko ist der Preis, den ein Fondsmanager zahlt für seine Rendite. Im übertragenen Sinne ein Beispiel: Du brauchst mit dem Zug und mit dem Flugzeug jeweils drei Stunden von Tür zu Tür nach Frankfurt. Der Flug kostet 500 Euro, die Bahn 80 Euro. Würdest du dann den Flieger nehmen, wenn am Ende das gleiche dabei rauskommt? Ich nicht. Anders ausgedrückt: Wenn der Pilot auf einer längeren Strecke mit dem Flieger genauso lange braucht wie die Bahn, macht der Pilot was falsch. Zumindest ist aber der höhere Preis für den Flug nicht zu rechtfertigen – von emotionalen Effekten wie Spaß am Fliegen (oder Spaß daran, potenziell Geld zu verlieren) abgesehen.

Es geht ja nur darum, Risiken einzuschätzen und Vermögensverwaltern handwerkliches Rüstzeug mit der Sharpe Ratio zu liefern. Der Berater oder Vermögensverwalter soll entscheiden können, ob er in einen Aktienfonds investiert oder einen Geldmarktfonds – bei unterschiedlichem Risiko und gleicher Rendite. Der Fondsmanager muss gemäß seiner Vorgaben Aktien managen. Ich will dem Vermögensverwalter, also unserem Leser im Kern, Orientierung geben. Und die Sharpe Ratio ist dabei genauso wenig die allein glücklich machende Zahl wie die Performance. Ich will auch die Sharpe Ratio nicht gegen die Performance ersetzen. Nur die Sharpe Ratio (oder eine andere, das Risiko im Verhältnis zum Ertrag ausdrückende Kennzahl) als zusätzliche Info liefern.