Scheinbare Schätzchen

„What you see is what you get“ – der Running Gag aus der in den USA sehr populären „Flip Wilson Show“ gilt für Investmentfonds nur sehr begrenzt. So sieht es zumindest Don Phillips, Chef der Rating-Agentur Morningstar. „Kaum ein Anleger bekommt die Performance, die sein Fonds in aktuellen Vergleichen ausweist“, erläutert Phillips.
Um Anlegern an dieser Stelle einen besseren Durchblick zu verschaffen, errechnet Morningstar seit drei Jahren eine zusätzliche Kennzahl zur Bewertung von Investmentfonds: Die Success Ratio misst, wie viel von der Rendite eines Fonds im Durchschnitt beim Käufer ankommt. Dazu betrachten die Analysten der US-Gesellschaft neben der Performance auch die Mittelzu- und -abflüsse der Fonds.
Hintergrund: Anleger investieren eher prozyklisch. Sie werden meist erst bei steigenden Kursen auf neue Investmenttrends aufmerksam und investieren so oft nahe des Höhepunkts. Beim Abschwung sind sie dann voll dabei. Den Anstieg hingegen verpassen viele Anleger, da sie sich nicht trauen zu investieren, wenn die Kurse im Keller sind.
Das Ergebnis der Morningstar-Analyse: Eine höhere Rendite von Fonds muss nicht unbedingt zu einem besseren Ergebnis für den Durchschnitt der Anleger führen. Das zeigt der beispielhafte Vergleich zwischen Branchenfonds und Mischfonds, die zu 60 Prozent auf Aktien und zu 40 Prozent auf Anleihen setzen.
Während das reine Aktienportfolio auf Sicht von zehn Jahren eine höhere Rendite erzielte (10,4 gegenüber 9,1 Prozent), war der Mischfonds aus Anlegersicht statistisch gesehen die bessere Wahl (8,9 gegenüber 7,6 Prozent). Das ergibt eine Success Ratio von 97,8 Prozent (8,9 geteilt durch 9,1) für den Misch- und von 73,1 Prozent (7,6 geteilt durch 10,4) für den Branchenfonds. Der Grund dafür liegt in den geringeren Schwankungen des ausgewogeneren Portfolios. Bei einem relativ glatten Kursverlauf fällt ein falsch gewählter Einstiegszeitpunkt weniger stark ins Gewicht.
Auf eine Entscheidungshilfe bei der Fondsauswahl nach amerikanischem Vorbild müssen Deutschlands Anleger aber noch warten. Simon Nöth von der Münchner Deutschland-Tochter von Morningstar begründet das mit mangelhaften Daten zu den monatlichen Zuund Abflüssen der Fonds am deutschen Markt.
„Es ist ein Unterschied, ob man eine Success Ratio auf Basis von drei oder zehn Jahren errechnet“, so Nöth. „Diese Kennzahl für den deutschen Markt hätte bei heutigem Stand nur eine begrenzte Aussagekraft.“
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