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Schiffsfonds-Roundtable: „Happy End ist realistisch“

Im Uhrzeigersinn von oben links: Alexander Betz (MPC Capital),<br> Florian Maack (Nordcapital), Andreas Arndt (HCI Capital) und<br>Jens Brandis (Fondhaus Hamburg)
Im Uhrzeigersinn von oben links: Alexander Betz (MPC Capital),
Florian Maack (Nordcapital), Andreas Arndt (HCI Capital) und
Jens Brandis (Fondhaus Hamburg)
DAS INVESTMENT.com: Die vergangenen Jahre waren sehr hart für Schiffsfonds. Haben Emissionshäuser aus der Krise gelernt?

Alexander Betz, MPC Capital: Ich glaube schon, dass man aus der Krise lernen kann. Bei MPC Capital haben wir uns sieben Produkttugenden verschrieben, auf die wir jetzt stärker achten. Dadurch werden die Fonds nicht nur sicherer, sondern vor allem krisenfester. Zum Teil sind es ganz banale Tugenden, wie eine einfache  Fondsstruktur.  Auch aus unserem Haus gab es in der Vergangenheit sehr komplizierte Produkte. Ein weiteres Beispiel ist die währungskongruente Finanzierung auf der Eigen- und Fremdkapitalseite.
Bildstrecke: Schiffsfonds-Roundtable
Jens Brandis, Fondshaus Hamburg: Emissionshäuser müssen schnell am Anleger sein, und ihm gegenüber offen und ehrlich. Es macht wenig Sinn, Dinge zu verheimlichen und zwei Jahre später damit um die Ecke zu kommen. Zudem haben wir Emissionshäuser alle unsere Erfahrungen mit Bankverträgen gemacht. Viele haben gemerkt, dass es dort noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt, etwa bei der Loan-to-Value-Klausel oder der Anrechnung von Sondertilgungen.

Andreas Arndt, HCI Capital: Neben einem qualitätsstarken Fondsmanagement ist das Thema Reporting wichtiger geworden als es in der Vergangenheit war. Wie schnell bin ich mit Informationen draußen? Wie verständlich sind sie? Ein weiteres Thema ist das Controlling. Wir müssen noch aktueller an den wirtschaftlichen Verläufen der Fonds dran sein als in der Vergangenheit und vorsorgen, dass es keine Fehlentwicklungen gibt. Anleger und Vertrieb kritisieren weniger, dass die Märkte so sind, wie sie sind. Bemängelt wird eher die Tatsache, dass nicht rechtzeitig und ausführlich genug über die Auswirkungen von Marktlagen auf die einzelnen Fonds berichtet wird.

DAS INVESTMENT.com: Ist die Krise in der Schifffahrt vorbei oder stehen noch weitere Sanierungsfälle an?

Brandis: Wie viele Sanierungsfälle es noch geben wird, kann ich nicht einschätzen. Die angekündigten Milliardengräber sind zumindest ausgeblieben. Ich denke, dass die Sanierungen bei den Containerschiffsfonds im Großen und Ganzen durch sind. Die Märkte erholen sich. Jetzt geht es darum, ob vernünftig saniert wurde und die Konzepte aufgehen. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Tanker werden es dieses Jahr schwer haben. Bei uns stehen in dem Bereich noch einige Sanierungen vor der Tür. Massengutfrachter gibt es ja nicht so viele am Markt. Ich kann nicht ausschließen, dass da noch etwas kommt.

Florian Maack, Nordcapital:
Ich gehe auch davon aus, dass wir bei den Containerschiffen durch sind. Bezüglich der Entwicklung der Sanierungskonzepte von Nordcapital versenden wir jetzt einen kompakten Zwischenstand an die Investoren. Die Botschaft ist klar: In der Krise wurde ein Fonds beispielsweise mit 2 bis 3 Millionen Euro neuem Eigenkapital unterstützt, seitdem ist der Marktwert des Schiffes um zirka 10 Millionen Euro gestiegen. Allein dadurch hat sich der Nachschuss schon gelohnt. Die Prämissen aus tiefster Krisenzeit sind von der Realität längst positiv überholt worden.  Wir verzeichnen 100 bis 120 Prozent höhere Cashflows als kalkuliert -  mit der Tendenz, dass es weiter positiv verlaufen wird. Im Tankermarkt hingegen sind noch Sanierungen zu erwarten, im Bulker-Markt sind wir persönlich betroffen…

DAS INVESTMENT.com:
… denn ein großer Flotten-Fonds von Nordcapital ist durch die Insolvenz des Charterers, der Bulker-Reederei Korea-Line, belastet. Gibt es dort etwas Neues?

Maack: Koreanisches Insolvenzrecht war schon eine Herausforderung. Wir konnten die Schiffe nicht einfach abziehen. Mittlerweile sind aber alle Schiffe neu beschäftigt, sie fahren in einem Pool und generieren wieder Einnahmen für den Fonds. Die Betriebskosten sind deutlich gedeckt, der Kapitaldienst aber noch nicht im vollen Umfang. Wir müssen jetzt diese Marktphase überbrücken. Sie ist vergleichbar mit der Lage auf dem Containermarkt vor zwei Jahren.

DAS INVESTMENT.com: Der Niedergang der ehemaligen Vorzeige-Reederei Beluga ist ein anderes Thema, das die Branche beschäftigt. Herr Arndt, ist Beluga ein Einzelfall?

Arndt: Beluga war und ist ein besonderer Fall, der nicht ausschließlich der Marktentwicklung geschuldet ist. Die Frage, was letztendlich für die wirtschaftliche Schieflage bei Beluga verantwortlich ist, wird derzeit von der Staatsanwaltschaft aber auch von uns eingesetzten Wirtschaftsprüfern und Rechtsberatern geklärt. HCI hatte 20 Schiffe gemeinsam mit Beluga im Betrieb, zum Teil in der Bereederung und der Charter. Wir haben es jedoch in sehr kurzer Zeit geschafft, die Bereederungs- und Charterverträge dort aufzulösen. Die Hammonia-Reederei hat die Bereederung aller Schiffe sofort übergangslos übernommen. Alle Schiffe sind in Beschäftigung. Die aktuellen Charterraten entsprechen zwar nicht der prospektierten Charter, bewegen sich aber auf Marktniveau und sind auskömmlich. Die Lehre ist: Als Emissionshaus müssen wir beim Controlling der Schiffsgesellschaften noch enger mit den Reedern arbeiten.

Betz: Vor zwölf Monaten hätte mich die Frage zum Stand der Sanierungen sehr nervös gemacht. Jetzt sehe ich das entspannter.  Bei MPC Capital haben wir 1,8 Prozent des historisch in Schiffsfonds platzierten Eigenkapitals in Sanierungen gesteckt. Eine Sanierung ist noch in Arbeit.  Aus heutiger Sicht sollte das unsere letzte sein. Insgesamt haben dann 10 Prozent unserer Flotte eine finanzielle Unterstützung erhalten. Die Anleger waren nicht gezwungen mitzumachen, und es bestand zu keinem Zeitpunkt ein Engpass, das Kapital aufzubringen.

Maack: Bei den ersten Sanierungskonzepten standen die Kapitalgeber noch nicht Schlange. Das hat sich allerdings mit der Aufklärung des Vertriebs und der Anleger rasant geändert. Private Equity Fonds spielen keine Rolle, sie verlangen utopische Renditen.
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