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Schiffsfonds-Roundtable: „Happy End ist realistisch“

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DAS INVESTMENT.com: Haben die Altanleger bei den Sanierungskonzepten überhaupt noch eine Chance, mal wieder etwas zu verdienen?

Betz:
Ich halte es für durchaus realistisch, dass es nach dem Verkauf ein richtiges Happy End für die Anleger gibt.

Maack: Der Erfolg hängt stark vom jeweiligen Schiff ab, zum Beispiel davon wie alt es ist oder wie hoch das Restdarlehen. Selbstverständlich haben sie aber diese Chance, besonders wenn sie das Erhöhungskapital auch gezeichnet haben.
Bildstrecke: Schiffsfonds-Roundtable
Brandis: Im Vergleich zu anderen Anlagearten ist die Schifffahrt am ehesten in der Lage, ausgebliebene Auszahlungen wieder aufzuholen. Der Markt ist volatil. Die Raten für einige Schiffstypen haben sich seit ihrem Tiefpunkt schon wieder verdreifacht. Wenn hingegen bei einer Immobilie für drei Jahre der Mieter ausfällt, ist der Verlust nicht wieder aufzuholen. Im Schiffsbereich ist das innerhalb von zwei bis drei Jahren kein Thema. Auch das Altkapital hat daher sehr gute Chancen.

Arndt: Das sehe ich auch so. Aber es gilt, jetzt das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, indem wir das mit Fakten belegen. Das können wir, wenn das Vorzugskapital wieder zurückgezahlt ist oder durch einen Schiffsverkauf ein Schlussstrich gezogen wird, nach dem das Gesamtinvestment abschließend beurteilt werden kann. Zwischenzeitliche Beurteilungen sind oft nicht zielführend. Speziell bei Containerschiffsfonds könnten in den nächsten zwölf bis 24 Monaten wieder Verkäufe stattfinden. Dann hat man schwarz auf weiß, was das Sanierungskapital und was das Altkapital gebracht hat.

Betz: Bis wir ausreichend Fakten haben, wird es aber noch ein paar Jahre dauern. Und die Zeit zu warten, bis die Anleger in vier bis fünf Jahren dann doch zufrieden sind, hat die Branche nicht.  Deshalb müssen wir schon heute neue Fonds anbieten, die den Bedarf der Anleger treffen.

Maack: Einige Anleger werden schneller positiv überrascht sein. Zurzeit bietet der Markt durchaus Möglichkeiten für den Verkauf älterer entschuldeter Schiffe. Anleger können sich dann vielleicht über zweistellige Renditen aus Fonds freuen, in die sie im vergangenen Jahr noch Geld zur Sanierung eingezahlt haben. DAS INVESTMENT.com: Anleger wollen sich nicht mehr langfristig binden, sie bevorzugen Fonds mit kürzeren Laufzeiten. Eignen sich Schiffsfonds als Kurzläufer? Maack: Wenn es sinnvoll und möglich ist, während einer kurzen Laufzeit eine attraktive Rendite zu erzielen, versuchen wir, solche Produkte anzubieten. Wobei wir unter kurzfristig nicht drei, sondern eher sieben Jahre verstehen. In den vergangenen zwei Jahren waren das zum Beispiel Produkte mit  opportunistischem Ansatz. Auch jetzt bietet der Markt noch gute Chancen für solche Fonds.  Was den Schiffsfonds jedoch auszeichnet, ist die Fahrt durch mehrere Krisen und eine gute Performance  auf lange Sicht. Wir haben viele Schiffsfonds gehabt, die am Ende nach Verkauf des Schiffes zweistellige Renditen erzielt haben. Zwischendurch waren Anleger eben dieser Fonds durchaus unzufrieden aufgrund ausbleibender Ausschüttungen. Entscheidend in schwierigen Marktphasen ist die Kommunikation mit dem Anleger. Das Anlegerbedürfnis nach Sicherheit lässt sich am besten über eine lange Laufzeit erfüllen.

Betz: Ich halte den Bedarf nach Fonds mit kurzen Laufzeiten für eine Art Lebenslüge. Ein wirklich sinnvolles  Asset ist einfach kein Kurzläufer. Bei kurzlaufenden Fonds ist die Rendite sehr stark vom Verkaufserlös abhängig, zum Beispiel bei Containerbeteiligungen. Sicherere Rendite kommt aus der laufenden Vermietung und damit aus langfristigen Beteiligungen. Ich will doch anlegen und nicht Geld wechseln.

Maack: Schiffsfonds sind zwar langfristig angelegt, aber wenn der Markt gerade sehr attraktiv ist, kann das Schiff auch schon nach fünf oder sechs Jahren verkauft werden. Bisher haben wir jedoch die Erfahrung gemacht, dass der Großteil der Anleger einem vorzeitigen Verkauf in solchen Phasen nicht zustimmt, da sie alternativ jedes Jahr hohe Ausschüttungen erwarten.

Arndt: HCI hat bereits rund 190 Fondsschiffe verkauft, im Schnitt lag die Anlagedauer für diese Investments bei unter acht Jahren. Grundsätzlich ist der Schiffsfonds aber ein Langfristinvestment und sollte auch so verkauft werden. Eine langfristige Anlage schützt den Anleger auch vor überstürzten Handlungen. Gerade in einer Krise wird ja schnell einseitig berichtet und gedacht. Keiner sieht dann die Perspektive der Erholung, obwohl in der Theorie alle wissen, dass es wieder einen Aufschwung geben wird. Der suggerierten Perspektivlosigkeit müssen Emissionshäuser durch Aufklärungsarbeit entgegenwirken. Am Containermarkt sieht man den Aufschwung heute schon sehr gut. An den anderen Märkten ist er aufgrund externer Faktoren noch nicht angekommen, aber auch dort wird es wieder bergauf gehen.

Betz: Neben dem aktiven Fondsmanagement, dass den vorzeitigen Verkauf prüft, gibt es noch eine andere Lösung, die wir in unserem aktuellen Fonds anwenden. Wir priorisieren den Rückfluss an den Anleger, so dass er faktisch eine geringe Kapitalbindung hat. Aber er partizipiert – anders als beim Verkauf – weiterhin an allen Chancen und natürlich auch Risiken.

Brandis: Eine kurze Laufzeit ist aktuell nicht das Argument, das Kunden zu Neuzeichnungen bringt. Die Vertriebspartner, die sich gut gekümmert haben, werden die ersten sein, die wieder Neugeschäft machen, und die haben ihre Lehren gezogen. Wichtig ist es für uns, nicht am Markt vorbei, sondern mit dem Vertriebspartner gemeinsam kundenorientierte Projekte auf den Markt zu bringen.
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