Finanzexperte Maurice Höfgen
Putins wunder Punkt
Aktualisiert am 21.03.2022 - 10:13 Uhr
Maurice Höfgen ist Referent für Finanzpolitik im Bundestag. Foto: Maurice Höfgen
Die Sanktionen gegen die russische Zentralbank treffen Putin hart. Warum das so ist und was wir daraus über Geld und Macht lernen können, erklärt Finanzexperte Maurice Höfgen.
Um das zu verstehen, müssen wir ein paar Schritte zurückgehen. Die Abbildung unterhalb zeigt unser Geldsystem. Wir als Privatpersonen halten Konten bei Geschäftsbanken wie der Sparkasse. Die Geschäftsbanken wiederum führen ihr Konto bei der Zentralbank. Ebenso die Regierung.
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Auch die russische Zentralbank führt über Korrespondenzbanken ein Konto bei den nationalen Zentralbanken der Eurozone, etwa der Deutschen Bundesbank oder der Banque de France. Der größte Teil der russischen Devisenreserven ist in Euro denominiert, wie die Abbildung unterhalb zeigt. Das heißt: Der größte Teil der russischen Fremdwährungsdevisen besteht aus Guthaben bei den Zentralbanken...
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Um das zu verstehen, müssen wir ein paar Schritte zurückgehen. Die Abbildung unterhalb zeigt unser Geldsystem. Wir als Privatpersonen halten Konten bei Geschäftsbanken wie der Sparkasse. Die Geschäftsbanken wiederum führen ihr Konto bei der Zentralbank. Ebenso die Regierung.

Auch die russische Zentralbank führt über Korrespondenzbanken ein Konto bei den nationalen Zentralbanken der Eurozone, etwa der Deutschen Bundesbank oder der Banque de France. Der größte Teil der russischen Devisenreserven ist in Euro denominiert, wie die Abbildung unterhalb zeigt. Das heißt: Der größte Teil der russischen Fremdwährungsdevisen besteht aus Guthaben bei den Zentralbanken im Eurosystem – vereinfacht: als Guthaben bei der Europäischen Zentralbank (EZB).
Wichtig: Alle Euros, die existieren, existieren als Guthaben im Eurosystem – und können dieses auch nicht verlassen. Bei einer Überweisung wechseln die Guthaben höchstens den Eigentümer, aber sie bleiben Guthaben im Eurosystem.

Die russische Zentralbank hatte vor Kurzem noch groß getönt, dass sie den Banken und den Leuten im Lande alle Geschäfte in Rubel und die Auszahlung von Fremdwährungsdevisen garantiere. Das dürfte damit Geschichte sein. Wenn die russische Zentralbank zukünftig Euros an eine russische Bank überweisen will, wird das nicht mehr funktionieren. Die hart erarbeiteten und erwirtschafteten Währungsdevisen sind auf Knopfdruck wertlos.
Es wird zu Zahlungsausfällen und einem Bank-Run auf die letzten Fremdwährungsdevisen im Land kommen. Chaos für russische Finanzmärkte und Finanzprodukte ist vorprogrammiert. Die Sanktion trifft Russland an einer empfindlichen Stelle. Die Grafik oberhalb zeigt gut, dass Russland die Währungsdevisen in den letzten fünf Jahren umgeschichtet hat. Weniger US-Dollar, mehr Yuan und mehr Euro. Hat Putin diesen Schritt gegen die Devisenreserven den USA eher zugetraut als den Europäern? Es scheint so. Schief gegangen, kann man sagen.
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