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Schroders Aktienmarkt-Kommentar Was bedeutet der Brexit für Aktienanleger?

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6. David Cameron tritt als Chef der Konservativen zurück

David Cameron hat seinen Rücktritt für Oktober angekündigt. Innerparteilicher Aufruhr könnte für zusätzliche politische Instabilität sorgen sowie zu erhöhten Risiken und damit schlechteren Bewertungen bei britischen Aktien. In aller Regel funktionieren die Märkte auch in Phasen politischer Verwerfungen weiter. Doch fehlen die politische Einheit und ein Führungsanspruch, kann dies zu Marktunsicherheiten führen, wie wir sie zuletzt in Spanien gesehen haben.

7. Wird die EU ein Freihandelsabkommen dulden, ohne dass für ihre Bürger auch Freizügigkeit besteht?

Es scheint fast, als hätte Brüssel keinen „Plan B“ für das Abstimmungsergebnis in der Schublade. So könnte die EU bald die Position einnehmen, dass ein Freihandelsabkommen ohne Freizügigkeit für Unionsbürger nicht zu akzeptieren ist.

Dennoch dürfte Großbritannien diese Freizügigkeit nicht akzeptieren – zumal die Einwanderungsdebatte ein zentraler Baustein der „Leave“-Kampagne war. Auf der Produktionsseite dürften Zollvereinbarungen über die Welthandelsorganisation vereinbart werden und sich konkret beziffern lassen – beispielsweise mit 10 % für die Automobilindustrie usw. Wo immer dies möglich ist, dürfte der Markt die veränderte Zollsituation einpreisen.

8. Der Dienstleistungssektor dürfte unter Druck geraten, wenn Großbritannien den europäischen Binnenmarkt verlässt.

In ganz Europa dürfte von Unternehmensseite Druck ausgeübt werden, um das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien möglichst reibungslos aufrechtzuerhalten – denn die Vorteile liegen für beide Seiten auf der Hand. Zugleich bleibt die Frage der Freizügigkeit die Krux.

Im Finanzsektor wird sich ein enormes Problem stellen, grenzübergreifende Dienstleistungen zwischen Europa und Großbritannien anbieten zu können, wenn der EU-Binnenmarkt nicht mehr in seiner gegenwärtigen Form bestehen wird: Schließlich lag der Überschuss für britische Finanzdienstleister und Versicherungen im Jahr 2014 bei ganzen 20 Billionen Pfund. Damit steht die Frage im Raum, ob möglicherweise viele Unternehmen ihre Geschäftsbereiche teilweise von Großbritannien in die EU verlegen, um im Fall von Beschränkungen möglichst wenig Marktanteile zu verlieren.

9. Artikel 50 des Vertrages von Lissabon: Dieser könnte die Unsicherheit deutlich verkürzen.

Sich auf Artikel 50 des Lissabon-Vertrages zu berufen, heißt schlicht, dass Großbritannien zwei Jahre Zeit bleibt, um die Union zu verlassen. Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass zu dieser Frist beispielsweise auch alle Handelsabkommen ausverhandelt sein werden. Schließlich besteht die EU nunmehr aus 27 Mitgliedsstaaten, die teils nur eine einfache Mehrheit bilden müssen, um Vorlagen in die Gesetzgebung einzubringen. Teils müssen die Staaten auch einstimmig entscheiden – beispielsweise, wenn es um die Frage einer Verlängerung der Zwei-Jahres-Frist geht.

Mit der Erfahrung aus früheren Verhandlungen erscheint es uns mehr als unwahrscheinlich, neue Handelsabkommen in einer so kurzen Zeit zu vereinbaren. Ist die Frist zum Austritt abgelaufen, treten automatisch standardmäßige Abkommen der Welthandelsorganisation in Kraft.

Dies ist allerdings ein Präzedenzfall, sodass die Unsicherheit und auch die höheren Risikoprämien auf Aktien noch länger bestehen dürften. Außerdem sollte man eines nicht vergessen: Großbritannien hat extrem wenig Erfahrung bei Handelsvereinbarungen – denn die letzten Jahrzehnte hat immer die Europäische Union im Namen von Großbritannien verhandelt.

10. International ausgerichtete Unternehmen dürften vom abgewerteten Pfund profitieren.

Unternehmen, die ihre Gewinne vor allem außerhalb Großbritanniens machen, dürften besonders von der höheren Wettbewerbsfähigkeit eines schwächeren Pfunds profitieren können: Darunter die Basiskonsumgüter genauso wie Investitionsgüter, Pharma oder Software.

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