Schroders-Chef Oldfield warnt vor Folgen passiven Investierens
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Die massive Marktkonzentration durch passives Investieren ist gefährlicher denn je, warnt Richard Oldfield, Chef der Fondsgesellschaft Schroders, in einem aktuellen Kommentar.
Schroders-CEO Richard Oldfield sieht den massiven Trend zu Passiv-Investments kritisch| Foto: Midjourney/Canva
Passives Investieren hat in den vergangenen Jahren einen Siegeszug gefeiert, befeuert vor allem durch kostengünstige ETFs: Die börsengehandelten Fonds treffen - bis auf Ausnahmefälle - keine eigenen Anlageentscheidungen, sondern folgen passiv einem Index. Richard Oldfield, Chef der britischen Fondsgesellschaft Schroders, sieht diese Entwicklung kritisch. In einem Kommentar, der auszugsweise zu...
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Passives Investieren hat in den vergangenen Jahren einen Siegeszug gefeiert, befeuert vor allem durch kostengünstige ETFs: Die börsengehandelten Fonds treffen - bis auf Ausnahmefälle - keine eigenen Anlageentscheidungen, sondern folgen passiv einem Index. Richard Oldfield, Chef der britischen Fondsgesellschaft Schroders, sieht diese Entwicklung kritisch. In einem Kommentar, der auszugsweise zuerst in der britischen „The Sunday Times“ erschienen ist, warnt er eindringlich vor den Nebenwirkungen, die er durch den Shift zum passiven Investieren heraufziehen sieht.
Passivinvestments als Mittel zur Anlagestreuung
„Ich leite ein Investmentunternehmen, das Gebühren für die Entscheidungen erhebt, die wir mit dem Geld unserer Kunden treffen“, räumt Oldfield gleich zu Anfang ein. Nicht überraschend sei er daher ein leidenschaftlicher Verfechter aktiven Anlagemanagements.
Wohl erkenne er auch den Nutzen passiver Investments an: „Ich sehe auch einen Wert in 'passiven' oder Tracker-Investments, die kostengünstige, breit aufgestellte Portfolios bieten können, die passiv die Zusammensetzung von Marktindizes wie dem MSCI World oder dem S&P500 abbilden“, so Oldfield. Als Diversifikator halte er einen Anteil passiver Investments im Portfolio sogar für sinnvoll.
Der Schroders-Chef zieht jedoch eine Grenze: Passives Investieren werde nie „die Notwendigkeit einer aktiven Anlageüberwachung ersetzen“. Vielmehr könnten nur aktive Investoren die notwendige Recherche leisten, um effektiv Preise für Vermögenswerte zu bestimmen.
Jegliche Investmententscheidungen sollten bewusst fallen, unter Berücksichtigung der jeweiligen Risiken, fordert der Schroders-Chef. Dabei warnt er mit Blick auf die aktuellen Rahmenbedingungen: „Die Zusammensetzung der heutigen Märkte und die Kräfte, die die künftige Rentabilität der Unternehmen beeinflussen, sorgen dafür, dass die durch passive Portfolios ausgehende Gefahr selten größer war.“ Insbesondere sieht Oldfield die Gefahr, dass Investoren sich vieler Risiken gar nicht bewusst sind.
Beispiellose Marktkonzentration
Vor allem die Konzentration in den großen Indizes macht Oldfield Sorgen: „Die wichtigsten Indizes werden zunehmend von weniger Aktien, aus weniger Ländern, in weniger Branchen dominiert.“ Der US-Aktienmarkt mache derzeit 74 Prozent des MSCI World Index aus. „Nie in den vergangenen 55 Jahren war der Index so stark von einem Land dominiert“, so der Schroders-Chef. Auch dass gerade einmal zehn Unternehmen 37 Prozent des US-Marktes ausmachten, liege „außerhalb der Erfahrung der Anleger", so Oldfield.
Besonders bedenklich findet der Schroders-Chef: „Die heutigen größten Positionen repräsentieren alle die gleiche, einseitige Wette – auf US-Technologie.“ Wer mit Blick auf die geringen Kosten Geld in einem globalen ETF anlege, sollte sich bewusst sein, „dass ein Großteil Ihres Kapitals in eine Handvoll Unternehmen investiert wird, die alle in verwandten Branchen tätig sind“, wendet sich Oldfield direkt an seine Leser.
Investoren beeinflussen Wachstum
Für aktives Management spreche unter anderem, dass Aspekte wie Klimafragen oder Risiken, die mit der Verbreitung künstlicher Intelligenz einhergehen, ein vertieftes Verständnis erforderten, um daraus Anlageentscheidungen zu treffen. Seine Sorge habe allerdings „nichts damit zu tun, 'woke' zu sein“, will der Schroders-Chef verstanden wissen.
Neben der Rolle als Sparringspartner für Unternehmen, die nur aktive Investoren einnehmen könnten, verweist Oldfield noch auf einen weiteren Aspekt – und appelliert damit an das soziale Gewissen seiner Leser: Wer Geld anlege, könne damit beeinflussen, an welchen Stellen er Wachstum fördere. Wenn ein Anleger einen globalen Indexfonds in sein (britisches) Vorsorgedepot kaufe, „fließt der größte Teil seines Geldes – und die damit verbundene britische Steuervergünstigung – in die Förderung von Beschäftigung, Forschung und Entwicklung und letztlich in die Steuereinnahmen anderer Länder“, so Oldfield. „Ist es wirklich das, was wir wollen?“
Oldfields Warnung kommt vor dem Hintergrund großer Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten: Das erratische Vorgehen von US-Präsident Donald Trump bei internationalen Handelsbeziehungen, aber auch beim Abbau staatlicher Strukturen in den USA versetzen die Märkte in Unruhe. International sind in den vergangenen Wochen Börsenkurse eingebrochen. Vor allem die großen US-Tech-Unternehmen sind davon betroffen – was wiederum die Kurse vieler ETFs in den Keller rauschen lässt.