Schroders-Portfoliomanager Ingmar Przewlocka: „Viele Multi-Asset-Fonds waren eher verkappte Rentenfonds“
Für das bestmögliche Zusammenspiel, um damit auch die Performance zu steigern?
Przewlocka: Es geht auch um Transparenz. Nehmen wir den Anleihen-Bereich: Die reine Quote sagt ja nichts aus. Da fehlen essenzielle Informationen, etwa ob man mehr Staats- oder Unternehmensanleihen hält, welche regionalen Übergewichtungen man wählt und so weiter. Von den Anlegern wird manchmal unterschätzt, was ein aktiver Multi-Asset-Fonds leisten muss und auch leisten kann. Denn es stehen viele unterschiedliche Return-Quellen zur Verfügung, wenn man über gute Prozesse und Kapazitäten verfügt.
Dann blicken wir doch einmal auf Ihre regionalen Schwerpunkte. Für Sie sind europäische Aktien einer der größten Renditetreiber.
Przewlocka: Europa steht nicht für Large-Cap-Tech, sondern eher für Value. Und die Bewertungen waren in den letzten Quartalen in Europa sehr attraktiv, weil viele negative Szenarien eingepreist waren....
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Für das bestmögliche Zusammenspiel, um damit auch die Performance zu steigern?
Przewlocka: Es geht auch um Transparenz. Nehmen wir den Anleihen-Bereich: Die reine Quote sagt ja nichts aus. Da fehlen essenzielle Informationen, etwa ob man mehr Staats- oder Unternehmensanleihen hält, welche regionalen Übergewichtungen man wählt und so weiter. Von den Anlegern wird manchmal unterschätzt, was ein aktiver Multi-Asset-Fonds leisten muss und auch leisten kann. Denn es stehen viele unterschiedliche Return-Quellen zur Verfügung, wenn man über gute Prozesse und Kapazitäten verfügt.
Dann blicken wir doch einmal auf Ihre regionalen Schwerpunkte. Für Sie sind europäische Aktien einer der größten Renditetreiber.
Przewlocka: Europa steht nicht für Large-Cap-Tech, sondern eher für Value. Und die Bewertungen waren in den letzten Quartalen in Europa sehr attraktiv, weil viele negative Szenarien eingepreist waren. Die allgemeine Nachrichtenlage war negativ. Das eröffnete gerade im Small- und Mid-Cap-Bereich große Chancen. Auch das Reopening von China hat uns bestärkt, immerhin wirkt sich das positiv auf deutsche Exporte aus.
China hat einen gewaltigen Rohstoffhunger. Nun ist ein Multi-Asset-Fonds ja nicht nur ein Zwei-Lösungen-Fonds bestehend aus Aktien und Anleihen. Wie wichtig sind Rohstoffe wie Gold, Silber oder Kupfer als Baustein in Ihrem Portfolio?
Przewlocka: Anfang 2022 hatten wir eine deutliche Exponierung im Rohstoffsektor. Innerhalb des Jahres haben wir dann Gewinne mitgenommen, denn ein großer Teil der Nachfrage war in den Kursen eingepreist. Nun haben wir erneut begonnen, den breiten Rohstoffmarkt zu kaufen. Allen voran Gold. Hier sehen wir Chancen. Generell sind Rohstoffe eine Komponente, die in jedem Multi-Asset-Fonds Beachtung finden sollten.
Als Inflationsschutz?
Przewlocka: Rohstoffe können ein sehr guter Hedge gegen inflationäre Tendenzen sein. Zudem wird Gold auch als Hedge für systemische Risiken wie wir sie aktuell erleben eingesetzt.
Wie gewichten Sie Rohstoffe?
Przewlocka: Wir behalten den Bereich immer im Auge. Er ist nicht starr gewichtet, wir nehmen mal etwas raus, fahren den Bereich im Bedarfsfall aber auch hoch. Im Moment liegt die Rohstoff-Quote bei etwa 4 Prozent. Zählt man Energie-Aktien dazu, sind es knapp 6,5 Prozent.
Sie positionieren sich auch gegen den Dollar. Warum?
Przewlocka: Wir glauben, dass einige Faktoren, die im vergangenen Jahr für eine gute Performance gesorgt haben, nun wegbrechen. Die Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa hat sich zum Beispiel deutlich eingeengt. Viele Faktoren sprechen für andere Währungen.
Sie shorten den Dollar, sind optimistisch bei Rohstoffen, für Europa – wie bringt man das am Ende alles unter einen Hut?
Das ist das Interessante am Multi Asset: Es ist nicht nur eindirektional, man muss auch schauen, welche Themen sich in unterschiedlichen Asset-Klassen abspielen. Man wird selten sehen, dass Emerging Markets deutlich outperformen, wenn man gleichzeitig einen starken Dollar hat. Da gibt es ja einen klaren Zusammenhang. Deshalb muss man Korrelations-Cluster wenn möglich vermeiden. Man muss immer das Zusammenspiel aus einzelnen Komponenten im Blick behalten.
Für einen Menschen allein ist das kaum zu stemmen. Wie stützen Sie sich beim Fonds-Management auf die Experten in Ihrem Haus? Welche Informationen lassen sich zuliefern?
Przewlocka: Jeder Morgen beginnt mit Briefings: Wir werden auf Stand gebracht, was über Nacht geschehen ist und welche Themen und Entscheidungen an diesem Tag anstehen. Es gibt auch regelmäßige Meetings innerhalb des Multi-Asset-Teams, wo wir die Asset Allokation durchgehen und gemeinsam mit Experten bestimmte Aspekte etwa zum Thema Equity oder Bonds aufgreifen.
Klingt nach einem riesigen Apparat.
Przewlocka: Bei Schroders arbeiten 120 Leute nur im Multi-Asset-Bereich, hinzu kommen noch die Spezialisten in den jeweiligen Einzelbereichen, die uns mit Informationen versorgen. Deren spezifischer Blick kann uns helfen. Denn als Multi-Asset-Manager muss man die ganze Bandbreite abdecken. Aber das ist so komplex, dass man das ohne gute Unterstützung nur schwer leisten kann. Auch hier hilft die eingangs erwähnte Erfahrung enorm. Denn aus all den Informationen muss man herausfiltern, welche wirklich Relevanz hat und was nur ein Grundrauschen ist.
Was unterscheidet einen erfahrenen Multi-Asset-Fondsmanager von einem Einsteiger?
Przewlocka: Als Multi-Asset-Fondsmanager muss man einen umfassenden Blick auf die Kapitalmärkte haben. Durch jahrelange Erfahrung lernt man, die richtigen Fragen zu stellen. Spricht man mit einem Small-Cap-Experten, kann der einem vermutlich sehr spezielle Auskünfte über das Business-Modell eines Unternehmens im Detail erklären. Aber ich muss am Ende verstehen, wie zum Beispiel ein Unternehmenssektor auf steigende Zinsen reagiert und was dies für die gesamte Konstruktion des Multi-Asset Portfolios bedeutend. Die richtigen Fragen zu stellen und aus den Antworten auch die richtigen Schlüsse zu ziehen, das lernt man nur über Erfahrung.
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