Schroders-Managerin über China 2011: „Auf einen Rohstoff-Superzyklus sollten Anleger gefasst sein"
A-AKTIEN ODER H-AKTIEN?
Frage: Welcher der beiden Aktienmärkte Chinas ist für Sie der attraktivere? Besteht die Möglichkeit für eine Expansion und/oder Konsolidierung der beiden Märkte?
Luo: Zurzeit präferieren wir inländische A-Aktien gegenüber H-Titeln. Chinesische A-Aktien werden im Vergleich zu ihren langfristigen Werten mit einem Abschlag gehandelt und hinken dem Markt hinterher. Die Märkte werden sich weiter der Politik anpassen (die Reaktion auf Inflation und die Gefahr einer weiteren monetären Straffung). Doch wir gehen davon aus, dass diese Phase vorbeigeht und dass sich der Inflationsdruck im ersten Quartal 2011 abschwächt. Kurzfristig rechnen wir nicht mit einer Konsolidierung der beiden Aktienmärkte.“
Hintergrund: Chinesische Firmen können sowohl an der Börse in Shanghai als auch an der Börse in Hongkong gelistet werden. A-Aktien notieren an der Börse in Shanghai und sind größtenteils nur für inländische Investoren zugänglich. H-Aktien notieren an der Hongkonger Börse und stehen vor allem ausländischen Anlegern offen. In beiden Fällen ist der Ausgangspunkt für den Geschäftsbetrieb Festland-China.
WÄHRUNGSKRIEGE
Frage: Die USA haben vor kurzem ihre zweite Runde der quantitativen Lockerung bekannt gegeben. Welche Maßnahmen sind von der chinesischen Regierung in Bezug auf Devisen zu erwarten? Wie lautet Ihre Prognose für eine Aufwertung des Renminbi und wie würde sich eine solche Aufwertung auf den chinesischen Aktienmarkt auswirken?
Luo: Währungskonvertibilität und die Ausgabe von Renminbi werden weiter wachsen und den Weg für einen wachsenden Renminbi-Devisenmarkt freimachen. Wir gehen nicht davon aus, dass die Regierung eine größere einmalige Aufwertung des Renminbi zulässt. Sie wird jedoch eine moderate Aufwertung der Währung zwischen 3 und 4 Prozent jährlich gestatten müssen. Das wird sich natürlich positiv auf inländische Titel mit Ausgaben im Ausland und Einnahmen im Inland (wie etwa Fluggesellschaften) auswirken.
…. UND ZUM SCHLUSS
Frage: Was sind die wichtigsten Faktoren für die schwächere Wertentwicklung Chinas im Vergleich zu den globalen Märkten in 2010? iIt jetzt ein guter Zeitpunkt, um in China zu investieren?
Luo: Der Hauptfaktor für die unterdurchschnittliche Performance Chinas ist größtenteils die Unsicherheit in Bezug auf die Geld- und Steuerpolitik der Regierung sowie die fortlaufenden Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung. Die Politik der Regierung war hauptsächlich vom Immobiliensektor bestimmt, der sich als großer und wichtiger Teil der Wirtschaft auf viele andere Sektoren ausgewirkt hat. Eine schwache Stimmung durch die Straffungspolitik der Regierung – verstärkt durch die Unsicherheit über das weltweite Wachstum – hat sich als Hemmschuh für die chinesischen Märkte erwiesen.
Für die weitere Zukunft sehen wir eine anhaltende Gefahr an der Immobilienfront, auch wenn wir hier mit einer sanften Landung rechnen. Der globalen Konjunktur gegenüber bleiben wir vorsichtig, sehen aber keinen Rückfall in die Rezession. Die derzeitige Volatilität am Markt dürfte nur kurzfristiger Natur sein. Und auch wenn die Bewertungen nicht günstig sind, so bietet der jüngste Rückgang doch bessere Möglichkeiten für Investoren.