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Schroders: Porträt einer Banker-Familie

in FondsLesedauer: 10 Minuten
Quelle: Schroders
Quelle: Schroders
Der ältere Herr betritt die Bühne. Er sieht freundlich aus, ein nettes, offenes Gesicht. Er werde eine seiner Grundregeln verraten, kündigt er an, und dann sagt er diesen Satz: „It must be fun, and it must be now“ – zu Deutsch etwa: „Es muss Spaß machen, und es muss sofort sein.“ Es ist 2004 im Städel Museum zu Frankfurt, das Londoner Finanzhaus Schroders feiert seinen zweihundertsten Geburtstag.

Schwer zu glauben, doch dieser irgendwie wunderlich wirkende Herr steht in der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt auf Platz 297 mit einem Vermögen von 3,7 Milliarden Dollar. Er ist Nachfahre und Mitglied einer der wichtigsten Kaufmanns- und Bankiersfamilien überhaupt: der Schröders.   

Das Unternehmen Schroders hat seinen Sitz in London – Ö-Striche kennt der Engländer nicht. In 25 Ländern betreibt es 32 Niederlassungen mit insgesamt 2.900 Mitarbeitern. Es verwaltet Vermögen für private und institutionelle Anleger und Pensionsfonds und ist im Private Banking aktiv. Für umgerechnet 227 Milliarden Euro ist es auf diese Weise zuständig. Zugegeben, das können andere auch. Wer also die tatsächliche Bedeutung der Schröders verstehen will, muss hinter diese Zahlen schauen, einen Blick in die Geschichte werfen und das gesellschaftliche Umfeld betrachten.

Dabei stößt man zwangsläufig auf Bruno Lionel Schroder, eben jenen älteren Herren, der gern Spaß hat, und zwar sofort. Geboren im Jahr 1933, ist er der Sohn der ersten echten Engländerin in der Familie Schröder, Meg Darell. Bruno Freiherr von Schroder, wie er in Deutschland komplett heißt, lebt auf dem Anwesen Dunlossit auf der schottischen Insel Islay. Dort gibt es nicht allzu viele Menschen, dafür 30.000 Schafe – 2.000 davon gehören ihm selbst –, ein paar Tausend Hirsche, einen Ort namens Blackrock und die Destillerie Laphroaig, die einen ziemlich strengen Scotch brennt, passend zum Klima an Schottlands Westküste. Schroders Lieblingssorte kommt aber aus Bruichladdich, ebenfalls auf Islay, und schmeckt nicht ganz so stark nach Torf.

„Es ist schön, dort zu leben“, sagte er dem Schweizer Wirtschaftsmagazin „Bilanz“. „Niemand kümmert sich darum, ob man Geld oder Titel besitzt.“ Auf Islay heißt er einfach „Mister Bruno“. Man schätzt ihn nicht etwa seiner Herkunft wegen, sondern weil er den Lebensstil annimmt und etwas für die Menschen tut. So steckten er und seiner Schwester Charmaine 675.000 Pfund in ein neues Küstenrettungsboot. Es heißt Helmut Schroder II, wie sein Vater. Und wenn der Islayer Flughafen seinen Tag der offenen Tür hat, nimmt Mister Bruno die Insulaner auf eine Runde in seinem Privatflugzeug mit. Kostenlos.

Bruno Schroder ist nicht der Erste, der derartig aktiv ist. Der Gedanke, der Gesellschaft etwas vom eigenen Erfolg zurückzugeben, durchzieht die Geschichte der Schröders wie ein jahrhundertealter roter Faden. Auf Listen der spendabelsten englischen Unternehmen ist Schroders regelmäßig vorn zu finden. Verantwortlich ist das hauseigene „Charity Commitee“, der Wohltätigkeitsausschuss.

Allein in Hamburg gibt es heute fast 70 gemeinnützige Stiftungen der Familie. Eine der bekanntesten ist die „Johann Heinrich Schröders mildthätige Stiftung“ aus dem Jahr 1850. Das Gründungskapital lag bei einer Million Mark – in heutiger Kaufkraft 12,3 Millionen Euro. Davon entstand nahe der Hamburger Sternschanze das Schröderstift, eine Wohnanlage für bedürftige Frauen höheren Standes. Heute beherbergt das Schröderstift Rentner im Norden Hamburgs.

Die Wurzel des Gemeinsinns steckt im 18. Jahrhundert. Schon der Kaufmann Christian Matthias Schröder mahnt 1779 seine Kinder: „Seid immer vornehm und großzügig … Pflegt gute Freundschaften und Harmonie mit Freunden und Verwandten und seid hilfsbereit.”

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