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Schroders: Porträt einer Banker-Familie

in FondsLesedauer: 10 Minuten
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Noch im 19. Jahrhundert beginnt J. Henry Schröder & Co, den Handel anderer Kaufleute zu finanzieren. Es wird ein weiteres Standbein und wichtiger Schritt in Richtung Handelsbank. 1870 folgt ein geschäftlicher Volltreffer. Japan ist dabei, sich eine Industrie aufzubauen, und will die erste Eisenbahnlinie zwischen Tokio und Yokohama verlegen. Gut 40 Kilometer Schienenstrang, allein, es fehlt das Geld. Das besorgt Schröder, indem er eine Japan-Anleihe für die enorme Summe von einer Million Pfund in England platziert. Die Rendite liegt bei 9,2 Prozent. Für europäische Anleger ist das viel, für Finanzmarktaußenseiter Japan ist es günstig. Von da an spielt Schröders Haus in der Champions League der Banken. 1926 kommt schließlich ein weiteres Standbein hinzu: die Geldanlage. Das Unternehmen richtet eine Investment- Abteilung ein und entwickelt Anlageprodukte. Heute ist es das Kerngeschäft.

Stets mit dabei ist der Gedanke, ehrlich zu bleiben und sich für Mitarbeiter und Gesellschaft einzusetzen. Was aber nicht die Triebfedern überdecken soll, die diesen Aufstieg überhaupt erst ermöglicht haben: Gespür für wirtschaftliche Entwicklungen, Ehrgeiz, Geduld, beinahe grenzenlose Disziplin und professionelles kaufmännisches Kalkül.

So war der Schritt nach London 1800 mitnichten der Liebe zur Insel geschuldet. Vielmehr schüttelten gerade die Koalitionskriege zwischen Frankreich und dem Rest Europas den Kontinent kräftig durch. Handel verlagerte sich nach England, London wurde zur Hafenmetropole. Schröder folgte.

Der Schritt nach Amerika 1923 mit der Tochtergesellschaft J. Henry Schroder Banking Corporation, kurz: Schrobanco, war eine Konsequenz aus dem Ersten Weltkrieg. Europäische Länder, vor allem Deutschland, waren höchst verschuldet, die USA schwang sich zum Gläubiger der Welt auf. Der Dollar errang seinen Status als Weltleitwährung, den er – mehr oder weniger – bis heute noch hat. „New York hat sich über Nacht zu einem internationalen Finanzzentrum erster Klasse entwickelt“, schrieb der Finanzjournalist Paul Einzig 1931. Doch da war Schrobanco schon acht Jahre vor Ort.

Dass diese Geschichte trotzdem nicht gut ausging, ist eine andere Sache. 1986 verkaufte Schroders die US-Tochter an eine japanische Bank und beteiligte sich stattdessen an der US-Investmentbank Wertheim & Co. Doch auch das sollte nicht funktionieren, wie sich 14 Jahre später zeigte.

Sinkender Aktienkurs? Na und?

Trotz solcher Teilniederlagen: Weitsicht gepaart mit Geduld sieht man im Unternehmen auch heute noch als Markenzeichen. „Vor einigen Dekaden haben wir bereits Niederlassungen in Südamerika und Asien eröffnet, als sich kaum eine andere Fondsgesellschaft dafür interessiert hat“, sagt Achim Küssner, der als Geschäftsführer von Schroder Investment Management die Geschäfte in Deutschland und weiten Teilen Europas verantwortet. Als einer der ersten Vermögensverwalter habe Schroders Registrierungen in Ungarn und Griechenland beantragt. Man müsse diese Aufbauarbeiten langfristig sehen, sagt Küssner. Die nächsten Themen hießen Türkei und Russland, und aktuell laufe der Aufbau in Polen schon recht rund.

Langfristig denken – das passt wiederum so gar nicht zur Tatsache, dass die Aktie von Schroders seit 1959 auch an der Londoner Börse gehandelt wird. Zwei Jahre zuvor hatte das Unternehmen aus dem Ö ein O gemacht und sich in Schroder umbenannt. Aktionäre und Analysten wollen quartalsweise eine tolle Show mit guten Zahlen geboten bekommen. Für solide, langfristige Pläne haben sie – gerade in heutigen Zeiten – häufig nichts übrig.

Küssner beruhigt: „47,7 Prozent der Stimmrechte liegen ja noch in Familienhand in zwei treuhänderisch verwalteten Stiftungen. Außerdem haben wir genug strategische Investoren, die uns den Rücken stärken.“ Steigende Nervosität durch sinkenden Aktienkurs? Eher nicht. „Wenn das passiert, warte ich eben, bis er wieder steigt“, meint Bruno Schroder entspannt.
Somit ist die Jahrtausendwende eine der wenigen Ausnahmen, in denen die Chefetage kräftig durchgriff. Und im Nachhinein betrachtet sollte sich einiges als richtig und eine ganz spezielle Aktion sogar als ausgesprochener Glücksgriff erweisen.

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