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Aktualisiert am 07.10.2016 - 20:02 Uhrin FondsLesedauer: 8 Minuten

Schroders-Vertriebsleiter im Interview „Multi-Asset-Mandate verwalten wir schon seit 1947“

Joachim Nareike, Leiter Publikumsfondsvertrieb bei Schroders
Joachim Nareike, Leiter Publikumsfondsvertrieb bei Schroders

DAS INVESTMENT: Im ersten Halbjahr gab es einige Ereignisse, die Sie als Vertriebschef nicht gefreut haben dürften: Die Gewinne des Börsenjahres 2015 waren nach nur elf Handelstagen dahin. Syrien, Flüchtlingskrise und weitere geopolitischen Brandherde. Vor kurzem dann das Brexit-Referendum. Aktuell sind die Banken – vor allem die italienischen – in den Schlagzeilen. Wie ist Ihr Fazit aus Vertriebssicht für das erste Halbjahr 2016?

Joachim Nareike: Das erste Halbjahr ist an den Kapitalmärkten sehr turbulent verlaufen. Sorgen um die rückläufige Globalkonjunktur haben zum Jahresauftakt die globalen Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt und für erhebliche Volatilität gesorgt. Allein der Dax fiel im Januar um rund 9 Prozent. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung hat der Brexit im Juni die Aktienmärkte erneut nach unten gedrückt.

Wir sind jedoch zufrieden damit, wie sich unsere Fonds in dieser Zeit entwickelt haben. Denn dies beweist: In schwierigen Marktphasen ist aktives Portfoliomanagement und konsequentes Risikomanagement wichtiger denn je. Durch unsere breite Produktpalette war es uns möglich, in verschiedenen Strategien positive Renditen zu erzielen und zugleich Marktschwankungen und Kursrückschläge zu reduzieren. Gerade die Long/Short-Produkte verliefen asymmetrisch zum Markt und lieferten die gewünschten Ergebnisse.

Was wünschen Sie sich für das zweite Halbjahr und welche realistischen Erwartungen haben Sie?

Nareike: In Anbetracht der gemischten makroökonomischen Nachrichtenlage spricht einiges dafür, dass die Volatilität auch im zweiten Halbjahr ein ständiger Begleiter sein wird und weitere Kursrückgänge auf der Agenda stehen. Darauf sollte man sich als aktiver Asset Manager einstellen. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass die globale Konjunktur in eine erneute Rezession abdriften wird.

Vielmehr erwarten wir, dass das weltweite Wirtschaftswachstum weiterhin moderat zulegen und die Inflation mit der Zeit ansteigen wird. Grundsätzlich eröffnen Schwankungen auch immer Potenzial, um Fehlbewertungen im Markt zu nutzen.

Der Niedrigzins ist das alles dominierende Thema in der Finanzbranche. Ein paar vereinfachte direkte Folgen daraus: Rentenfonds werden zunehmend unattraktiv. Das Sparbuch ist bzw. sollte keine Alternative mehr sein. Die Deutschen stürzen sich auf Immobilien. Gold wird wiederentdeckt. Multi-Asset-Fonds sind in aller Munde. Aktienfonds schlagen sich mittelmäßig, volatile Börsen und Regulatorik verhindern größere Mittelzuflüsse. Stimmen Sie zu? Möchten Sie etwas ergänzen?

Nareike: Das ist mir etwas zu plakativ. Es ist richtig, dass es im Niedrigzinsumfeld immer herausfordernder wird, mit Anleihen nachhaltige Renditen zu erzielen. Das heißt allerdings nicht, dass Rentenfonds per se unattraktiv werden. So ergeben sich bei Schwellenländeranleihen sowie Unternehmensanleihen noch attraktive Chancen. Auch Staatsanleihen haben in diesem Jahr wieder gezeigt, dass sie wichtige Diversifikation im Portfolio liefern können. Auch viele Aktienfondsmanager haben einen guten Job gemacht. Es ist allerdings richtig, dass die angestiegene Volatilität zu viel Verunsicherung bei den Anlegern geführt hat.

Grundsätzlich geht es darum, sich flexibel an die veränderten Marktgegebenheiten anzupassen und nicht dogmatisch an alten Prinzipien festzuhalten. Das Umfeld wird weiterhin herausfordernd bleiben, und eine robuste Portfoliokonstruktion ist essenziell.


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