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Schroders zur Inflation Notenbankgeld nutzt weder Haushalten noch Unternehmen

Passanten in Shanghai, China, wappnen sich gegen den Wind. Viel Gegenwind für die Wirtschaft und wenig Aufwind für die Inflation erwartet auch Schroders-Chefvolkswirt Keith Wade.
Passanten in Shanghai, China, wappnen sich gegen den Wind. Viel Gegenwind für die Wirtschaft und wenig Aufwind für die Inflation erwartet auch Schroders-Chefvolkswirt Keith Wade. | Foto: imago images / Xinhua
Keith Wade © Schroders

Viele Kapitalmarktakteure denken, wenn sich die Wirtschaftsaktivität wieder normalisiert, wird die Inflation ansteigen. Die Treiber: eine stärkere Nachfrage infolge der anhaltend lockeren Geld- und Fiskalpolitik gekoppelt mit einem beschränkten Angebot, das durch die Auswirkungen von Covid-19 auf die Lieferketten bedingt ist. Doch wir sind anderer Meinung.

Zeichen deuten auf sinkende Preise

Erste Indikatoren zeigen: Sowohl die Konjunktur als auch die Preissteigerungen lassen deutlich nach – die Coronavirus-Krise hat stark deflationäre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Der Einbruch der Nachfrage hat die Ölpreise in Mitleidenschaft gezogen und zu niedrigeren Energiekosten geführt. In den USA waren die Rohstoffpreise auch während der vergangenen Rezession und der Abkühlung zur Zyklusmitte im Jahr 2015 gefallen – und sie signalisieren auch jetzt eine anhaltend schwache Inflation in den kommenden Monaten (Abbildung 1).

Gleichzeitig erleben wir eine Flut von Schnäppchenangeboten im Einzelhandel, wo Anbieter bemüht sind, die infolge des Lockdown voll gebliebenen Lager zu räumen. Wenn Fluggesellschaften und Hotels allmählich wieder den Betrieb aufnehmen, erwarten wir weitere Preisnachlässe und wären nicht überrascht, in Europa und den USA in den kommenden Monaten eine negative Gesamtinflation zu sehen.

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Neues Geld bleibt bei den Banken

Wird die Lockerung der Fiskal- und Geldpolitik die Nachfrage – und damit die Preise – nach oben treiben? Marktteilnehmer sehen insbesondere im beschleunigten Wachstum der Geldmenge in den USA einen Vorboten für steigende Preise. In der Tat beobachten wir ein außergewöhnliches Wachstum der Geldmenge M2, welche ein Maß für Bareinlagen und sonstige liquide Instrumente, einschließlich Publikumsfonds, ist. Mit Blick auf die potenziell disruptiven Auswirkungen von Covid-19 für die Angebotsseite der Wirtschaft erkennen einige Marktbeobachter nun einen Wendepunkt hin zu mehr Volatilität und einer höheren Inflation. Der Handlungsspielraum der Notenbanken für lockere Geldpolitik und Niedrigzinsen, den die geringe Teuerungsrate ermöglichte, wäre damit weg – und die Unterstützung für Risikoanlagen entfiele.

Doch das Risiko hierfür ist gering. Denn: Die Beziehung zwischen den Kennzahlen zur Bestimmung der Geldmenge und der Inflation ist bestenfalls lose – trotz des berühmten Sprichworts von Milton Friedman, die Inflation sei immer und überall ein monetäres Phänomen. Eine rapide Beschleunigung der Geldmenge geht häufig mit einem entsprechend deutlichen Rückgang der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in der Wirtschaft einher. Die Gesamtaktivität ändert sich hingegen kaum. Das zeigt die Erfahrung der globalen Finanzkrise: Trotz steigender Geldmenge ließ quantitative Lockerung weder die Inflation zunehmen noch beschleunigte sie die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Stattdessen verblieb das geschaffene zusätzliche Kapital im Bankensystem, wo die Reserven nach der Krise in die Höhe schnellten – die zusätzliche Liquidität fand keinen Weg in die Wirtschaft und schlug sich nicht in Preiserhöhungen nieder (Abbildung 2).

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