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Schuldenberg wächst Japan gibt geldpolitisch weiter Vollgas

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Ganz anders der japanische Regierungschef Shinzo Abe. Seine als Abenomics bekannte Kombination aus Konjunkturhilfen und stützender Geldpolitik durch die Zentralbank hat die Wirtschaft stabilisiert. Dafür hat sie allerdings auch die ohnehin nicht geringen Schulden weiter aufgetürmt. Die Verbindlichkeiten des Staates sind inzwischen auf knapp 240 Prozent der Wirtschaftsleistung geklettert, was kein anderer Industriestaat überbieten kann. Die Bank of Japan soll als Folge ihrer lockeren Geldpolitik mittlerweile rund 40 Prozent der heimischen Staatsanleihen sowie drei Viertel aller Indexfonds auf den japanischen Aktienmarkt halten.

Eigentlich müssten neben den Hilfsmaßnahmen wohl auch größere Reformen her. Höhere Steuern aber will Abe bisher vermeiden, um die Konjunktur nicht abzuwürgen. Die Mehrwertsteuer wollte er bereits mehrfach anheben, hat dies aber immer wieder verschoben. Aktuell peilt der Regierungschef den Oktober 2019 an. Grund für seine Bedenken: Als er die Mehrwertsteuer 2014 von 4 auf 8 Prozent verdoppelt hat, lahmte anschließend die Produktion.

Lockere Geldpolitik wird fortgesetzt

Um für seine Politik genug Rückendeckung zu bekommen, hat Abe es gewagt, Neuwahlen auszurufen, und gewonnen. Der liberaldemokratische Politiker sicherte sich im Oktober eine Mehrheit von zwei Dritteln der Abgeordneten. Dass Japan nun geldpolitisch weiter Vollgas geben wird, erscheint Experten wie Robert Halver völlig klar: „Die Bank of Japan hat sich für eine Fortführung ihrer Liquiditätsschwemme ausgesprochen, bis die Inflation in Japan stabil über 2 Prozent liegt.“ Dies lasse noch eine lange Offensive erwarten. Zuletzt lag die Teuerung bei lediglich 0,7 Prozent. „Die Notenbank weiß auch die damit verbundene Yen-Schwäche zu schätzen, die auf die japanische Exportwirtschaft wie ein großes Konjunkturpaket wirkt“, so der Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank in Frankfurt. Der Aktienmarkt schoss nach der Wahl auf den höchsten Stand seit 1996.

„Wir bevorzugen Branchen, die solide Gewinne melden, aber dem breiten Markt hinterherhinken, zum Beispiel Automobile, Transport und Immobilien“, heißt es von den Analysten des Vermögensverwalters Blackrock, die ebenfalls von verlängerten Konjunkturanreizen ausgehen: „Wir erwarten keine großen Änderungen in der Haushalts- und Geldpolitik.“ Anders als für die Börsenkurse sei dies aber für Währung und Staatsanleihen keine schöne Aussicht.

Denn Abes neue Regierung könnte das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts viele Jahre hinausschieben, befürchten die Experten. Und angesichts des wachsenden Schuldenbergs besteht die Gefahr, dass Rating-Agenturen Japans Schuldnerqualität herabstufen. Die Wirtschaft ist unter Abe durchgestartet, aber einen ruhigen Flug ohne Turbulenzen werden die bisherigen Maßnahmen demnach wohl nicht lange gewährleisten.

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