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Schuldenkrise: Das „Pump-Boom-Crash-Sündenbock“-Modell

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Schritt 5 „Der Crash“


Die PBCS-Blase platzt immer dann, wenn jemand ruft: „Der Kaiser ist ja nackt!“ Oder: „Die irren Wachstumsraten haben nichts mehr mit der Realität zu tun“. Dann verkauft der Erste, dann der Nächste und plötzlich verkaufen alle. Panik bricht aus. Das Kartenhaus fällt in sich zusammen. Immobilienpreise stürzen ins Bodenlose. Die Crashphase beginnt.

Es war leider doch nur ein Strohfeuer gewesen. Man hatte mehr Geld ausgegeben, als man erarbeitet hatte. Zehn Jahre lang war man unverdient und viel zu schnell gewachsen. Platzt die Schuldenblase, mussdas Wahlvolk aber plötzlich hart sparen. Nur war das so nicht ausgemacht.

Schritt 6 „Auf der Suche nach dem Sündenbock“


In Amerika wird der Kandidat beziehungsweise dessen Nachfolger abgewählt. Im kaufmännisch weniger gebildeten Europa geschieht das nicht zwangsläufig. So müssen für Politiker und Wähler Ausreden her. Reichen Worte nicht mehr aus, greift man auf Sündenböcke zurück.Wie bei den PBCS-Krisen in den Jahren 1873, 1929 oder 1998 waren dies auch im Jahr 2008 die üblichen Verdächtigen: alle möglichen Verkäufer, Handelsunternehmer, Banken und Spekulanten. Verkäufer verdienen in diesen Boomzeiten wegen ihrer variablen Gehaltsbestandteile überproportional viel Geld. Handelsunternehmen verkaufen die Konsumgüter, die bei billigem Geld stark gefragt sind. Banken profitieren von schuldenfinanzierten Strohfeuern durch ihre Nähe zum Geldstrom. Und die Spe-kulanten? Sie profitieren, weil sie den Boom auf Pump als erstes durchschauen konnten. Deshalb haben sie die Krise aber nicht verursacht, sondern nur von ihr profitiert.

Schritt 7 „Das ist nicht  unsere Krise!“ – Doch

„Das ist nicht unsere Krise“, rufen zornig Europas wirtschaftlich Ungebildete. Es ist aber sehr wohl „deren Krise“. Die Schulden wurden aufgenommen, um das Leben „Kleiner Leute“ zu subventionieren − nicht nur in den USA. Mit seinen gepumpten Milliarden US-Dollar hat Amerikas PBCS-Durchgang den deutschen Exportboom angeheizt. Erst dieser hatte die finanziellen Möglichkeiten geschaffen, den deutschen Sozialstaat sowie die aktuell letzte sozialistische Utopie auf westeuropäischem Boden, die DDR, zu finanzieren.

Wenn es Europa nicht schleunigst gelingt, seinen Lebensstandard nachhaltiger zu gestalten und seine Bürger ökonomisch auszubilden, dann hat der Kontinent die wirklich großen Krisen noch vor sich.

Zur Person: Michael Hörl ist österreichischer Wirtschaftspublizist. Er hat das Globalisierungskritik-kritisches Buch geschrieben: „Die Finanzkrise und die Gier der kleinen Leute“.

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