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Schuldenkrise: Ist Frankreich der nächste Wackelkandidat?

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Falsche Politikerversprechen

Die Franzosen arbeiten entweder zu wenig oder sie konsumieren zu viel. 1997 wählte man Lionel Jospin, weil er die 35-Stundenwoche versprach. Und 2012 wurde es Hollande, weil er das Gefühl vermittelte, man müsse bloß ein paar Reiche zur Kassa bitten, und schon könne man weitermachen wie bisher.

Unglücklicherweise gibt es dafür aber zu wenig Reiche. Und so glich Staat die Lücke bei den Markteinkommen schon unter Sarkozy durch Transferleistungen aus – für die man sich immer höhere Summen leihen musste. Seit dem Euro-Beitritt stiegen die Staatsschulden um über 50 Prozent.

Droht Verlust des Euro?

Der Euro-Austritt Frankreichs ist theoretisch leicht vermeidbar - wenn man als Ausgleich für den Produktivitäts-Rückstand die Arbeitskosten senkt. Entweder erhöht man die Stundenanzahl für ein Vollgehalt oder man kürzt Löhne, was politisch allerdings schwer durchführbar ist.

Doch wie in Italien oder Spanien ist das Hauptproblem die Uneinsichtigkeit der Bevölkerung. Kein Wunder, ist sein Bildungssystem doch tief in der Tradition des französischen Staatssozialismus verwurzelt. Allerdings ist das revolutionäre Aufbegehren gegen die staatliche Obrigkeit des 18. Jahrhunderts mittlerweile einer kindlichen Vertrautheit gegenüber allem Staatlichen gewichen. Solange der sich nur revolutionär genug gebärdet – und ein komfortables Leben verspricht.

Noch kann Frankreich seine Schulden günstig refinanzieren. Doch damit ist über Nacht schnell Schluss, wenn Italien oder Spanien aus dem Rampenlicht verschwinden. Und gerade dieser Tage berichtete Monti stolz, dass sich Italien dank beherzter Einschnitte im Sozialsystem so billig wie schon lange nicht mehr finanzieren konnte. Über den Autor: Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg/Österreich und hat soeben sein neues Buch, „Die Gemeinwohl-Falle“ herausgegeben. Es versteht sich als Antwort auf Globalisierungskritiker wie Christian Felber („Attac“) oder Jean Ziegler.

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