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„Schuldenkrise macht Aktien billig“

Gottfried Urban
Gottfried Urban
Die Weltwirtschaft wächst weiter – doch viele Investoren wollen es offenbar nicht wahrhaben. Während die Frühindikatoren in den USA und Europa schon längst wieder steigen, bleiben die Anleger in Deutschland pessimistisch.

So erwarten die rund 1000 vom Frankfurter Researchinstitut Sentix befragten Kleinanleger und professionellen Investoren im Durchschnitt, dass der Deutsche Aktienindex (DAX) am Jahresende 2012 nur zwei Prozent höher stehen wird als Ende 2011. Vom aktuellen Niveau bei rund 6.400 Punkten aus entspräche dies einem Kursrückgang um etwa sechs Prozent. Zu sehr sitzt den Anleger noch immer der Schock der Finanzkrise in den Knochen, zu unsicher erscheint ihnen der Ausgang des Griechenland-Abenteuers. Nur jeder Sechzehnte hält überhaupt noch Aktien im Depot.

Dagegen steht der wieder wachsende Optimismus der Unternehmen, der in der jüngsten DIHK-Umfrage, im Einkaufsmanager-Index und beim Ifo-Geschäftsklima aufscheint. Zahlreiche global aufgestellte Konzerne befinden sich in einer komfortablen Situation, wie ein Blick auf die Gewinne und Kassenbestände belegt. Dank der Schwellenländer und einiger Industrienationen wird die Weltwirtschaft weiter wachsen und Unternehmen werden weiter gutes Geld verdienen. Von der US-Leitbörse dürfte im Wahljahr 2012 auch kein Störfeuer zu erwarten sein.

Insofern hat die Schuldenkrise einen positiven Nebeneffekt: Aktien sind gegenwärtig relativ preiswert. In Phasen der Konjunkturschwäche – wie wir sie aktuell erleben – sind die Aktienmärkte in der Regel besonders attraktiv. Denn der Gewinn liegt bekanntlich im Einkauf, und die Börse läuft der Realwirtschaft mindestens sechs Monate voraus. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich Anlegern, ihren Fokus in 2012 stärker auf die Aktienmärkte zu richten.

Bei Rohstoffen ist Vorsicht geboten

Bei Rohstoffen ist hingegen Vorsicht geboten, da sie bekanntlich zu den Spätzyklikern gehören. Fein dosiert behält Gold seinen festen Platz als Krisen-Versicherung im Depot. Zinsanlagen können über die nächsten Jahre hinweg kaum den Kaufkraftverlust ausgleichen. Attraktiv bleiben allenfalls ausgewählte Industrieanleihen sowie Staatsanleihen solider Schwellenländer, deren Renditen deutlich über der Inflationsrate liegen. Anlageklassen mit stabiler Wertentwicklung bleiben Wald sowie Grund und Boden.

Chancen bieten sich bei einigen offenen Immobilienfonds. Wo die Anteilsrücknahme ausgesetzt ist oder Fonds abgewickelt werden, lassen sich Anteile über die Börse teils mit hohen Abschlägen auf den Wert erwerben, den die Kapitalanlagegesellschaften ermittelt haben. Doch nicht jeder Fonds ist gleich interessant. Investoren sollten vor dem Kauf unbedingt die Vermietungssituation, Objektalter, Objektgröße und Finanzierungskonditionen im Fonds analysieren.

Mag 2012 auch ein Jahr voller Veränderungen werden – eine Regel wird ihre Gültigkeit behalten: Wer ruhig schlafen will, muss streuen und sein Geld in verschiedene Regionen, Währungen und Anlageklassen investieren.
Zum Autor:
Gottfried Urban ist Vorstand der Neue Vermögen AG in Traunstein und einer der Experten von www.vermoegensprofis.de.

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