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Hard-Closing Schweizer Value-Experten planen Fondsschließung

Peter Frech (links) und Livio Arpagaus managen den Quantex Global Value
Peter Frech (links) und Livio Arpagaus managen den Quantex Global Value | Foto: Quantex AG

Wegen zu großem Erfolg geschlossen! Was in der normalen Geschäftswelt eher wie ein schlechter Witz klingt, ist in der Fondsbranche keine Seltenheit. Es gibt Fonds, die keine weiteren Anlegergelder brauchen. Der Grund ist oft, dass ein Aktienfonds aufgrund seines großen Erfolgs in der Vergangenheit mit frischem Kapital förmlich zugeschüttet wird, so dass die Fondsmanager im wahrsten Sinne des Wortes gar nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld ihrer Anleger. Das Schicksal ereilt nun auch die Investoren des Quantex Global Value Fund. Die Schweizer Fondsboutique Quantex verpasst ihrem Flaggschiff deshalb ein Hard-Close.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Wie aus der Mitteilung der Gesellschaft hervorgeht, werden ab einer Volumenobergrenze von 1,2 Milliarden Schweizer Franken keine neuen Fondsanteile mehr ausgegeben. Lediglich zurückgegebene Anteile werden zur Zeichnung freigegeben. Ende Mai lag das Fondsvolumen bei 1.093 Milliarden Schweizer Franken. Anleger müssen sich demnach beeilen, wenn sie noch in den Fonds investieren wollen. Mit einem Plus von 540 Prozent seit Auflage im Juli 2008 zählt der Valuefonds zu den besten Portfolios über diesen Zeitraum überhaupt. In den letzten 10 Jahren erwirtschafteten die Schweizer trotz der allgemeinen Schwäche im Value-Bereich ein Plus von 475 Prozent.

Um die Leistung einzuordnen, lohnt der Blick auf die Vergleichsgruppe: Der zweitplatzierte Fonds im FWW-Sektor Aktienfonds Allcap Welt, der T.Rowe Price Global Focused Growth Equity kommt im Zeitraum der letzten 10 Jahre auf 303 Prozent Plus. Der Durchschnitt aller Fonds gewinnt lediglich 140 Prozent hinzu. Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Rotation zweier Value-Ansätze, den die beiden Manager Peter Frech und Livio Arpagaus fahren.

Läuft wie ein Schweizer Uhrwerk

Läuft die Wirtschaft rund, wird eher in günstige Zykliker investiert, während am Ende eines Konjunkturzyklus eher in fair gepreiste Qualitätstitel umgeschichtet wird. Letzteres ist aktuell der Fall. Um psychologische Fallstricke zu vermeiden, verzichten die Manager bewusst auf Unternehmensbesuche und konzentrieren sich auf ihr Zahlenwerk. Um neue Anlageideen zu finden, führen Frech und seine Analysten quantitative Screenings aller Aktienmärkte weltweit durch. Danach kommt ein Qualitätscheck, bei dem es insbesondere darum geht zu verstehen, warum eine Aktie so günstig aussieht. Insgesamt schaffen es rund 40 gleichgewichtete Aktien in den Fonds.

Neu im Portfolio sind die Papiere von Booking.com. Das Online-Reiseportal dürfte laut der Value-Experten zu den Inflationsgewinnern zählen. „Hotels haben Mühe, Personal zu finden und müssen höhere Löhne zahlen. Um überleben zu können, werden die Hotelbetreiber die Zimmerpreise erhöhen. Booking bekommt für ihre Dienstleistung einen prozentualen Anteil des Zimmerpreises bezahlt. Damit wird in absoluten Zahlen der Umsatz von Booking wegen der Inflation steigen. Da sie selbst keine Hotels betreiben, sondern nur die Plattform warten, fallen auch keine zusätzlichen Kosten bei Booking an. Et voilà, wir haben einen Inflationsgewinner gefunden“, erklärt Livio Arpagaus.

Zu den Top-10-Werten zählt außerdem das Medienunternehmen Warner Bros. Discovery, das aus der Fusion von Warner Media und Discovery im Jahr 2022 geschaffen wurde. „Uns überraschte, wie tief die neue Firma nach der Transaktion bewertet wurde. Wir erwarteten eigentlich, dass der umfangreiche Katalog an Filmen, Serien und Reality-TV-Shows im heute hart umkämpften Markt für „Content“ eine Bewertungsprämie bekommt. Doch weit gefehlt, Warner Bros wird auf Ebitda-Basis nur etwa halb so teuer gehandelt wie Netflix nach deren steilem Crash“, so Frech in seiner Analyse. Weitere Top-Werte sind Shell, Philip Morris oder Inditex. Bei den Branchen dominieren Haushaltswaren, Öl- und Gasfirmen sowie Grundstoffe. Die geografischen Schwerpunkte sind derzeit Großbritannien, die USA und Brasilien.

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