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Schwellenländer-Aktien „Wir sehen jetzt ein gutes Zeitfenster um einzusteigen“

Von Aktualisiert am Lesedauer: 4 Minuten
Claus Born, Senior Vice President und Institutional Portfolio Manager in der Templeton Emerging Markets Group

Spiegeln die aktuellen Bewertungen in den Schwellenländern die fundamentale Realität wider, sind die Aktienpreise also angemessen?

Claus Born: Wir denken die Preise sind derzeit eher zu niedrig. Schwellenländeraktien hatten ein schwaches Jahr 2018. Und das bei einem gesunden Gewinnwachstum, so dass die Bewertungen günstiger geworden sind. Zudem werden Schwellenländeraktien mit einem sehr großen Abschlag – insbesondere im historischen Vergleich – zu Aktien aus Industrieländern gehandelt.

Wie stehen die Chancen, dass Schwellenländer die Industrieländer in diesem Jahr outperformen?

Born: 2018 hinkten die Schwellenländer den Industrieländern hinterher. Das hat sich im Januar umgedreht. Die Kapitalzuflüsse in die Emerging Markets waren im Januar ziemlich stark. Aufgrund des geringen Bewertungsniveaus sehen wir gute Chancen für eine weitere Outperformance. Das Gewinnwachstum ist gesund. In den USA hingegen sollte sich das Gewinnwachstum 2019 abschwächen. 2018 wurden die Gewinne dort vor allem durch die Steuerreform angetrieben.

Also grünes Licht für Emerging-Markets-Aktien?

Born: Risiken gibt es natürlich auch, dazwischen kommen kann immer etwas. Aber wir hatten 2018 schon so viele schlechte Nachrichten und ein so schlechtes Markt-Sentiment für Schwellenländer. Die größten Unheilbringer sollten daher eingepreist sein. Letztes Jahr bereitete der Handelskonflikt Sorgen. Diese sind etwas abgeklungen, und es gibt Raum für positive Überraschungen. Auch die aktuelle Zinspolitik der Fed trägt zu einem entspannteren Umfeld bei. Zurzeit sehen wir auch keine Wackelkandidaten. 2018 hatten noch Währungsturbulenzen in Argentinien und der Türkei die Schlagzeilen diktiert, obwohl sie für den Gesamtmarkt der Schwellenländer eigentlich kaum Bedeutung haben. Beide Ländern und ihre Währungen zeigen mittlerweile Erholungstendenzen.

Argentinien zählt nach MSCI noch zu den Frontier Markets. Wie bewerten Sie die Chancen in solchen Grenzmärkten?

Born: Frontier Markets sind eine gute Ergänzung zu einem Kerninvestment in den Schwellenländern. Gerade Argentinien ist zurzeit ein attraktiver Turnaround-Markt. Dort geht es wieder bergauf, die Währung hat sich stabilisiert, der Markt hat sich gedreht. Zudem wird Argentinien im Mai/Juni in den MSCI Emerging Markets Index aufsteigen. Ds es auf den Index eine ganze Reihe von passiven Produkten gibt, wird es im ersten Halbjahr eine große Nachfrage nach argentinischen Aktien geben. Sehr gute Wachstumschancen sehen wir unter den Frontier-Märkten vor allem in Vietnam. Das Land ist eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Asien und profitiert sehr stark davon, dass China als Produktionsstandort für einige Branchen zu teuer wird.

Schwellenländeraktien unterliegen einer gewissen Volatilität. Wie gehen Sie damit um?

Born: In den vergangenen 20 Jahren ist die Volatilität in den Emerging Markets bereits merklich gesunken. Oft sind die Kurse in einem Land sehr volatil, der Gesamtmarkt der Emerging Markets hingegen schwankt weniger. Marktschwankungen gehören aber grundsätzlich zu Aktien, da muss jeder Investor durch. Wir mögen Volatilität, da sie uns Chancen eröffnet, Aktien günstig zu kaufen und zu einem attraktiven Preis zu verkaufen.

Nachhaltiges Investieren gewinnt an Bedeutung. Spielen für Sie ESG-Kriterien eine Rolle bei der Aktienauswahl?

Born: Wir haben eine vollständige ESG-Analyse in unseren Research-Prozess integriert. Jeder Analyst muss definierte Kriterien prüfen und kommentieren. Dies fließt in die Bewertung des Unternehmens ein. Eine solche Betrachtungsweise ist jedoch nicht wirklich neu. Einen ganzheitlichen Ansatz erachten wir bei der Beurteilung als sehr wichtig und daher haben wir eigentlich schon immer die Risiken im Umwelt-, sozialen und Corporate- Governance-Bereich betrachtet.

Gibt es spezielle ESG-Kriterien, die besonders in Schwellenländern wichtig sind?

Born: Eigentlich sind es die gleichen Kriterien wie in den Industrieländern. Die Fragestellungen sind manchmal anders. Corporate Governance ist für uns ein wichtiger Bereich. In Schwellenländern gibt es kaum Unternehmen, die mit 100 Prozent ihres Kapitals an der Börse sind. Es gibt immer irgendeinen Großanleger oder Mehrheitseigner. Daher muss man auf dessen Einstellung gegenüber Minderheitsaktionären achten. Wenn wir Probleme bei der Unternehmensführung sehen, engagieren wir uns auch bei den Unternehmen. Wir haben generell einen guten Zugang zum Management und nutzen diesen, um Verbesserungen vorzuschlagen.

Sind Schwellenländeraktien ein strategisches oder eher taktisches Investment?

Born: Wir denken Schwellenländeraktien sind ein Basisinvestment, das als langfristige Anlage gesehen werden sollte. Natürlich kann man dort mit der nötigen Erfahrung auch taktisch investieren und die Marktphasen nutzen. Am besten kauft man, wenn die Nachrichten zu den Emerging Markets extrem schlecht sind, dann sind sie in der Regel auch billig. Wir sehen jetzt ein gutes Zeitfenster um einzusteigen. Die Korrektur vom letzten Jahr klingt noch nach. Wir haben ein sehr gutes Ausgangsniveau bei Bewertungen und Währungen, und die Positionierung von Anlegern ist noch relativ schwach in den Emerging Markets, so dass als Kurstreiber auch vermehrte Zuflüsse eine wichtige Rolle spielen können.

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