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in Global denken, global handelnLesedauer: 7 Minuten

Schwellenländer Anleger müssen wieder gieriger sein

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Westeuropa ist wichtig für die Emerging Markets

Gerade Europas Erholung dürfte auf die Emerging Markets durchschlagen. „Die herausragende Bedeutung Westeuropas für viele aufstrebende Länder wird oft übersehen“, erläutert Mauricio Vargas.

Der Volkswirt von Union Investment verweist in diesem Zusammenhang auf eine neue Studie der OECD und der Welthandelsorganisation WTO, die zeigt, welchen Weg Exportprodukte in internationalen Wertschöpfungsketten zurücklegen.



So ist zum Beispiel auf den ersten Blick China Hauptabnehmer von in Chile produziertem Kupfer. Dort wird das Buntmetall aber nur weiterverarbeitet – meist in elektronischen Geräten, die China ebenfalls exportiert. „Faktisch muss also bezweifelt werden, dass China Handelspartner Nummer 1 von Chile ist“, sagt Vargas.

Waren aus Schwellenländern, die in Westeuropa ihre endgültige Verwendung fanden, machten Vargas zufolge bis zur Eurokrise 10 Prozent der Wirtschaftsleistung dieser Länder aus.

„Auf die USA entfielen dagegen nur 6 Prozent und auf China nur 2 bis 3 Prozent.“ Die anziehende Konjunktur in Europa sollte sich also positiv auf die Emerging Markets auswirken.

Gleichwohl dürfte es noch eine Weile dauern, bis die Folgen zu spüren sind. Wer jetzt in Schwellenländeraktien einsteigt, macht das antizyklisch. Entsprechend bekommt er dank niedriger Bewertungen viel für sein Kapital. Das Kurs-Buch-Verhältnis liegt bei niedrigen 1,5 (Stand: 20. Januar 2014).

„Auf diesem Niveau haben sich die Kurse in der Vergangenheit fast immer positiv entwickelt, in 80 Prozent der Fälle stiegen sie um mehr als 10 Prozent“, erklärt JP-Morgan-Manager Titherington.

Underperformance ist eine Folge niedrigerer Bewertungen


Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI Emerging Markets ist mit 11,5 sehr niedrig. Zum Vergleich: das KGV des MSCI World liegt bei 19,0; S&P 500 und Dax kommen jeweils auf 17,2.

„In den Emerging Markets sind die KGVs immer übertrieben, entweder besonders hoch oder niedrig“, sagt HSBC-Experte Esser. „Der Großteil der vergangenen Underperformance der Schwellenländer ist eine Folge niedrigerer Bewertungen und nicht einer Änderung der Unternehmensgewinne“, ergänzt Jean Medecin, Mitglied im Investment-Komitee von Carmignac.

Mittlerweile würden die Emerging Markets mit einem Abschlag von 25 Prozent gegenüber den globalen Aktienmärkten gehandelt – für Medecin ein „attraktiver Einstiegspunkt“ für langfristig orientierte Investoren. Auch für ihn ist klar, dass die Schwellenländer künftig differenzierter betrachtet werden müssen.

Beispielsweise würden China und Mexiko durch verschiedene Reformen das Fundament für künftiges Wachstum legen. „Die angestoßene Anti-Korruptions-Kampagne, Programme zur Bekämpfung der Umweltverschmutzungen und die gelockerte Ein-Kind-Politik werden großen Einfluss auf Chinas Zukunft haben und den Anteil des Konsums an der Wirtschaftsleistung erhöhen“, so der Carmignac-Experte.

Zu seinen Favoriten gehört der an der Börse Hongkong gelistete Versicherer AIA, der Medecin zufolge vom steigenden Lebensstandard der Asiaten profitiert. Im auf Schwellenländer spezialisierten Carmignac Emergents (A0DPX3) beträgt sein Anteil 3,7 Prozent.

Zweitgrößte Position mit 3,5 Prozent ist der südkoreanische Handy- und Chip-Hersteller Samsung. Dessen Aktie, wie auch Südkorea insgesamt, favorisiert auch Titherington: „Das Land hat einen Leistungsbilanzüberschuss. Das ist in unsicheren Phasen immer gut. Zweitens gibt es viele hervorragende Unternehmen, die global sehr konkurrenzfähig sind.“

Ein weiteres Beispiel sei der Autohersteller Kia. Letzterer wachse schnell und sei profitabler als VW, gleichzeitig aber an der Börse deutlich günstiger bewertet. Im JPM Emerging Markets Opportunities gewichtet Titherington die Aktie mit 3,3 Prozent, die von Samsung mit 6,1 Prozent.

Südkorea insgesamt spielt mit knapp 16 Prozent in seinem Portfolio eine hervorgehobene Rolle. Nur China ist mit 23 Prozent höher gewichtet.