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Von Lesedauer: 6 Minuten
Finanzexperte Christopher Carpentier in einer Collage
Finanzexperte Christopher Carpentier in einer Collage: „Wir können die Risiken für China in drei Kategorien einteilen: Geopolitik, Regulierung und Wachstumsrisiken.“ | Foto: Barbara Bocks, Collage mit Canva

     DAS INVESTMENT Academy: Die Rendite von Schwellenländer-Aktien, -ETFs und -Fonds wird aktuell zum Großteil von der Performance chinesischer Aktien bestimmt. Um eine möglichst breite Anlage in diesen Regionen zu gewährleisten und eine bessere Kontrolle der chinesischen Risiken zu haben, könnten Anleger:innen eine separate Allokation in chinesische Aktien überlegen. Was spricht dafür?

Christopher: In den vergangenen Jahrzehnten hat China einen stetigen Aufwärtstrend erlebt und sich zu einer weltweit bedeutenden Volkswirtschaft entwickelt. Während dieses Aufstiegs hat sich auch die Präsenz Chinas an den Aktienmärkten der Schwellenländer erhöht, bis zu dem Punkt, an dem es derzeit rund 30 Prozent des MSCI Emerging Markets-Index ausmacht.

Diese hohe Konzentration auf nur eines der 24 Länder im Index bedeutet, dass dieses einzelne Land einen überdurchschnittlich großen Einfluss auf den gesamten Index ausübt. Diese Konzentration in Verbindung mit der Einzigartigkeit Chinas führt zu dem Wunsch, die Allokation in China von der Allokation in anderen Schwellenländern zu trennen. 

 

So haben Anleger die Möglichkeit, die Chancen und Risiken dieses bedeutenden Landes vom Gesamtportfolio zu trennen und eine direktere und schnellere Möglichkeit für Anpassungen zu schaffen.

Solange China (oder ein anderes Land) ein Konzentrationsrisiko darstellt, lohnt es sich, es als eigenständige Allokation in Erwägung zu ziehen.

Welche Schwierigkeiten sehen Sie bei Investments in chinesische Unternehmen aktuell und in den kommenden fünf Jahren?

Christopher: Wir können die Risiken für China in drei Kategorien einteilen: Geopolitik, Regulierung und Wachstumsrisiken. 

Die wachsende Bedeutung Chinas und sein Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt sind nicht ohne Reibungen geblieben. Die geopolitischen Differenzen werden auf absehbare Zeit strukturell bleiben, ebenso wie die ständigen Auseinandersetzungen mit verschiedenen Staaten rund um den Globus. 

Die regulatorischen Umwälzungen der vergangenen Jahre haben die wirtschaftliche und investitionspolitische Attraktivität vieler Branchen in China sehr schnell verändert. 

 

Wir glauben, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird, allerdings ist dies eine Frage des Timings. Im Allgemeinen gehen wir davon aus, dass weitere regulatorische Änderungen in Zeiten relativer wirtschaftlicher Stärke erfolgen werden. In Anbetracht der derzeitigen wirtschaftlichen Schwäche in China sehen wir in naher Zukunft weniger Risiken durch das Regulierungssystem.

Wir erwarten zwar nicht das gleiche BIP-Wachstum in China wie in den 2010er Jahren, aber wir gehen davon aus, dass es höher sein wird als das Wachstum der Industrieländer.

Dieses Wirtschaftswachstum ist jedoch mit Herausforderungen verbunden, zu denen folgende gehören:

  • Globales Reshoring mit dem Ziel, die lokalen Lieferketten widerstandsfähiger zu machen
  • der angeschlagene Immobiliensektor, der etwa 20 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts ausmacht
  • Desinvestitionen in China aufgrund von ideologischen Unterschieden

Inwiefern bleibt China als Anlageregion trotz Schwierigkeiten attraktiv aktuell und in den kommenden fünf Jahren?

Christopher: Trotz der Risiken, die mit Investitionen in China verbunden sind, ist nicht alles schlecht. Es gibt weiterhin attraktive Bereiche.

Die Aufnahme Chinas in ein globales Portfolio bietet den Vorteil der Diversifizierung. China befindet sich oftmals in einer anderen Phase des Konjunkturzyklus als viele andere globale Märkte.

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China: Deflation als aktuelles Problem

Während zum Beispiel viele Zentralbanken weltweit die Leitzinsen anheben, um die Auswirkungen der Inflation zu bekämpfen, ist in China Deflation ein aktuelles Problem und die Zentralbankpolitik geht in Richtung einer Unterstützung.

Darüber hinaus gibt es in China Themen, die weiterhin im Fokus der Politik stehen, wie die technologische Selbstständigkeit und der grüne Wandel. Dies ist ein Bereich, in dem die Fähigkeiten aktiver Manager eine große Rolle spielen werden, indem sie die politischen Botschaften interpretieren und entsprechend investieren.

Warum sollten Anleger:innen chinesische Aktien separat im Depot halten?

Christopher: Die Ausgliederung Chinas als eigenständige Allokation bietet Anlegern eine direktere Möglichkeit, ihr Engagement zu kontrollieren und die Risiken aufzuschlüsseln. Wenn ein Anleger eine Position zu China ändern möchte (oder muss), diese Anlage aber im Rahmen einer breit angelegten Schwellenländerstrategie hält, müsste der Anleger alle Schwellenländerinvestments verkaufen, um sein China-Engagement zu reduzieren.

Durch die Ausgliederung der China-Allokation können direkte Standpunkte bezogen werden, ohne den Rest der Schwellenländer-Allokation zu beeinträchtigen.

 

Der MSCI Emerging Markets-Index hatte in den vergangenen zehn Jahren eine recht schwache Performance. Wie schätzen sie diese künftig ein?

Christopher: Unter Renditegesichtspunkten könnten die Schwellenländer über einen längerfristigen Anlagehorizont eine Outperformance gegenüber den Industrieländern erzielen, was jedoch mit zusätzlicher Volatilität einhergehen wird.

BRIC: Höheres Wirtschaftswachstum und mehr Volatilität als Industrieländer

Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern ist nach wie vor höher als in den Industrieländern und bildet die Grundlage für diese Einschätzung. Darüber hinaus glauben wir, dass die gesamte Gruppe der Schwellenländer weiterhin empfindlich auf den globalen Wirtschaftszyklus reagieren werden, was die Grundlage für Allokationsentscheidungen sein sollte.  

Viele Expert:innen sagen, dass man in die Emerging Markets besser mit aktiven Fonds als mit ETFs investieren sollte. Wie schätzen Sie das ein?

Christopher: Wir denken, dass es sowohl für aktive als auch für Index-Engagements einen Platz gibt. Die Schwellenländer verfügen allerdings über die richtigen Zutaten für ein hervorragendes aktives Management.

 

Denn hier gibt es einen geringeren Informationsfluss und eine geringere Berichterstattung durch Analysten, so dass die Märkte in diesen Regionen weniger effizient sind als ihre Pendants in den Industrieländern. Dies macht sie aus der Perspektive eines aktiven Managements attraktiver.

Wir sind jedoch auch der Meinung, dass ein Kernindexbestand nicht vergessen werden sollte. Diese Ergänzung ermöglicht es den Anlegern, schnell und flexibel mit der breiten Emerging-Markets-Allokation umzugehen, ohne ihr aktives Engagement zu beeinträchtigen.

 

Zur Person: Christopher Carpentier ist Senior Investment Strategist bei der Investmentgesellschaft State Street Global Advisors.

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