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Schwellenländer Die zwei Seiten der Medaille

Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner
Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner
Dieses Jahr ging für viele Emerging Markets sehr turbulent los - vor allem für deren Währungen. China, Indien, Türkei, Thailand, Brasilien, Argentinien – viele haben mit hausgemachten Problemen zu kämpfen.

Als weiterer Unruhefaktor kommt nun auch immer mehr die Zinspolitik der US-Notenbank hinzu. Die Kursschwankungen seit Jahresanfang waren ein Vorgeschmack.

Von steigenden Zinsen sind Schwellenländer besonders betroffen. Dies hat man im vergangenen Jahr gesehen, als nur die Ankündigung der Fed, das Anleihenkaufprogramm zurückzufahren, zu einem wahren Exodus aus den Emerging Markets geführt hat. Kurzfristig scheint aber der erste Schock verdaut.

Dass die aktuell bereits laufende Rücknahme der geldpolitischen Lockerung zu einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise gerade in den Emerging Markets führen wird, ist daher nicht zu erwarten. Im Vergleich zur Lage in den neunziger Jahren, als Krisen in Asien, Russland, Argentinien und vielen anderen Ländern sich fast gegenseitig ablösten, stehen die jungen Staaten heute viel besser da.

Die meisten Länder lassen ihre Währungen inzwischen frei floaten und sind nicht mehr an einen festen Wechselkurs gebunden. Das mag manchmal schmerzhaft sein, erhält aber den Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit. Außerdem bewegen sich die Auslandsschulden auf einem viel niedrigeren Niveau.

Zugleich überzeugen viele Schwellenländer durch eine deutlich höhere Sparquote der Bevölkerung. Zusätzlich haben die Staaten oftmals beachtliche Devisenreserven angesammelt.

Bauen sich größere Probleme auf, sind die nationalen Notenbanken durchaus bereit, die Leitzinsen auch einmal auf zehn Prozent zu verdoppeln, wie das Beispiel Türkei zeigt. Alles zusammengenommen: kein Vergleich mehr zur schwierigen Situation in den 1990er Krisenjahren. Die Schwellenländer haben aus ihren schlechten Erfahrungen gelernt.

Vorsicht weiter geboten

Trotzdem: All das reicht unter Umständen nicht aus. Das größte Problem in diesen Ländern sind die hohen Leistungsbilanzdefizite, die sich in den boomenden Zeiten aufgebaut haben.

Das lässt sich nur aus der Welt schaffen, wenn es zu einer Kombination von schwächerer Währung, höheren Zinsen sowie einer niedrigeren heimischen Nachfrage und Zurückhaltung bei Krediten kommt.

Was bleibt, sind die politischen Unsicherheiten in Emerging Markets, über die lange Zeit hinweggesehen wurde, die jetzt aber wieder voll zum Tragen kommen. Seien es die innenpolitischen Auseinandersetzungen in der Türkei rund um Ministerpräsident Erdogan, die Immobilienblase und das Schattenbankensystem in China, die Bürgerkriegsgefahr in der Ukraine oder die Anti-FIFA-Proteste in Brasilien.

Wer in Schwellenländer investiert, ist daher gut beraten, sich Land für Land vorzunehmen und auf Chancen und Risiken zu prüfen.

Fazit: Wer in Emerging Markets investiert braucht einen längeren Atem. Tendenziell reagieren diese Märkte schwankungsträchtiger als die etablierten Märkte in Europa, Nordamerika und Japan.

Interessant sind die Schwellenländer aber immer mal wieder als antizyklisches Investment, denn die dortigen Aktienmärkte bringen oft mal schnell hohe zweistellige Renditen.

Wir setzen auf Länder-ETFs und investieren im Rahmen eines prognosefreien, regelbasierten Ansatzes nach dem „Dogs of the Worlds“-Prinzip in die schlechtesten Aktienmärkte des Vorjahres.

Dementsprechend sind dieses Jahr Brasilien, Indonesien, Türkei, Chile und Thailand gesetzt. Bis jetzt sieht die Bilanz ganz positiv aus...

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