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Aktienanlagen in Schwellenländern „Die Vereinigten Arabischen Emirate, Dubai und Saudi-Arabien sind für uns sehr interessant“

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Südkorea und Taiwan haben vor vielen Jahrzehnten die Grundlagen für ihren Wirtschaftsaufschwung gelegt. Inwieweit haben diese beiden Volkswirtschaften weiteres Potenzial?

Born: Beide Länder sind im Technologiesektor stark, vor allem im Halbleiterbereich. Die Wachstumschancen in diesem Marktsegment sollten den beiden Protagonisten zugutekommen. Die relativ weit entwickelten Volkswirtschaften selber haben jedoch nicht mehr so viel Wachstumspotenzial wie Indien. Das hängt nicht zuletzt auch mit der Bevölkerungsentwicklung zusammen. Mit 0,8 Kindern pro Frau hat Südkorea die weltweit niedrigste Geburtenrate. Auch Taiwan hat ein riesiges Geburtenproblem: Die Fertilität liegt bei 0,87.

In Taiwan wollte ein Präsidentschaftskandidat unlängst die Geburtenrate mit einer unkonventionellen Idee erhöhen: Paare sollten mit jedem Neugeborenen auch ein Haustier großziehen dürfen. In Südkorea geht die Regierung den Weg der Reformen, um den Wohlstand zu verbreitern und Paaren die Erfüllung ihres Kinderwunsches zu erleichtern.

Born: Ja, in Südkorea liegt noch einiges Potenzial brach, um die Wirtschaft zu entlasten und letztlich den Verbrauchern Gutes zu tun. Neue Anreize im Steuersystem, damit die südkoreanischen Unternehmen eine höhere Effizienz ihrer Kapitalstruktur erreichen und mehr Dividenden ausschütten, und eine moderne Corporate Governance in den Unternehmen sollen den Weg ebnen. Die Reformen sind auch Folge der Corona-Krise: Deutlich mehr Menschen als zuvor investieren in Aktien; daher sind die Interessen der Anleger politisch wichtig geworden.

 

Asiatische Schwellenländer kommen bei der Entwicklung ihrer Volkswirtschaften mittels Leapfrogging gut voran. Ein Beispiel: 36 Prozent aller verkauften Neuwagen in China sind E-Autos, zugleich wird die dazugehörige Infrastruktur aufgebaut. Was bedeutet das für Rohstoffanleger?

Born: Die Energiewende als weltweites Phänomen wird in den kommenden Jahrzehnten dazu führen, dass der Anteil der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen geringer wird. Für den Aufbau der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, für Speicher und den Ausbau der Stromnetze werden erheblich Mengen von Metallen benötigt, darunter Kupfer und Lithium. Durch die Energiewende entsteht ein enormer Bedarf an entsprechenden Rohstoffen. Das Erschließen neuer Minen bedarf oft einer Vorbereitungszeit von zehn Jahren und kostet viele Milliarden US-Dollar. Daher könnte es, sobald die globale Wirtschaft wieder anzieht, schnell zu Engpässen in der Rohstoffversorgung kommen. Und Kernländer der Rohstoffproduktion sind Schwellenländer. Gerade auch in dieser Hinsicht sollten Anleger die zukünftigen Erträge von Schwellenländern in Aktienportfolios keinesfalls unterschätzen.

Wo bieten sich in Schwellenländern außerhalb Asiens Chancen?

Born: Lateinamerika ist interessant, etwa Brasilien mit seinen 220 Millionen Einwohnern. Dieser Markt hat in den vergangenen Quartalen jedoch gelitten: Politische Enttäuschungen, eine hohe Verschuldung und Verzögerungen bei den erwarteten Zinssenkungen der Notenbank haben zu einer Korrektur am Aktienmarkt geführt. Die Bewertungen am brasilianischen Markt sind folglich derzeit auf einem Tiefstand – die vielen gesunden und stabilen Unternehmen, die hohe Dividendenzahlungen an ihre Anleger ausschütten, lassen sich derzeit daher preisgünstig ins Portfolio buchen. Mittelfristig gesehen ist Brasilien ein interessanter Markt.

Spannend ist in Lateinamerika auch Mexiko.

Born: Nach zwei Jahren mit einem starken Lauf haben wir auch hier eine Korrektur erlebt. Der Wahlsieg von Claudia Sheinbaum, der Kandidatin des linken Regierungsbündnisses, die im Juni die Präsidentschaftswahl haushoch gewonnen hat, sorgte für Kapitalabflüsse. Das Potenzial von Mexiko als riesiger kostengünstiger Industriestandort dürfte aber ungebrochen sein. Unternehmen, die den Produktionsstandort China diversifizieren wollen, zieht es verstärkt in das 130-Millionen-Einwohner-Land; in direkte Nachbarschaft zu dem durch Freihandelsabkommen gesicherten Absatzmarkt USA. Nach dem Kursrutsch sehen wir auch hier wieder günstige Bewertungen.

Gibt es neue Entwicklungen in der Anlageklasse Schwellenmärkte, die Anleger in den Blick nehmen sollten?

Born: Märkte, die spannend sind und zunehmend an Bedeutung gewinnen, aber im Allgemeinen wenig beachtet werden, finden sich im Nahen Osten. Die Vereinigten Arabischen Emirate – insbesondere Dubai – und Saudi-Arabien sind für uns sehr interessant. Vor diesem Hintergrund haben wir vor kurzem in Riad, der Hauptstadt des Königreichs Saudi-Arabien, unser 14. Analystenbüro in den Schwellenländern eröffnet. Es hat in der Region viele Börsengänge gegeben, der Markt verbreitert sich und auch die Gewichtung des Nahen Ostens innerhalb der Anlageklasse Emerging Markets nimmt zu.

Womit hängt dieser neue Aufwuchs auf der Landkarte der Kapitalanlage zusammen?

Born: Die genannten Länder im Nahen Osten setzen sich dafür ein, ihre bislang ölbasierte Wirtschaftsbasis zu verbreitern und ihre Finanzplätze zu fördern. Gerade in einer großen Volkswirtschaft wie Saudi-Arabien mit 37 Millionen Einwohnern ergeben sich aus den zahlreichen Börsengängen breit gestreute Geschäftschancen.

 

Über den Interviewten:

Claus Born ist Client-Portfoliomanager bei Franklin Templeton, einem der weltweit führenden Vermögensverwalter. Mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung in der Finanzbranche verfügt Born über ein fundiertes Fachwissen im Bereich der globalen Anleihen- und Aktienmärkte. Seit seinem Einstieg bei Franklin Templeton im Jahr 2007 hat er sich als kompetenter Ansprechpartner für institutionelle Investoren etabliert, die maßgeschneiderte Anlagestrategien suchen, um ihre spezifischen finanziellen Ziele zu erreichen und gleichzeitig die Herausforderungen eines sich ständig verändernden Marktumfelds zu meistern.

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