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Schwellenländer-Fonds Wie Anleger von reformfreudigen Exoten profitieren

Rima Dschudat ist die Erste. Seit dem 24. Juni dieses Jahres ist es Frauen in Saudi-Arabien offiziell erlaubt, Auto zu fahren. Dschudat ist die erste Frau in der Geschichte des Königreichs, die einen Führerschein bekommen hat. Die Aufhebung des Fahrverbots ist Teil umfassender sozialer und wirtschaftlicher Reformen im ultrakonservativen Saudi-Arabien. So bleiben die Läden nun auch während der Gebetszeiten geöffnet, und zum ersten Mal nach 35 Jahren dürfen Kinos wieder besucht werden.

Mit der „Vision 2030“ und dem „National Transformation Plan“ wird die Wirtschaft zudem umstrukturiert – unabhängiger vom Geschäft mit Öl und Gas soll sie werden. Fondsmanager Stefan Böttcher von Fiera Capital hält den Wüstenstaat darum für den „vielleicht besten Markt in diesem Jahr“. Seit Janaur hat er den Anteil von Aktien aus Saudi-Arabien in etwa verdoppelt.

Bisher hat Böttcher durchaus gutes Gespür für die Märkte bewiesen. Der von ihm gemanagte Grenzmarktfonds Magna New Frontiers (ISIN: IE00B68FF474) liegt über drei und fünf Jahre auf Platz 1 seiner Vergleichskategorie – mit Abstand (siehe Tabelle). Seit Frühjahr ist der Fonds allerdings wegen Masse für Neuanleger geschlossen. Mehr als 500 Millionen Euro will Böttcher nicht managen.

                                     Quelle: Morningstar, Stichtag: 19. Juli 2018;  Sortierkriterium: 3-Jahres-Performance

Noch kommen rund 70 Prozent der Steuereinnahmen Saudi-Arabiens aus dem Geschäft mit Öl und Gas. Darum zählt der Tadawul All Share Index angesichts des jüngsten Anstiegs des Ölpreises schon jetzt zu den Bestperformern unter den Grenzmarkt-Indizes. Im ersten Halbjahr ging es um knapp 20 Prozent nach oben, in Euro gerechnet.

Für weiteren Treibstoff dürfte zudem der für Juni 2019 vorgesehene Aufstieg des Landes in den MSCI Global Emerging Markets Index sorgen. Grund dafür ist die Öffnung des heimischen Aktienmarkts für ausländische institutionelle Investoren.

Im Zuge der Reformen wurden auch die Anforderungen an den „Qualified-Foreign-Investor“-Status deutlich gelockert. Laut einer Studie von Morgan Stanley Research haben die Märkte in den 20 Ländern, die seit 1994 auf MSCI-Schwellenländer-Status heraufgestuft wurden, im letzten Jahr vor ihrer Aufnahme im Schnitt ein Plus von 55 Prozent erzielt.

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Banken und Versicherer gefragt  

Trotz Bekanntgabe der Aufwertung halten ausländische Investoren bisher nur 2 Prozent der Marktkapitalisierung. Böttcher: „An einem durchschnittlichen Emerging Market wird 50 Prozent des Kapitals von ausländischen Investoren gehalten.“ Darum dürften in den kommenden Jahren rund 45 Milliarden Dollar in den Markt gespült werden, ist der Fondsmanager überzeugt.

Er setzt vor allem auf Finanztitel, Banken und auch Versicherungen. „Frauen dürfen jetzt Auto fahren – das bedeutet, dass weit über eine halbe Million Frauen eine Autoversicherung benötigen.“ Größte Position in seinem Portfolio ist derzeit die Al Rajhi Bank. Deren Tochter Al Rajhi Insurance ist der drittgrößte Versicherer Saudi-Arabiens und Marktführer im Bereich der Autoversicherungen. Böttcher: „Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,6 auf Basis der Gewinnerwartung für das Jahr 2019 ist die Versicherung attraktiv bewertet.“

Keine Definition für „Grenzmarkt“ 

Die Investments bleiben für Frontier-Manager übrigens „Off Benchmark“, da Saudi-Arabien aufgrund seiner schieren Größe und des Umfangs der Reformen den Frontier-Market-Index übersprungen hat. Zudem gibt es sowieso keine offizielle Definition, was ein Grenzmarkt ist.

Typische Merkmale der Noch-nicht-Schwellenländer sind aber ein niedriger Anteil an ausländischen Investoren und eine geringe Korrelation zu den Märkten der Industriestaaten und der großen Schwellenländer wie China, Brasilien oder Indien.

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