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Aktualisiert am 13.06.2018 - 16:37 UhrLesedauer: 4 Minuten
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Schwellenländer US-Handelsstreit könnte Chancen bieten

Sukumar Rajah, Director of Portfolio Management bei Franklin Templeton Emerging Markets Equity

In jüngster Zeit wurde viel über den eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China diskutiert. Beide Seiten drohen mit Strafzöllen auf unterschiedlichste Produkte – von Schweinefleisch bis hin zu Flugzeugen.

Diese Lage ist ein weiteres Beispiel für den weltweit zu beobachtenden Trend hin zu verstärktem Protektionismus, der nach wie vor ein Risiko für die Märkte darstellt. Trotz des handelspolitischen Scharmützels, das sich US-Präsident Donald Trump und die chinesische Staatsführung geliefert haben, glauben wir nicht, dass diese Auseinandersetzung langfristige Auswirkungen auf China haben wird.

Unserer Meinung nach sollte die Bedeutung des bilateralen Handels für beide Seiten die Wahrung stabiler Beziehungen sicherstellen. Der Hintergrund: Ohne robuste Beziehungen wäre es sowohl für chinesische als auch US-amerikanische Unternehmen sehr viel schwieriger, mit den komplexen internationalen Lieferketten zurechtzukommen.

Indien und Indonesien mit erstarkendem Binnenmarkt

Unabhängig vom Handelskonflikt USA-China schätzen wir die Aussichten für die breitere Region, das heißt für die ASEAN-5-Länder (Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur und Thailand) und Indien, weiterhin optimistisch ein. 2018 wird in der Region Ostasien und Pazifik ein Wirtschaftswachstum von 6,2 Prozent erwartet, ein Zuwachs, der doppelt so hoch als das globale Wachstum ausfallen dürfte, das die Weltbank in ihrer Studie „Global Economic Prospects“ vom Januar 2018 kalkuliert. Daher sind wir davon überzeugt, dass sich am südostasiatischen Aktienmarkt Chancen bei Unternehmen ergeben, die sich vor allem auf den Binnenmarkt konzentrieren.

Mehrere Gründe untermauern unsere optimistische Einschätzung der Aussichten für den indischen Aktienmarkt. Es besteht durchaus Spielraum für eine Aufwertung der Aktien des Landes, weil die negativen Auswirkungen der jüngsten staatlichen Reformen allmählich abklingen. Darüber hinaus dürfte die wachsende Mittelschicht Indiens eine starke Belebung des Konsums auslösen.

Hinzu kommt die Tatsache, dass nach Angaben der Weltbank inzwischen annähernd 60 Prozent des indischen Bruttoinlandsprodukts auf den Konsumsektor entfallen. Mit einer so starken inländischen Orientierung ist es wahrscheinlich, dass die indische Wirtschaft nur in geringem Maße auf externe Faktoren reagiert – insbesondere, wenn sich der Handelsstreit hinzieht.

Das wirtschaftliche Umfeld Indonesiens weist einige Ähnlichkeiten mit dem Indiens auf. Beide Länder verfügen über eine wachsende Mittelschicht, aus der sich eine große inländische Anlegerbasis entwickeln könnte.

Darüber hinaus sind die Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen in Indonesien während der vergangenen 15 Jahre zwar angewachsen, sie machen im Vergleich zu anderen Ländern der Region jedoch nach wie vor nur einen geringen Anteil des Bruttinlandsprodukts des Landes aus, wie die Weltbank in ihrer Studie „Indonesia Economic Quarterly“ vom Juni 2017 ermittelt hat. Sollte sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China fortsetzen, dürften die direkten Auswirkungen auf den vor allem inländisch bestimmten Aktienmarkt Indonesiens minimal sein – sofern die Spannungen nicht eskalieren.

Derzeit bevorzugen wir inländisch ausgerichtete und nachhaltige Unternehmen, deren Geschäfte von den Handelsstreitigkeiten unbehelligt bleiben dürften. Hierzu zählen insbesondere mehrere ASEAN-Banken in Indonesien und Thailand.

Reformen in China könnten das Wirtschaftswachstum festigen

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht unbedingt einleuchtet, könnte sich die wirtschaftliche Lage Chinas durch die zunehmende Autorität und die Machtkonsolidierung durch den chinesischen Präsidenten Xi Jinping kurz- bis mittelfristig stabilisieren. Diese Entwicklung könnte Chinas Übergang von schnellem Wachstum hin zu hochwertigem Wachstum beschleunigen, was sich günstig auf verbraucherorientierte Aktien auswirken dürfte.

Zugleich begrüßen wir die Maßnahmen der chinesischen Behörden, Finanzinstitute zu zentralisieren, die Bürokratie zu straffen und den Finanzsektor weiter zu öffnen. Diese Reformen sollten dem Land dabei helfen, den kurzfristigen Zielen einer Verringerung der Schuldenlast, einer Reform der staatlichen Unternehmen und einer Straffung der Umweltvorschriften näher zu kommen.

Ausländische Unternehmen und Geschäftspartner haben in der Vergangenheit immer wieder die fehlenden Möglichkeiten für ausländische Unternehmen kritisiert, im chinesischen Finanzsektor gleichberechtigt mit einheimischen Unternehmen zu konkurrieren.

Als Reaktion darauf hat die People’s Bank of China (PBoC) versprochen, ab Juni dieses Jahres mit der Umsetzung einer Reihe von Reformen zu beginnen. Unter anderem soll die Grenze für ausländische Beteiligungen in Bereichen wie etwa Aktienkapital, Fondsmanagement, Futures, Lebensversicherungen, Finanz-Leasing und Kfz- und Verbraucherfinanzen auf 51 Prozent angehoben werden.

Zudem hat die PBoC Pläne vorgestellt, um bis Ende des Jahres eine direkte Handelsverbindung zwischen den chinesischen Aktienmärkten und der London Stock Exchange einzurichten.

Vor dem Hintergrund von Chinas erheblichen staatlichen Eingriffen in den Markt und den damit verbundenen Auswirkungen auf die nachhaltige Leistungsfähigkeit des chinesischen Finanzsystems beobachten wir die geplanten Reformschritte mit Wohlwollen aber auch mit einer gesunden Portion Vorsicht.

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Hinweis: Diese Mitteilung des Unternehmens richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren. Sie wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.
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