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Schwellenländerspezialist bei Goldman Sachs AM zu China Fundamentaldaten stärker als Handelskonflikt

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Kurzfristig deuten sich zwar einige Konjunkturbelastungen an: Infrastrukturinvestitionen gehen wegen des Schuldenabbaus in den Lokalregierungen zurück, der Immobilienmarkt kühlt sich ab – und das Konsumklima leidet immer noch unter der Unsicherheit, die von den Handelsbeziehungen zwischen China und den USA ausgehen. Insgesamt dürften sich die Auswirkungen aber in Grenzen halten. Die Handelsspannungen werden in naher Zukunft wahrscheinlich die größte Sorge der Anleger bleiben, wenngleich die jüngsten Signale bei diesem Thema recht konstruktiv waren.

Sollten die Verhandlungen scheitern und der Handelskonflikt weiter eskalieren, gehen wir davon aus, dass die Regierung weitere Stimuli setzt, um die Konjunkturabschwächung abzufedern. Das beinhaltet wahrscheinlich eine expansivere Geldpolitik für mehr Liquidität, ein reguliertes Kreditwachstum mit Fokus auf den Immobiliensektor und fiskalpolitische Unterstützung durch Steuersenkungen für den Privatsektor und die Haushalte.

Grundsätzlich erwarten wir, dass sich die Politik weiterhin auf angebotsseitige Reformen fokussiert. Unabhängig vom Ausgang der Handelsverhandlungen dürfte die chinesische Regierung weiter an der Liberalisierung der Binnenwirtschaft und des Kapitalmarkts arbeiten. Mit seinem etwas langsameren Wachstum entwickelt sich China aus makroökonomischer Sicht zu einer nachhaltigeren, verbraucherorientierten und innovationsgetriebenen Volkswirtschaft. Der Abbau der Ungleichgewichte in den staatlichen Sektoren ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses. Insofern dürfte der Schuldenabbau ein weiteres Hauptanliegen der Regierung bleiben. Dadurch wird Peking pragmatischer und flexibler auf einen drastischen Rückgang der Wachstumsraten reagieren können, sollte es wider Erwarten dazu kommen.

Drei Schlussfolgerungen für Anleger

  • Erstens ergeben sich durch den Regierungsfokus auf Reformen und Schuldenabbau Chancen bei ausgewählten Staatsunternehmen (SOEs), wenngleich wir dieses Segment weiterhin untergewichten. Man sollte nicht allzu viel von Verbesserungen in diesem Bereich erwarten: Während einige Reformen der chinesischen Wirtschaft zugutekommen dürften und die Rahmenbedingungen für bestimmte SOEs verbessern, bleiben die grundsätzlichen Herausforderungen durch ineffizienten Kapitaleinsatz und eine schwächere Governance weitgehend bestehen. Außerdem scheint die Regierung eher bereit, schwächere SOEs als Teil einer umfassenderen Reformagenda zu schließen.
  • Zweitens ergeben sich oftmals Chancen in weniger visiblen verbraucherorientierten Bereichen des chinesischen Markts, meistens im Privatsektor. Dazu zählen beispielsweise Branchen, die vom veränderten Verbraucherverhalten profitieren; sprich jene, die mit dem chinesischen Millennial-Verbraucher und seiner Vorliebe für Lifestyle, Erlebnisse, höherwertige Produkte und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis in Verbindung stehen. Wir sind auch optimistisch, was Qualitätsunternehmen aus dem Finanzsektor, Versicherer und Börsen angeht.
  • Und drittens bewerten wir die Aufnahme chinesischer A-Aktien in die MSCI-Standardindizes im Juni 2018 weiterhin positiv. A-Aktien sind nun leichter zugänglich – und werden mit der Zeit einen immer größeren Teil der internationalen Aktienindizes ausmachen. Das könnte unserer Meinung nach für hohe Zuflüsse in die Anlageklasse sorgen, wenn Anleger sich neu positionieren und ihr China-Engagement entsprechend den Aktienbenchmarks erhöhen.

Autor ist Hiren Dasani, Schwellenländerspezialist bei Goldman Sachs Asset Management.

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