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Aktualisiert am 01.04.2020 - 14:55 Uhrin MärkteLesedauer: 5 Minuten

Schwellenmärkte Devisenreserven-Rückgang: Ausreißer oder fortsetzender Trend?

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Treibt die Schwemme globaler Ersparnisse den Realzins nach unten?

Derzeit findet eine akademische Debatte zwischen dem ehemaligen Chef der US-Notenbank Federal Reserve Ben Bernanke und dem ehemaligen US-Finanzminister Lawarence Summers zum Thema einer säkularen Stagnation und den Hintergründen der niedrigen, globalen Zinsen statt. Es stellt sich die Hauptfrage: Sind die Zinsen niedrig, weil nicht genug Leute investieren wollen, oder weil zu viele Leute sparen wollen. Bernanke argumentiert, es lasse sich auf die Schwemme globaler Ersparnisse zurückführen, während Summers den Grund in einer Verlangsamung des Bevölkerungswachstums in Verbindung mit einem Mangel an rentablen Anlagegelegenheiten in der vorhersehbaren Zukunft sieht.

Auf jeden Fall scheint es einen Überschuss an Ersparnissen für das erforderliche Investitionsniveau zu geben, was das Gleichgewicht der Realzinsen nach unten (und sogar in den negativen Bereich) treibt. Das kann über den Wechselkurs (der Wunschkurs der Notenbank, der nicht negativ sein kann) nicht nachvollzogen werden.

Wenn wir Ben Bernankes Hypothese folgen, dann wäre eine Reduzierung der Schwellenmarktreserven aller Wahrscheinlichkeit nach Indikator einer Reduzierung der Sparquote in diesen Ländern. Dies löst einen Anstieg des Gleichgewichtszinses aus, der dem erzielbaren Niveau des Leitzinses entspricht, wodurch das Gleichgewicht wieder hergestellt würde.

Zurückgehende Reserven könnten Schwellenländer weniger attraktiv werden lassen

Von daher brauchen wir uns über den Rückgang der Devisenreserven an sich keine zu großen Sorgen zu machen. Länder sind hinsichtlich der Gestaltung ihrer Geldpolitik unabhängiger geworden und die meisten koppeln ihre Landeswährung inzwischen nicht mehr an den US-Dollar, was ihnen mehr Freiheit gibt, die Zinsen in ihren Ländern festzulegen.

Schrumpfende Reserven könnten auf ein weiteres Problem hindeuten, und zwar auf die sinkende kurzfristige Attraktivität von Schwellenmarktländern. Es gibt zwei mögliche Gründe dafür. Entweder, weil sie nicht mehr Leistungsbilanzüberschüsse, die sie in der Vergangenheit erzielt haben, erzielen können (aufgrund fallender Rohstoffpreise bei Rohstoffproduzenten) oder weil sie keine Kapitalzuflüsse zur Finanzierung attraktiver Investmentgelegenheiten mehr anziehen.

Beide Bereiche waren in der Vergangenheit Gründe für US-Dollar Zuflüsse, die das Wachstum der Notenbankreserven in Schwellenländern unterstützten.

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