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Schwellenmärkte Lokale Anleger entdecken brasilianische Aktien

Innenstadt von São Paulo: Weil die traditionell hohen Zinssätze in Brasilien stark gesunken sind, weichen Sparer und Anleger auf lokale Aktien aus.
Innenstadt von São Paulo: Weil die traditionell hohen Zinssätze in Brasilien stark gesunken sind, weichen Sparer und Anleger auf lokale Aktien aus. | Foto: imago images / Design Pics
Claus Born, Schwellenländerspezialist Lateinamerika

Brasilien hat in den vergangenen Monaten für viele negative Schlagzeilen gesorgt. Das Land gehört zu den am härtesten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Ländern und liegt bei der Zahl der gemeldeten Fälle knapp hinter den Vereinigten Staaten.

Aus Anlegersicht gibt es jedoch auch gute Nachrichten: Bloomberg-Angaben zufolge hat sich der brasilianische Ibovespa-Index von seinen Tiefstständen Ende März in Landeswährung bis Ende August um mehr als 55 Prozent und in US-Dollar gerechnet um mehr als 45 Prozent erholt.

Wie erklärt sich das derzeitige Interesse an Aktien?

In der Vergangenheit bot Brasilien einheimischen Sparern hohe Zinssätze. Die meisten von ihnen legten sich nur Staatsanleihen ins Depot, um solide Renditen zu erzielen. Wegen der hohen Zinssätze ließen viele Anleger risikoreichere Anlagen wie Aktien links liegen.

In den vergangenen zehn Jahren sind die Zinssätze jedoch auch in Brasilien recht dramatisch gesunken. Die Zinssätze befinden sich jetzt auf einem historisch niedrigen Niveau, wobei der kurzfristige Leitzinssatz der Zentralbank derzeit bei rund 2 Prozent liegt – verglichen mit mehr als 14 Prozent vor nur vier Jahren. Brasilianische Anleger, die an sehr einträgliche Festzinsrenditen gewöhnt waren, mussten sich daher nach alternativen Möglichkeiten zur Renditeerzielung umsehen.

Im Niedrigzinsumfeld haben viele Sparer und Anleger zwischen Foz do Iguaçu im Süden Brasiliens und Manaus im Norden begonnen, sich dem Aktienmarkt zuzuwenden. Die Zahl der Handelskonten hat exponentiell zugenommen. Die brasilianische Börse meldet einen Anstieg von rund 600.000 Depotkonten in den Jahren 2008 bis 2017 auf heute fast drei Millionen.

Ist der Höhepunkt des neuen Trends zu aktiengebundener Kapitalanlage damit erreicht? Unserer Ansicht nach wahrscheinlich nicht. Bei einer Bevölkerung von mehr als 210 Millionen Einwohnern sind weiterhin weniger als 1,5 Prozent der Brasilianer an der Börse tätig. Interessant ist der genauere Blick auf die Anlegerzahlen: So investieren nicht nur mehr Frauen in den brasilianischen Markt, deren Anteil von 22 Prozent im Jahr 2018 auf heute 25 Prozent gestiegen ist, sondern auch das Interesse der jüngeren Generationen beider Geschlechter wächst, beobachten die brasilianischen Börsenbetreiber. Mehr als 70 Prozent der Anleger sind 46 Jahre und jünger, auf sie entfallen immerhin bereits mehr als 25 Prozent des auf dem brasilianischen Finanzplatz insgesamt investierten Kapitals.

Finanzsektor und E-Commerce: Investitionsthemen in Brasilien

Als institutioneller Investor sind wir ebenfalls in Brasilien investiert. Spannend erscheint uns der Finanzsektor, insbesondere Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung. Interessanterweise lebt die brasilianische Börse eine starke Nachhaltigkeitsagenda – im Jahr 2004 war sie die erste Börse der Welt, die dem UN Global Compact beigetreten ist: Mit über 7.000 teilnehmenden Unternehmen ist der UN Global Compact heute das weltweit größte und wichtigste Netzwerk für unternehmerische Verantwortung. Umwelt-, Sozial- und Governance-Prinzipien werden nicht nur vom Börsenbetreiber mit Sitz in São Paulo selbst umgesetzt, sondern auch auf dem brasilianischen Aktienmarkt auf breiter Ebene gefördert. Ein Beispiel ist der im Jahr 2005 von der Ibovespa eingeführte Corporate Sustainability Index (ISE). Gefördert werden Unternehmen, die zu den besten im Bereich Nachhaltigkeit zählen („best in sustainability“). Der Index entstand als Antwort auf die Nachfrage der Investoren nach einem SR- und Nachhaltigkeitsindex aus Brasilien.

E-Commerce ist ein weiteres spannendes Anlagethema. In diesem Bereich konkurrieren mehrere große Akteure miteinander. Wie auch in anderen Ländern hat die Covid-19-Krise brasilianischen E-Commerce-Anbietern kräftigen Schub gegeben. In der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas macht der Konsum der Haushalte etwa 64,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, wie der jüngste „Investment Guide to Brazil“ aufschlüsselt – der stabile, vitale Konsumsektor bietet daher eine Vielzahl interessanter Investitionsmöglichkeiten.

Ungeachtet der anhaltenden Unsicherheiten sind wir mit großer Überzeugung in brasilianischen Wertpapieren investiert. Trotz der Rally der vergangenen Monate liegt der Markt seit Jahresbeginn in US-Dollar gerechnet immer noch rund 35 Prozent von seinem zu Jahresbeginn erreichten Höchstständen. Wir sehen daher zunächst einmal ein beträchtliches Erholungspotenzial.

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