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Schwere Vorwürfe: EU greift Rating-Agenturen an

in MärkteLesedauer: 2 Minuten
Die Aufsichtsbehörde der Europäischen Union für Moody’s Investors Services, Standard & Poor’s und Fitch Ratings hat beanstandet, dass die Ratingagenturen bei der Bewertung von Staatsanleihen die Standards nicht erfüllen.

Die European Securities and Markets Authority (ESMA) erklärte, die Bonitätswächter hätten es nicht geschafft, Ratingentscheidungen vor der Veröffentlichung geheim zu halten, sie hätten gegen Richtlinien bezüglich Interessenkonflikten verstoßen und rangniederen Mitarbeitern zu viel Verantwortung bei Entscheidungen über die Kreditwürdigkeit europäischer Staaten gegeben, wie die in Paris ansässige Behörde am Montag in einer E-Mail schrieb.

“Diese Untersuchung konzentriert sich auf Ratingverfahren für Staaten wegen der gestiegenen Volatilität in den vergangenen Jahren sowie wegen der Bedeutung von Staatenratings aus der Perspektive des Kreditmarktes und der Finanzstabilität”, schrieb der ESMA-Vorsitzende Steven Maijoor in der Erklärung.

Die im Jahr 2011 geschaffene ESMA hat bisher keine Ratingagentur mit einer Strafe belegt. Sie bemängelte im März, dass die von den Gesellschaften verwendete Methodik zur Bewertung von EU-Banken nicht exakt sei. Investoren reagieren indes zunehmend gleichgültig auf die Ratings; sowohl französische Staatsanleihen als auch US-Treasuries verzeichneten Kursgewinne, nachdem die Länder ihre Bestnote “AAA” einbüßten.

Die Niederlande verloren in der vergangenen Woche ihr “AAA” Rating bei Standard & Poor’s, die die Herabstufung mit einem schwächeren Ausblick in der fünftgrößten Volkswirtschaft des Euroraums begründete. Unter den Euroraum-Ländern haben Deutschland, Finnland und Luxemburg weiterhin ein “AAA"-Rating bei S&P. Die Niederlande haben auch noch ein Spitzen-Rating bei Moody’s und Fitch.

Moody’s, S&P und Fitch haben sich 2011 bei der ESMA registriert und werden erstmals direkt von einer einzigen EU- Aufsichtsbehörde beaufsichtigt. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse seien das Resultat einer sechs Monate andauernden Überprüfung und könnten zu Geldbußen führen, wenn die Gesellschaften keine Besserung zeigen, erklärte die ESMA.

Die Aufsichtsbehörde hat verschiedene Fälle aufgespürt, „in denen bevorstehende Ratingbeschlüsse einer unautorisierten dritten Partei bekannt wurden”. Das geschah „vor der Veröffentlichung und in einigen Fällen, bevor der Ratingausschuss getagt hatte”, so die ESMA.

Eine Ratingagentur äußerte sich bereits. Laut Informationen von „Spiegel Online“ weist Standard & Poor’s die Kritik an ihrer Arbeit zurück. „Wir sind den höchsten Standards verpflichtet und verbessern kontinuierlich unsere analytischen und operativen Prozesse“, sagte eine Sprecherin. Bezug auf die konkreten Vorwürfe nahm sie jedoch nicht.
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