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„Aktives Management sollte der Kernbaustein sein“ (Interview)
Sean Kenney erinnert sich noch gut an sein erstes Jahr bei MFS Investment Management. Im Kundenservicecenter des Vermögensverwalters nahm er täglich Anrufe von Menschen entgegen, die für ihre Altersvorsorge oder die Ausbildung ihrer Kinder sparten. „Es waren keine vermögenden Personen mit Millionen auf dem Konto, sondern ganz normale Menschen mit finanziellen Träumen und Hoffnungen“, sagt der Manager, der heute als Co-Leiter des globalen Vertriebs bei MFS arbeitet. Diese frühe Erfahrung prägt ihn bis heute: „Es geht um die enorme Verantwortung, das Geld anderer Menschen zu verwalten.“
Aktives Management als Kernbaustein
Während passive Investments und ETFs weiterhin boomen, verzeichnet das aktive Management parallel eine Renaissance. MFS, der Erfinder des Investmentfonds in Amerika, sieht sich hierbei gut positioniert. „Wir haben in den USA fünf vollständig aktive, transparente ETFs aufgelegt“, berichtet Kenney im Interview mit DAS INVESTMENT. „Für uns ist der ETF lediglich ein Wrapper, also eine Verpackung, um unsere aktiven Managementfähigkeiten so anzubieten, wie Kunden sie haben möchten.“
Der Manager differenziert klar: „Es gibt einen Platz für beides in Portfolios, also Aktives und Passives, aber aktives Management sollte der Kernbaustein sein. Als Aktienanleger sind Sie Eigentümer von Unternehmen – und Sie können entweder einen breiten Marktquerschnitt kaufen oder gezielt in qualitativ hochwertige Unternehmen investieren.“
Im Gegensatz zu den USA, wo MFS bereits aktive ETFs anbietet, sind diese Produkte in Deutschland noch nicht verfügbar. Kenney gibt jedoch an, dass das Unternehmen den europäischen und den deutschen Markt für eine Expansion erkundet, nachdem es in den USA erheblich in den Aufbau von fünf Produkten investiert hat.
Expansion in Europa und Fokus auf Anleihen
„Ein wichtiger Schwerpunkt für uns ist das Wachstum außerhalb der USA“, erklärt Kenney zu den strategischen Prioritäten des Unternehmens. „Deutschland ist ein wichtiger Zielmarkt für uns, und wir glauben, dass wir hier eine größere Präsenz haben können und sollten.“
Als zweiten Schwerpunkt nennt er das Anleihegeschäft: „Mit dem demografischen Wandel wächst der Bedarf nach Einkommen in den Portfolios. Wenn Menschen älter werden und sich in der Ruhestandsphase befinden, wünschen sie mehr Schutz und Stabilität.“ MFS wolle hier Lösungen für den festverzinslichen Teil der Kundenportfolios anbieten.
Vertrauensaufbau statt Verkaufsdruck
Interessant ist Kenneys Perspektive auf Wachstumsziele. Auf die Frage nach konkreten Zielen für das verwaltete Vermögen in zehn Jahren weicht er aus: „Wir denken nicht in diesen Kategorien. Unsere Wachstumsstrategie basiert auf dem Aufbau von Vertrauen bei Kunden.“
Der Manager betont: „Wir verbringen unsere Zeit nicht damit, Kunden etwas zu verkaufen, sondern ihre Herausforderungen und Bedenken zu verstehen und dafür Lösungen zu finden.“ Wenn das Unternehmen das gut macht und weiterhin Vertrauen aufbaut, werde das Wachstum folgen.
MFS verwaltet derzeit 622,9 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten (Stand: März 2025) und hat weltweit mehr als 2.100 Mitarbeiter.
Erfolgsmaßstab: Vertrauen, nicht nur Vermögenswachstum
Ein besonderes Anliegen scheint Kenney, der seit 21 Jahren durchgängig bei MFS arbeitet, die Reputation des Hauses zu sein. „In zehn Jahren möchten wir zurückblicken können und sagen, dass wir nicht nur das verwaltete Vermögen vergrößert haben, sondern vor allem ein unglaubliches Vertrauen und einen guten Ruf in der Finanzberatergemeinschaft in Deutschland aufgebaut haben“, so der globale Vertriebsleiter. „Aus meiner Sicht ist das die wichtigste Erfolgskennzahl – nicht nur die Vermögenswerte, sondern das Vertrauens- und Respektniveau, das sich MFS als Marke erarbeitet hat.“
Für ein Unternehmen, das auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken kann, scheint dieser langfristige Blick passend. MFS, Erfinder des ersten amerikanischen Investmentfonds, bewahrt in seinen Büros in Boston noch immer das originale Hauptbuch dieses Fonds auf – ein Symbol für das Erbe, das laut Kenney zu Innovationen für die nächsten 100 Jahre inspirieren soll.