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Selbst „Schocker" helfen nicht So wirkungslos sind die Zentralbanken

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Begrenzte Wirkung


Whites Analyse weckt Erinnerungen an die Schlussfolgerung von Masaaki Shirakawa, dem früheren Chef der japanischen Notenbank, zum ersten Vorstoß der Zentralbank in die quantitative Lockerung Anfang des vergangenen Jahrzehnts. Shirakawa hatte 2008 erklärt, dass diese Maßnahmen „sehr effizient bei der Stabilisierung der Finanzmärkte und des Finanzsystems" waren, jedoch nur „begrenzte Wirkung" bei der Lösung des stagnierenden Wirtschaftswachstums hatten.

Zwar nannte Japans Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda seinen überraschenden neuen Plan Ende Januar „das mächtigste geldpolitische Rahmenwerk in der Geschichte des modernen Zentralbankings", bei der Wirkung bleibt das Paket aber weit hinter der Ankündigung der ursprünglichen Maßnahmen im April 2013 zurück, oder deren Ausweitung im Oktober 2014.

In Europa wachsen die Zweifel, dass es EZB-Präsident Mario Draghi gelingen wird, den Euro durch die Ankündigung weiterer überraschender Maßnahmen zu schwächen. Im Euroraum wie auch weltweit führen Bankenaktien die Verliererliste an, wobei der Euro Stoxx 600 Banks Index allein am Montag um 5,6 Prozent eingebrochen ist. Die Rendite zehnjähriger portugiesischer Bonds ist auf den höchsten Stand seit 2014 und griechische Aktien sind so schwach wie seit 1990 nicht mehr. Vor diesem Hintergrund stellt selbst die deutliche Erholung am Mittwoch nur einen Tropfen auf den heißen Stein dar.

Handlungsspielraum bleibt

Tatsächlich sieht es trotz der ganzen Enttäuschungen an den Märkten in jüngster Zeit nicht danach aus als schreckten die Währungshüter vor weiteren Maßnahmen zurück. Draghi und Kuroda haben beide betont, dass es für ihre Lockerungsprogramme keine Grenze gebe. Die Zentralbanken könnten die Zinsen weiter senken, mehr Bonds kaufen oder längere Zeitrahmen für ihre lockere Geldpolitik zusichern.

„Die Annahme, dass Zentralbanken und Regulierer nicht handeln könnten, wenn die Panik an den Finanzmärkten zu einer ernsthaften Bedrohung der Realwirtschaft und damit der Arbeitsplätze werden könnte, erscheint falsch", sagt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank in London. „Die Zentralbanken können das Vertrauen stärken, wenn sie es wirklich müssen, um die Realwirtschaft zu unterstützen."

Aus einigen Richtungen wurden Rufe nach einem abgestimmten Vorgehen der führenden Volkswirtschaften der Welt laut und tatsächlich bietet sich eine Gelegenheit zumindest zu einem gemeinsamen Dialog, wenn sich die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 größten Industrienationen in zwei Wochen in Schanghai treffen. Am Montag erklärte EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure, dass bei dem Treffen eine „weltweite Koordinierung" besprochen werden solle.

„Die Zeiten, in denen Zentralbanken zu Schockmaßnahmen griffen, sind wahrscheinlich hinter uns", schrieb Stephen Jen, Co-Gründer von SLJ Macro Partners in London und früherer Volkswirt des Internationalen Währungsfonds, am Freitag in einer Einschätzung. „In diesem Jahr dürfte die ‚Schwerkraft’ die Zentralbankpolitik überlagern", erklärte er und riet zum Verkauf von Aktien bei Rallies.

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