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Robert Halver zu Börsenweisheiten Sell in May and go away?

Von in AnalysenLesedauer: 5 Minuten
Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse
Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse: Sollten Anleger das Parkett in den Sommermonaten meiden? | Foto: imago images / Westend61

Es war einmal…die gute alte Börsenzeit. Damals waren westliche Finanzmärkte noch weitgehend unter sich und ziemlich losgelöst von den noch wenig bedeutenden Schwellenländern. Die Politik beziehungsweise die Geldpolitik nahm nur die Rolle des Schiedsrichters ein, der die Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Finanzmärkte festsetzte.

Bezogen auf den S&P 500 lässt sich der Regel „Sell in May and go away“ gemäß seit 1950 tatsächlich eine durchschnittlich schwächere Börsenphase zwischen Mai und Oktober gegenüber der Zeitspanne November bis April von circa 5 Prozentpunkten errechnen.

Nicht Börsenregeln, sondern der Markt bestimmt

Ist die Börsenweisheit also noch zeitgemäß? Zunächst würden professionelle Anleger und Hedge-Fonds jede halbwegs funktionierende Börsenregel durch entsprechende Spekulation zerstören. Außerdem werden die Außeneinflüsse immer größer. Es gibt New Kids on the Block: Schwellenländer wie China sind geopolitisch und wirtschaftlich längst systemrelevant für die (Finanz-)Welt und scheren sich nicht um westliche Saisonalitätsmuster, die sie aufwühlen wie der Pflug den Acker im Frühling. Irgendwo auf der Welt passiert doch immer irgendwas, das aufgrund der Globalisierung wie fallende Dominosteine auch irgendwann die klassischen Börsen erreicht.

Vor allem aber halten sich heute Fiskal- und Geldpolitik nicht mehr zurück. Aus Schiedsrichtern sind die eigentlichen Spielmacher an den Börsen geworden. Egal, ob Immobilien-, Finanz-, Schulden- und Bankenkrise, ob Brexit, Handelskrieg oder die Euro-Rettung, mittlerweile muss die Politik Eigentore und Niederlagen nicht nur saisonal, sondern an 365 Tagen im Jahr verhindern. Auch in der heißen Jahreszeit ist die Rettungspolitik nicht im Lockdown, was die Finanzmärkte stützt.

Ja, im Sommerloch 2015 wurde die Griechenland-Krise gelöst, was dem Dax anschließend ein Plus von 20 Prozent bescherte. Oder 2022: Angesichts der üppigen staatlichen und geldpolitischen Corona-Hilfsaktionen nahm die Aktienmarktrallye im Mai des Jahres erst richtig Fahrt auf. Sehr schade, wenn man die Mai-Regel befolgt hätte.

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