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Aktualisiert am 29.01.2020 - 11:58 Uhrin MeinungenLesedauer: 2 Minuten

Sell in May ist bald passé Das Ende einer Börsenregel

Maibaum in Bayern
Maibaum in Bayern: Die Börsenregel „Sell in May and go away ...“ besagt, dass man nach dem Tanz in den Mai seine Aktien verkaufen sollte. | Foto: Tanja Richter / Pixabay

Der Dax legte in acht der vergangenen zehn Jahre zum Jahresende hin zu, nur 2015 und 2018 klappte es nicht mit der Jahresendrallye. Grundsätzlich ist der Januar der beste Börsenmonat, die Sommermonate dagegen sind schwach. Warum aber eigentlich? Börsenhandel gibt es bereits seit Jahrhunderten, Drehscheiben für Waren wie Informationen noch viel länger. Kein Wunder, dass früher die Saisonalitäten sehr ausgeprägt waren. Ernten, Transportmöglichkeiten oder auch die Verfügbarkeit bestimmter Waren hing von Jahreszeiten und Wetter ab.

Diese eher landwirtschaftlich beeinflusste Sicht der Dinge wurde abgelöst von einer technischeren: Wann legen eigentlich Unternehmen ihre Zahlen vor, wann werden Ausschüttungen fällig und so weiter. Information und ihre Verfügbarkeit spielen hier eine große Rolle. So wird gerne davon ausgegangen, dass große Investoren wie Investmentfonds ein Interesse daran haben, ihren Anlegern zum Jahreswechsel gute Zahlen zu präsentieren und entsprechend noch kurz vor Ultimo die Kurse treiben. Abgesehen davon, dass dies ja fast den Tatbestand der Kursmanipulation erfüllen würde, scheint angesichts der in den Märkten gehandelten Volumina eine solche Beeinflussung auch kaum denkbar.

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Eher schon ist richtig, dass die oft zum Jahreswechsel fälligen Ausschüttungen oder eingezogene Versicherungsbeiträge dann wieder angelegt werden. Das ist eine echte Nachfrage, die natürlich die Kurse bewegen kann. Doch die Gründe für Saisonalitäten verschwinden immer mehr. Die Verfügbarkeit von Informationen steigt, die Globalisierung ebnet – schon angesichts unterschiedlicher Kalendersysteme – die kalenderbedingten Unterschiede immer weiter ein.

Interessanterweise gibt es ja auch Produkte, die aus eben diesen saisonbedingten Bewegungen eine Überrendite erwirtschaften wollen. Die glauben, ein Muster in den übers Jahr verteilten Schwankungen gefunden zu haben. Und die davon ausgehen, dass diese Schwankungen der Ur-Takt der Börse sind, das tiefe Luftholen vor dem Sprung – und das pfeifende Ausatmen, wenn dann wieder alles vorbei ist. Das anzunehmen war schon immer zumindest mutig, angesichts der Veränderungen ist es für die Zukunft fast tollkühn.

Schwankungen werden sich immer weiter einebnen, weil die fundamentalen Gründe dafür verschwinden oder sich im weltweiten Zusammenspiel der Kräfte eher ausgleichen als hochschaukeln. Für Anleger aber noch mehr für die Profis heißt das, dass liebgewonnene Börsenweisheiten wie das Sell in May irgendwann endgültig ihre Berechtigung verloren haben. Aber bis dahin lässt sich damit durchaus noch – mit hohem Risiko und geringer Wahrscheinlichkeit auf Erfolg – Geld verdienen: Denn solange noch genug Anleger daran glauben, mag es noch ein paar Mal den Effekt einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung geben. Und dann ist irgendwann endgültig Schluss mit den Saisonalitäten.

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