Sentix Zinstief erfasst nun auch Versicherungsaktien
Wer nun der Bundesregierung Geld für 30 Jahre leiht, bekommt dafür keine Zinsen, sondern wird im Gegenteil zur Kasse gebeten. Denn der aktuelle Zins für Bundesanleihen mit 30 Jahren Restlaufzeit ist seit dem 16. Juli von 0,33 Prozent auf nunmehr minus 0,14 Prozent gefallen.
Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Aktien der Versicherungsbranche. Diese waren im Finanzbereich in den letzten Jahren die positive Ausnahme und konnten bis zuletzt trotz der flachen Zinskurve durch eine moderate Outperformance überzeugen. Im Juli dürfte allerdings eine wichtige Zäsur statt-gefunden haben, berichtet Sentix.
In seinem Chart zeigt der Anbieter von Sentiment-Analysen, dass der Rückgang im langfristigen Zinsbereich zuletzt die Kurse von Versicherungen deutlich gedrückt und sich hier möglicherweise eine Trendwende in der relativen Stärke eingestellt hat.
„Versicherungen verfügen über erhebliche Kapitalanlagen, die sie zur Deckung übernommener Risiken benötigen“, erklärt Sentix. Die Bewertung dieser Anlagen sei stark zinsabhängig – und zwar sowohl Unmittelbar, sofern es sich um Anleihen handelt, als auch mittelbar im Falle von Aktien und anderen Wertpapieren.
Es verwundere deshalb nicht, dass parallel zum langfristigen Renditerückgang seit 2008 auch die Versicherungsaktien deutlich an Wert gewonnen haben, so der Behavioral-Finance-Spezialist weiter. „Schaut man jedoch genau hin, dann sind sich beschleunigende Abwärtsbewegungen bei Zinsen meist Vorboten einer Korrektur am Bondmarkt und damit einer Phase relativ unterdurchschnittlicher Kurs-Chancen bei Aktien der Versicherungsbranche“.
Hallo, Herr Kaiser!
Auf eine solche Phase seien die Anleger noch nicht eingestellt. Dies zeigt das Sentix Sektor Sentiment für Versicherungen.
Dieses notiert zwar vordergründig unauffällig an der Null-Linie, ist demnach also „neutral“. Doch diese neutrale Haltung ist immerhin das bullischste Sentiment seit 2013. Zur eigenen Historie ist die Stimmung also vergleichsweise positiv.
„Hinzu kommt, dass viele Anleger nicht ausreichend im Finanzbereich zwischen Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistern unterscheiden“, erklären die Analysten. Damit würde die schwache Bankenstimmung auch das Sentiment bei Versicherungen beeinflussen.
Ein Blick auf das relative Sentiment von Versicherungen zu Banken zeigt, dass die Anleger geradezu euphorisch für Versicherungen im Vergleich zu Banken gestimmt sind. „Dies war bislang auch richtig, doch die veränderte Zinslandschaft hält auch für die Aktionäre von Versicherungen eine unschöne Botschaft bereit. Denn die Vergangenheit zeigt deutlich, dass die relative Performance von Versicherungen vor allem durch einen Zinsanstieg sowie fallende Aktienmärkte belastet wird.“