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Aktien-Tipp vom Vermögensverwalter Warum die Calvin-Klein-Mutter PVH wieder durchstartet

Tommy-Hilfiger-Werbung vor einer Gebäudeattrappe in Berlin
Tommy-Hilfiger-Werbung vor einer Gebäudeattrappe in Berlin: Die Aktie des US-Konzerns PVH hat viel Kurspotenzial, sagt Portfoliomanager John Flynn. | Foto: Imago Images / PEMAX

Die Erfolgsgeschichte der PVH-Aktie bekam im Jahr 2018 einen Knick. Auslöser war in erster Linie, dass zwei Jahre zuvor der bis dahin für Dior tätige Raf Simons als Kreativdirektor eingestellt wurde und dessen Kollektionen zwar von der Modewelt gefeiert wurden – aber kommerziell nicht erfolgreich liefen. Zusätzlich belastete der Argwohn etlicher Analysten den Aktienkurs, wonach PVH für den aufkommenden E-Commerce zu wenig vorbereitet sei. In der Folge fiel der Kurs in Wellenbewegungen von über 140 auf unter 30 Euro.

Die PVH Corp. ist eines der größten Markenunternehmen der Welt mit einem Umsatz von mehr als neun Milliarden US-Dollar im Jahr 2021, der in mehr als 40 Ländern erzielt wird. Der Großteil der Einnahmen des Unternehmens stammt von den Modemarken Calvin Klein und Tommy Hilfiger, die zu den erfolgreichsten und bekanntesten Labels weltweit gehören. Die Bewertung der Aktie wiederum ist so attraktiv, dass selbst eine marginale Verbesserung der Stimmung zu einer Neubewertung führen kann. Die Faktoren, die den Bewertungsabschlag von PVH begründen, sind nach Ansicht der Pzena-Analysten fast ausschließlich vorübergehend und dürften längerfristig nicht bestehen bleiben.

 

So löste bereits die Rückbesinnung von Calvin Klein zu seinen Wurzeln als Premium-Bekleidungsmarke mit einer minimalistischen Ästhetik – verbunden mit der Demission von Raf Simons – im Jahr 2019 eine Erholung der Aktie aus, die derzeit wieder bei 84 Euro notiert. Zudem haben die PVH-Marken neben ihrer Präsenz im stationären Handel auch die E-Commerce-Initiativen inzwischen weiter vorangetrieben, als die Anleger dies für möglich hielten.

PVH kam glimpflich durch die Corona-Krise

Die Schwächephase der Corona-Pandemie überstand das Unternehmen relativ glimpflich, in dem es sehr schnell seine Liquiditätsposition stärkte und diskretionäre Investitionen reduzierte. Dies verschaffte die finanzielle Flexibilität, um auch längere Phasen der Unsicherheit und Ladenschließungen zu überstehen, während die bis dato unterschätzten E-Commerce-Fähigkeiten den Umsatz unterstützten. Gleichwohl bewerten die Anleger das Unternehmen noch immer so, als ob die derzeitigen rezessiven Bedingungen dauerhaft wären, und lassen dabei das langfristige Wertversprechen von PVH und das Potenzial für eine deutliche Gewinnnormalisierung außer Acht.

Um dies zu ändern, hat das Management der PVH Corp. unter der Leitung von CEO Stefan Larsson, der 2019 zu PVH kam und umgehend das Betriebsmodell verbesserte, aktuell einen tragfähigen Plan ausgearbeitet, der ein bedeutendes langfristiges Ertragswachstum anstoßen soll. Dieser Strategieplan, der als PVH+ bezeichnet wird, sieht eine umfassende Umstrukturierung des Unternehmens vor, wobei sich die Investitionen auf Nachfragegenerierung, Optimierung der Vertriebskanäle und Kosteneffizienz konzentrieren.

 

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Vorgesehen ist unter anderem, auf der Nachfrageseite mit den Marken Calvin Klein und Tommy Hilfiger enger mit den Verbrauchern zusammenzuarbeiten und gleichzeitig die Lieferketten neu zu positionieren, um schneller auf Nachfragesignale reagieren zu können. Unter dem Strich ist davon auszugehen, dass das damit verbundene datengesteuerte Betriebsmodell zu strukturell höheren Bruttomargen führen wird. Zumal PVH seinerseits bemüht ist, die Ertragskraft zu stärken, indem es unproduktive Angebote bei Calvin Klein und Tommy Hilfiger abschneidet und stattdessen Kern-Bestseller in den Vordergrund rückt.

E-Commerce macht 25 Prozent des Umsatzes aus

Was die Optimierung der Vertriebskanäle betrifft, so investiert PVH dahingehend, die Verbraucher, die ihre Einkäufe vorrangig online tätigen, effektiv zu erreichen. Die E-Commerce-Angebote von Calvin Klein und Tommy Hilfiger – die heute 25 Prozent des Umsatzes ausmachen, im Vergleich zu zehn Prozent vor Corona-Ausbruch – werden durch nachfrageorientierte Initiativen in Bezug auf das Produktsortiment und die Einbindung der Verbraucher gestärkt. Die Kombination dieser Maßnahmen sollten es den Erfolgsmarken ermöglichen, die Verbraucher flexibel auf ihren bevorzugten Einkaufskanälen zu erreichen, wie auch immer diese sich entwickeln mögen.

Last but not least sieht PVH+ vor, die Kosteneffizienz zu steigern. Diesbezüglich hat PVH ganzheitliche Umstrukturierungsinitiativen eingeleitet, so die Pzena-Analyse, wonach kleinere und unrentable Marken veräußert und die Zahl der Mitarbeiter und die Büroflächen reduziert wurden. Es wird erwartet, dass die jüngsten Bemühungen Kostensenkungen in Höhe von rund 100 Millionen US-Dollar bringen dürften, was etwa zehn Prozent des Betriebsgewinns entspricht.

 

Auf Basis seiner Analysen rechnet das Pzena-Management damit, dass der Umsatz ausgehend vom Jahr 2019 künftig um etwa 2 Prozent pro Jahr wächst – im Einklang mit dem historischen Durchschnitt –, wobei die operativen Margen von heute neun bis zehn Prozent auf elf Prozent steigen sollen. Auf dieser Grundlage wird PVH zurzeit mit einem KGV von 5,5 gehandelt. Demgegenüber legen die Anleger zurzeit offenbar ein sehr düsteres Szenario zugrunde, mit einer jahrelangen Verschlechterung der künftigen Erträge statt einer Verbesserung, woraus sich ein KGV von unter 12 ableitet. Dies ist jedoch, wie gesagt, nicht das Szenario von Pzena. Vielmehr steht ein erheblich höheres Gewinnpotenzial zu erwarten, sodass die Bewertung der Aktie nach praktisch allen Bewertungsmaßstäben als günstig bezeichnet werden kann.

Die Unternehmensleitung von PVH geht sogar davon aus, dass PVH+ bis 2025 zu nachhaltigen Margen von 15 Prozent und einem Umsatz von 12,5 Milliarden US-Dollar führen wird, was bedeuten würde, dass die Aktien derzeit nur zum 3,1-fachen der langfristigen Gewinnschätzung gehandelt werden. Alles in allem bedeutet dies, dass die PVH-Aktie als deutlich unterbewertet anzusehen ist und ansehnliches Kurspotenzial aufweist.

Über den Autor:
Portfoliomanager John Flynn arbeitet seit 2005 für das in New York ansässige Investmenthaus Pzena Investment Management und betreut dort unter anderem den Fonds Pzena Large Cap Value. Zuvor war er für Weston Presidio tätig, einer mittelständischen Private-Equity-Firma.

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