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Serie: Wie beraten Vermögensverwalter in der Krise? – „Der größte Krisenherd ist die Unfähigkeit der Politik“

Wolfgang Köbler, KSW Vermögensverwaltung
Wolfgang Köbler, KSW Vermögensverwaltung
DAS INVESTMENT.com: Was beschäftigt ihre Klienten derzeit am meisten?

Wolfgang Köbler: Unsere Mandanten sind durch die Entwicklung an den Kapitalmärkten in den vergangenen zehn Jahren stark verunsichert. Die in immer kürzeren Abständen eintretenden Marktverwerfungen zerren an den Nerven. Die Angst vor einem Zusammenbrechen des Euros ist vorherrschendes Thema in den Kundengesprächen. Die Kunden wollen konkrete Handlungsempfehlungen, die Ihnen helfen Ihr Vermögen zu bewahren. Mittlerweile werden wie zu den Hochzeiten der Lehman Krise auch Zweifel an der Sicherheit von Festgeldanlagen geäußert. Bei einem Zusammenbrechen des Systems, so die Angst der Kunden, lassen sich die Banken ohnehin nicht retten. Vor diesem Hintergrund stellen wir trotz der Kursausschläge gerade bei den konservativen Kunden ein steigendes Interesse an der Aktienanlage als Sachwertinvestment fest.

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: Was haben Sie aus der Krise seit Lehman gelernt?

Köbler: Die Lehman Krise hat gezeigt, dass man sich definitiv nicht auf Vergangenheitswerte hinsichtlich der Korrelation verschiedener Assetklassen verlassen kann. Daneben hat Lehman auch gezeigt, welchen Stellenwert die Liquidität im Anlagemix hat. Viele Vermögenswerte waren nicht liquidierbar, was dazu geführt hat, dass die Verkaufswelle auch vermeintlich schwankungsarme Anlageformen erfasste. Im Portfoliomanagement legen wir seit 2009 noch mehr Wert auf hochliquide Anlagen und sind auch bereit in Krisenzeiten bewusst  überdimensionierte Cash-Bestände zu halten. Absicherungsinstrumente auch in konservativen Depots sind mittlerweile bei uns an der Tagesordnung.

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: Wo sehen Sie derzeit die größten Krisenherde?

Köbler: Früher hieß es immer 90 Prozent sind strategisch, 10 Prozent taktisch zu allokieren. Heute ist jedem klar, dass man nur noch Performance erzielen kann, wenn man sich viel stärker mit der Taktik und dem besten Timing auseinandersetzt. Extreme Draw-downs werden von den Kunden nicht mehr akzeptiert. Der größte Krisenherd ist unseres Erachtens die Unfähigkeit der Politik sich in dem gegebenen engen Zeitfenster aktiv zu positionieren. Die Verschuldungsprobleme und die Geburtsfehler des Euros sind nicht erst seit 2008 bekannt und werden doch nur zögerlich angegangen. Die Politiker lassen sich von den Märkten treiben, anstatt über effektive Regulierung und strategische Ausrichtung den Rahmen zu setzen. Diese Probleme werden uns mit Sicherheit noch eine Dekade beschäftigen.

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: Welche Produkttrends erkennen Sie derzeit? Spielen Liquidität und Fungibilität der Assets aus Sicht der Anleger in Krisenzeiten eine größere Rolle?

Köbler: Die Nachfrage nach physischen Edelmetallen und heimischer Lagerung hat sehr zugenommen. Gold wird als Währungsersatz gesehen. Liquidität und Fungibilität der Anlagen stehen vor der Renditeerwartung.

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: Wie stehen Sie zu Gold – und den diesbezüglichen Anlageformen wie physischem Rohstoff, Fonds, Zertifikate, Goldminenaktien etc.?

Köbler: Wir setzen bereits seit 2005 Gold mit einer Gewichtung von regelmäßig 10 Prozent in den von uns verwalteten Depots ein. Wir verwenden bei den  Edelmetallinvestments ausschließlich Produkte mit einer physischen Hinterlegung des Metalls. Wir favorisieren etwa den Julius Bär Physical Gold (WKN A0R K1C) oder Xetra Gold (A0S 9GB) – bewusst ohne Währungssicherung. Bei Industrierohstoffen setzen wir ETCs ein. Im Goldminenbereich sind wir bereits seit 2007 direkt oder über einen ETF in den Amex Gold Bugs Index investiert. Zertifikate werden nur selektiv bei von uns kalkulierbarem Emittentenrisiko eingesetzt.

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