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Serie: Wie beraten Vermögensverwalter in der Krise? „Gold als psychisches Investment“

in FinanzberatungLesedauer: 6 Minuten
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Müller: Physische Edelmetalle oder physisch hinterlegte Produkte oder Rohstofffonds stellen aus unserer Sicht eine wichtige Beimischung zur Risikostreuung dar und sind aus vielen unserer Portfolios nicht mehr weg zu denken. Oft stellt Gold auch ein „psychisches“ Investment dar, dem Anleger müssen daher die Risiken transparent gemacht werden. Eine Über- oder Unterbewertung von Gold lässt sich noch schwerer greifen als für Aktien, weil sich nahezu jeder Preis rechtfertigen lässt. Deshalb kann es beim Gold sogar zu noch größeren Übertreibungen kommen als in anderen Anlageklassen. Gold wirft im Gegensatz zu anderen Anlagen keine laufenden Erträge wie Zinsen oder Dividenden ab. Der Kurswert des Goldes kann erheblich schwanken, so wie erst unlängst geschehen. Wird Gold ohne effektive Goldunterlegung erworben, kommt das Ausfallrisiko des Emittenten hinzu. Daher erfolgt bei uns der Einsatz nur über physisch hinterlegte Instrumente, wenn erforderlich währungsgesichert, oder im Aktienbereich über klassische Goldminenfonds.

DAS INVESTMENT.com: Wie begegnen Sie der Inflation?

Müller: Inflation bedeutet steigende Zinsen, daher muss auch im festverzinslichen Portfoliobestand ein aktives Management der Schuldner und Laufzeiten erfolgen. Aktuell halten wir die Duration in unserem Anleihenbestand eher kurz. Gold sowie alternative Assetklassen werden zum Inflationsschutz beigemischt.

DAS INVESTMENT.com: Vor welchen Fehlern warnen Sie ihre Klienten derzeit besonders?

Müller: Vor panischen Kurzschlussreaktionen auf Grund veröffentlichter Horrorszenarien oder blindem Nachrennen emotional geprägter Trends. Aktivität ist ohne Frage notwendig, allerdings überlegt und mit ruhiger Hand. Langfristig getroffene Anlageentscheidungen, aber vor allem Diversifikation ist und bleibt das oberste Gebot. Qualitativ hochwertige Investments und eine gute Streuung des Vermögens werden sich auch in Krisenzeiten bewähren.

DAS INVESTMENT.com: Wie wird sich der Wettbewerb im Bereich Vermögensverwalter/Private Banking/Family Office weiterentwickeln? Sehen Sie einen Trend zur Konzentration?

Müller: Durch die in den vergangenen Jahren verstärkte Regulierung des Finanzdienstleistungsmarktes setzte in der Branche ein Trend zur Konsolidierung ein. Dieser wird durch die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise, in der die Ineffizienz und mangelhafte Kundenorientierung der Banken das Vertrauen der Anleger verspielt haben, weiter beschleunigt. Unabhängige Vermögensverwalter sind in der Zwischenzeit hoch professionell am Markt tätig. Die Dienstleistung des Vermögensmanagements wird sich tendenziell von den Banken weg zu den freien Vermögensverwaltern verlagern. Der ganzheitliche Beratungsansatz wird an Wichtigkeit zunehmen. Dienstleistung im Sinne eines Family Office ist die logische Antwort. Komplexe ganzheitliche Kundenanforderungen und zunehmende aufsichtsrechtliche Verpflichtungen erfordern eine Mindestgröße der Vermögensmanager und werden kleinere Gesellschaften zur Angliederung oder Fusion zwingen.

> mehr zum Unternehmen

 > zu weiteren Teile der Online-Serie:

Interview mit Wolfgang Köbler, KSW Vermögensverwaltung AG:
"Der größte Krisenherd ist die Unfähigkeit der Politik" Interview mit Wilhelm Rickmann und Peter Sommer, Vorstände der Value Experts Vermögensverwaltungs AG (Valexx):
"Eine hohe Liquiditätsquote ist zu vermeiden" Interview mit Stephan Albrech, Albrech & Cie.:
"Risikoneigung und Renditeerwartung müssen zueinander passen" Interview mit Heiko-T. Taudien, Dr. Taudien und Collegium Sozietät für Vermögensverwaltung in Hamburg:
„Gold ist eine Angstwährung ohne rationalen Renditeanspruch“  Interview mit Detlef Hauptstein, Vorstand der WSW Portfolio Management AG:
"Trend geht zu schnellerem Handeln und einfacheren Assets"

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