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Shannon Ward über US-Hochzinsanleihen „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für den Einstieg“

Shannon Ward, Fondsmanagerin bei Capital Group

Frau Ward, wie schätzen Sie den Markt für Hochzinsanleihen Anfang 2019 ein?

Shannon Ward: Im Jahr 2018 haben Anleger mit US-Hochzinsanleihen 2,1 Prozent verloren. Allein 4,5 Prozent Verlust im vierten Quartal 2018 haben den Ertrag der vorangegangenen neun Monate zunichte gemacht. Dabei reden wir von einem Ertrag, der immerhin knapp unter der Coupon-Rendite lag. Zwar wurden in den ersten Wochen 2019 so gut wie alle Verluste wettgemacht, trotzdem sind die Spreads, also der steigende Renditeabstand zwischen Hochzins-, Staats- und Unternehmensanleihen guter Bonität, noch immer deutlich breiter als vergangenes Jahr.

Allerdings beobachten wir eine stabile Kreditqualität des Marktes. Und genau diese Stabilität ist der Grund dafür, dass wir aktuelle Bewertungen von US-Hochzinsanleihen für wesentlich aussichtsreicher halten als noch Ende 2018. Für Anleger ist das gut, denn sie haben jetzt einen besseren Einstiegszeitpunkt.

Und wie fällt ihr Ausblick für das laufende Jahr aus?

Ward: Unserer Ansicht nach sind die höheren Coupons eines der entscheidenden Argumente, die in diesem Jahr für US-High-Yields sprechen. Derzeit betragen sie durchschnittlich 6,4 Prozent. Das ist enorm, sodass ein High-Yield-Portfolio auch bei etwaigen Zahlungsausfällen, einer anhaltenden Marktvolatilität oder einer abnehmenden Risikobereitschaft weiterhin vielversprechende Erträge erzielen kann. Deshalb kommt es unserer Meinung nach auf den Coupon an.

In jüngster Zeit wurde viel über die Zinsentwicklung und die möglichen nächsten Schritte der US-Notenbank Federal Reserve gesprochen. Wie berücksichtigen Sie dieses Thema in Ihrem Investment-Prozess?

Ward: 2018 war die Fed sehr aktiv. In diesem Jahr wird sie unserer Ansicht nach vorsichtiger sein, zumal die Inflation noch immer niedrig ist. Wenn die Leitzinsen im laufenden Jahr 2019 weniger oft angehoben werden ist das gut – sowohl für risikolose Renditen als auch für Hochzinsanleihen.

Bei unseren Portfolioentscheidungen berücksichtigen wir zwar die voraussichtliche Zinsentwicklung. Doch letztlich treffen wir unsere Entscheidung unabhängig davon. Trotzdem waren wir beim Zinsrisiko vorsichtig und haben weiter auf eine recht niedrige Duration gesetzt, allerdings nicht um den Preis niedrigerer Renditen oder Spreads. Klar ist aber: Lassen die Zinssorgen nach, gibt es auch weniger Argumente für eine kurze Duration.

In den vergangenen Jahren gab es kaum Zahlungsausfälle. Wird es dabei bleiben?

Ward: Ein guter Indikator für künftige Zahlungsausfälle ist der Anteil von Anleihen mit einem optionsbereinigten Spread von mindestens 1.000 Basispunkten. Das aktuelle Niveau dieses Indikators spricht für eine jährliche Ausfallquote unter 3 Prozent. Das entspricht etwa dem Vergangenheitsdurchschnitt. Damit würde es in diesem Jahr geringfügig mehr Zahlungsausfälle geben als in 2018. Im vergangenen Jahr betrug die Ausfallquote 1,9 Prozent. Von großen Ausfallproblemen bei Hochzinsanleihen kann also keine Rede sein.

Früher galt der Energiesektor bei Hochzinsanleihen als maßgeblich für die Ertragsentwicklung. Wie schätzen Sie ihn jetzt ein?

Ward: Heute gibt es keinen Sektor mehr, der den Markt beherrscht. Im Gegenteil: Die Struktur ist mittlerweile ausgewogener denn je. Auf den Energiesektor entfallen lediglich 14 Prozent der umlaufenden Anleihen. Dazu zählen Unternehmen, die Öl und Gas verarbeiten, lagern und transportieren und deren Cashflows weniger vom Rohstoffpreis abhängen, als die der Rohstoffförderer. Diese Unternehmen sind besonders interessant für uns.

Etwa 10 Prozent des Marktes für Hochzinsanleihen bestehen aus Unternehmen, deren Umsätze stark vom Ölpreis abhängen. Die Richtung des Ölpreises beruht aber auf sehr vielen Faktoren und ist sehr variabel. Wir befassen uns daher weniger mit der Ölpreisprognose als mit Unternehmen, die weitgehend unabhängig vom Ölpreis Erfolg haben können.

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