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Sharpe Ratio: Gewinn durch Risiko

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Unter null ist’s zappenduster

Nur klappt das nicht immer. Zum Beispiel bei einem Wert unter null. Der entsteht immer dann, wenn die Geldanlage den risikofreien Zinssatz im betrachteten Zeitraum gar nicht übertroffen oder sogar einen Verlust eingefahren hat. Dann nützt es auch nichts, wenn die eine Sharpe Ratio nicht ganz so weit unter null liegt wie die andere.

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Das zu verkennen, ist ein nicht unüblicher Fehler, wie auch einige Berater gegenüber Christian Michel zugeben mussten. Ein Beispiel: Fonds A erleidet in drei Jahren einen Verlust von durchschnittlich 5 Prozent pro Jahr bei einer Volatilität von 15 Prozent. Fonds B verliert ebenso viel, allerdings mit einer höheren Volatilität von 25 Prozent. Der risikofreie Zinssatz beträgt ein Prozent pro Jahr. Bei beiden Fonds steht im Zähler also minus 6 Prozent.

Bei Fonds A liegt die Sharpe Ratio damit bei -6 : 15 = -0,4. Der risikoreichere Fonds B erreicht -6 : 25 = -0,24. Es wäre der höhere und damit bessere Wert, obwohl der Verlust gleich hoch, das Risiko aber viel höher ist. Eine nicht gerade tolle Kombination. Ein weiteres Problem liegt darin, dass viele Marktteilnehmer die Volatilität gar nicht als das richtige Risikomaß akzeptieren. Sie misst nicht nur Schwankungen nach unten als Risiko, sondern auch solche nach oben.

Doch Letztere sind ja gewollt. Außerdem unterstellt damit die Volatilität, dass Schwankungen in jede Richtung gleich stark ausfallen. Angesichts der heftigen Markteinbrüche 2008 und 2011 und der folgenden, eher gemächlichen Kursgewinne ist das ziemlich zweifelhaft. Deshalb berechnen manche Analysten eine Sharpe Ratio mit der sogenannten Semivolatilität, die nur fallende Kurse misst. Damit gewinnt die Aussagekraft noch hinzu.

Die Datenformate müssen stimmen

Als Drittes gilt es zu beachten, dass als Grundlage für vergleichbare Sharpe Ratios für die Daten auch dieselben Standards vorliegen müssen. So können Bundesanleihen für risikofreie Rendite herhalten, genauso gut aber auch ein Geldmarktzins. Renditen können pro Jahr oder angesammelt ausgedrückt werden. Die Vola kann sich auf einzelne Tage, Wochen oder Monate beziehen. Sollten die Formeln in dieser Hinsicht an einer Stelle abweichen, nützt auch eine noch so geniale Kennzahl nichts.


William Sharpe wurde am 16. Juni 1934 in Cambridge, einem Vorort von Boston (Massachusetts) geboren. Er bekam 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zusammen mit den Kollegen Merton Miller und Harry Markowitz. Sharpe lehrte als Professor an der University of Washington in Seattle und an der Stanford University in Kalifornien. Er war an der Entwicklung des Capital-Asset-Pricing-Modells beteiligt. Das Modell geht der Frage nach, wo verschiedene risikobehaftete Geldanlagen an einem effizienten Kapitalmarkt den richtigen Preis (Gleichgewichtspreis) finden.

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