Sichere Basis So beugen Selbstständige mit Rürup-Rente Altersarmut vor
Lukas B. ist ein engagierter Vater. Man trifft ihn häufig mit seiner dreijährigen Tochter Lina auf dem Spielplatz, im Schwimmbad, im Tierpark und an anderen, bei Kleinkindern beliebten Orten. Auch die weniger angenehmen Vorsorge- und Impf-Termine beim Kinderarzt übernimmt Lukas oft. Denn seine Frau, Linas Mutter Sofia, die als stellvertretende Marketing-Leiterin in einem Großkonzern arbeitet, hat selten Zeit. Lukas hingegen kann sich seine Arbeitszeit weitgehend frei einteilen: Der Grafikdesigner, der hauptsächlich Websites für Unternehmen und Privatpersonen gestaltet, ist sein eigener Chef. Seine Auftragslage schwankt, die meiste Zeit ist er nur in Teilzeit tätig.
Damit ist Lukas in guter Gesellschaft. Laut dem aktuellen Forschungsbericht „Selbstständige Erwerbstätigkeit in Deutschland“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) arbeiten knapp über 4 Millionen Menschen in Deutschland auf eigene Rechnung. Damit ist laut BMAS rund jeder zehnte Erwerbstätige selbstständig. Die meisten Selbstständigen sind männlich, hochqualifiziert und haben keine Angestellten (sogenannte Solo-Selbstständige). Außerdem arbeiten überdurchschnittlich viele Solo-Selbstständige in Teilzeit: Bei Männern ist die Teilzeitquote mit 22,5 Prozent sogar doppelt so hoch wie bei Angestellten.
Hallo, Herr Kaiser!
Die hohe Teilzeitquote der Solo-Selbstständigen schlägt sich auf ihr Einkommen nieder. Und auch wenn viele von ihnen einen besserverdienenden Partner haben, sodass das Familieneinkommen insgesamt dem abhängig beschäftigter Paare gleicht, ist es nicht egal, wer die Brötchen verdient. Zumindest dann nicht, wenn es um die Altersvorsorge geht. Denn wer sich beim Sparen für den Ruhestand allein auf den Partner verlässt, hat im Fall seines Todes oder einer Scheidung das Nachsehen.
Große Einkommensschere im Alter
Das stellt auch der Alterssicherungsbericht 2020 des BMAS klar. Denn die Einkommensschere unter ehemals Selbstständigen ist im Alter besonders groß. So verfügen zwar einerseits viele von ihnen über überdurchschnittliche Altersbezüge. Gleichzeitig finden sich in dieser Gruppe aber auch viele Menschen mit sehr niedrigen Einkommen. So bekommt fast die Hälfte der ehemals Selbstständigen im Alter weniger als 1.200 Euro netto; bei abhängig Beschäftigten ist das nur gut ein Drittel. Auch der Anteil der Grundsicherungsempfänger ist unter ehemals Selbstständigen deutlich höher als unter Ex-Angestellten (4,2 Prozent gegenüber 2,5 Prozent).
Ein Grund dafür dürfte die Tatsache sein, dass es für die meisten Freiberufler keine Altersvorsorgepflicht gibt. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zahlen 57 Prozent aller Selbstständigen weder in die gesetzliche Rentenversicherung noch in ein anderes verpflichtendes Versorgungswerk ein (Datenbasis 2013). Nach Auswertungen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe besitzen zudem nur 48 Prozent der Selbstständigen ohne gesetzliche Rentenversicherung eine Lebensversicherung und 31 Prozent eine private Rentenversicherung (Stand: 2016). Der Rest sorgt mit Immobilien, Wertpapieren und anderen Vermögensgegenständen – oder einfach auch gar nicht – vor.