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Langfristiges Anlagethema Sicherheit als Investmentchance

Die Zahl der Angriffe auf IT-Infrastrukturen nimmt zu
Die Zahl der Angriffe auf IT-Infrastrukturen nimmt zu: Cyberbedrohungen wie Ransomware, Phishing und IT-Schwachstellen beschäftigen Sicherheitsexperten weltweit. | Foto: Imago Images / Westend61
Walter Liebe, Pictet AM

Thematische Anlagestrategien haben in den vergangenen fünf Jahren einen nie zuvor gesehenen Boom erlebt, der die beiden vorangehenden Hochphasen des Interesses an Themenfonds um die Jahrtausendwende und vor der globalen Finanzkrise vor etwa elf Jahren weit in den Schatten steht.

Einer der großen Favoriten – neben Clean Energy und Internetunternehmen – war auch das Anlagethema Sicherheit. Angetrieben von einer rapiden Zunahme von Bedrohungslagen für die physische und IT-technische Unversehrtheit, stieg auch das Interesse an Unternehmen, die Lösungen für diese Herausforderungen anbieten. Das Anlagethema führte über einige Jahre eher ein Schattendasein, da man Sicherheit mit negativen Gefühlen konnotierte und mental eher verdrängte, als es zum Investmentthema zu machen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich das Interesse seitens der Investoren mit jedem terroristischen Angriff auf unsere westliche Lebensweise und mit jedem größeren Cyberangriff verstärkte. Die Gefahrenabwehr rückte verstärkt in den Blickpunkt; bei Unternehmen, Privathaushalten und Regierungen gleichermaßen.

Der Charme dieses Anlagethemas ist rasch auf den Punkt gebracht: Einerseits handelt es sich auf Grund der zuvor genannten Entwicklungen um ein wahrliches Wachstumsthema, da Ausgaben für die Abwehr von Cyber- und physischen Gefahren zuvor eine untergeordnete Rolle in den Budgets vieler Unternehmen spielten. Es besteht mithin ein gewisser Nachholbedarf. Andererseits sind die Auswirkungen eines Angriffs auf kritische Infrastruktur und IT-Systeme so teuer oder sogar existenzgefährdend, dass der Schutz der Integrität beinahe jede Ausgabe rechtfertigt. Dementsprechend gut sind die Preissetzungsmacht und die Stabilität der Erträge der Sicherheitsdienste. Was wiederum zu Bewertungsaufschlägen und guten Aktienperformances im Anlagethema führte. So weit, so nachvollziehbar.

Von Sicherheit zu maximaler Verunsicherung

Bisher profitierte das Thema Sicherheit von einem gewissen Maß an Unsicherheit, die freilich als beherrschbar angesehen wurde: Den Bedrohungen wurde mit effektiven Sicherheitslösungen begegnet. In jüngster Zeit kommen allerdings Dimensionen von Unsicherheit ins Spiel – aus verschiedenen Richtungen – die einen tieferen Blick auf die Auswirkungen für das Anlagethema notwendig machen. Einige davon seien hier kurz skizziert.

Unsicherheitsfaktor 1: Die seit rund einem halben Jahr zu beobachtende Rotation von Wachstumswerten hin zu Value, einhergehend mit einer generellen Bewegung der Anleiherenditen nach oben. Traditionell hat das Sicherheitsthema eine Exposition zu Innovation und Technologie – da auch die Bedrohungen technologisch immer ausgefeilter werden. Besonders der Bereich der Cybersicherheit zeigt hierbei die höchsten Wachstumsraten. Im Zuge des Favoritenwechsels der Anleger hin zu Value-Werten kamen Unternehmen unter Abgabedruck, die mit „Growth“ assoziiert werden, darunter auch Titel aus dem hier besprochenen Anlagethema. Die Korrektur war, nicht zuletzt auf Grund der vergleichsweise stabilen Geschäftsmodelle, allerdings weniger stark aufgeprägt als bei vielen aggressiveren Tech-Segmenten. Dennoch ließ sich mit diesem Thema keine bessere Performance erzielen als sie der breite Aktienmarkt ermöglichte. Die Korrekturphase hat die Bewertungen daher deutlich nach unten gebracht – obwohl die Ertragsaussichten sich nicht verschlechtert haben.

Unsicherheitsfaktor 2: Aufgrund des Ukraine-Kriegs hat die Verunsicherung über unsere Sicherheitslage massiv zugenommen. Es besteht die Sorge, dass der Westen als Antwort auf die verhängten wirtschaftlichen Sanktionen verstärkt mit Cyberangriffen aus Russland überzogen wird, teilweise um ökonomischen Schaden anzurichten und teilweise um die Stabilität der öffentlichen Meinung zu untergraben. Darüber hinaus wird mittlerweile das Risiko einer Ausweitung des militärischen Konflikts auf den Westen größer eingestuft als im Kalten Krieg.

Die Zukunft des Sicherheits-Anlagethemas

Wie entwickelt sich das Anlagethema in diesem Umfeld weiter? Profitiert das Thema von der gestiegenen Unsicherheit und der Notwendigkeit, sich vor Angriffen zu schützen? Hier gibt es aus unserer Sicht zwei Antworten.

Zum einen vertreten wir die Auffassung, dass wie schon zuvor Rüstungsgüter und „military contracting“ aus ethischen Überlegungen kein Bestandteil einer auf Lösungen ausgerichteten Sicherheits-Anlagestrategie sein dürfen, selbst wenn diese Fragen mittlerweile schon auf Ebene der im Asset Management tätigen Unternehmen diskutiert werden. Zum anderen sehen wir, dass das Thema Sicherheit auch ohne die Hinzunahme von Rüstung beträchtlichen Schub erhält. Die Bedrohungen sind nach wie vor vielfältig und kommen keineswegs nur aus Russland. Die Investitionen in die Gefahrenabwehr werden tendenziell noch ansteigen, gang unabhängig von der künftigen Entwicklung der Weltkonjunktur. Damit ist das Thema so relevant wie zuvor.

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