LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in InterviewsLesedauer: 6 Minuten
Headphones
Artikel hören
Sigavest-Manager im Interview
„Je mehr über einen Crash geredet wird, desto weniger wahrscheinlich ist er“
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt.

Sigavest-Manager im Interview „Je mehr über einen Crash geredet wird, desto weniger wahrscheinlich ist er“

Christian Müller, Chistian Mallek und Guido Hoheisel (von links)
Christian Müller, Christian Mallek und Guido Hoheisel (von links): Das Berliner Trio managt den Sigavest VV-Fonds | Foto: Sigavest Vermögensverwaltung GmbH

DAS INVESTMENT: Die Unsicherheit an den Börsen ist derzeit groß. Bankenkrise, Inflation und Rezessionsängste bestimmen die Nachrichten. Droht uns angesichts all dieser Gefahren doch noch ein Crash?

Christian Mallek: Einen Crash kann man nie komplett ausschließen, denn er kommt eigentlich völlig unerwartet. Aber je häufiger darüber gesprochen wird, desto unwahrscheinlicher ist das Eintreten eines solchen Ereignisses. Das aktuelle Umfeld ist sehr herausfordernd für alle Marktteilnehmer. Manchmal hat man das Gefühl, dass sich alle auf die Notenbanken als letzte Instanz verlassen, was aber nicht heißt, dass es im zweiten Halbjahr nicht nochmal deutlich nach unten gehen kann. Denn eine Kombination aus einer Kreditklemme bei den Banken, weiterhin hoher Inflation und restriktiven Notenbanken kann die Wirtschaft durchaus in eine Rezession schicken und damit die Unternehmensgewinne schmälern. Vorsicht ist also angebracht.

Wie ist ihre Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und welchen Einfluss hat diese auf ihre Investitionsentscheidungen?

Guido Hoheisel: Die derzeitige Lage erscheint relativ stabil. Die Wirtschaft hat noch viele Aufträge aus Zeiten der Pandemie abzuarbeiten, und die Menschen haben trotz hoher Inflation noch genügend Geld übrig, um es auszugeben, wie die erhöhte Reisetätigkeit zeigt. Der Arbeitsmarkt ist aufgrund eines Fachkräftemangels robust und die vor uns liegenden Aufgaben in puncto Infrastruktur, Klimawandel und Digitalisierung erfordern Investitionen mit Langzeitcharakter, die einem harten wirtschaftlichen Abschwung eigentlich entgegenwirken. Kurzfristige Daten beeinflussen unsere Anlagepolitik nicht.

 

Hat sich die Anlagestrategie im Sigavest-Fonds in den vergangenen Jahren verändert und wenn ja, welche Auswirkungen hatte diese Veränderung auf die Performance des Fonds?

Mallek: Wir verfolgen unsere Anlagestrategie seit dem 1. Dezember 2011 und haben in diesen elf Jahren nur zwei Jahre (2018 und 2022) mit negativer Wertentwicklung abgeschlossen. Wir müssen nichts ändern.

Ihr Anlagemotto lautet, mit den „richtigen Köpfen“ in die „wichtigen Themen“ zu investieren. Welche Themen stehen aktuell im Fokus und was muss ein Fondsmanager leisten, um aufgenommen zu werden? Nach welchen Kriterien gehen sie vor?

 

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Christian Müller: Unsere Investitionsschwerpunkte liegen in konjunkturunabhängigen Branchen wie zum Beispiel Gesundheit, in Technologie als Wachstumstreiber, in Sektoren mit hohen Investitionen wie Klima und Umwelt sowie Small- und Midcaps. Wenn wir durch Fachliteratur oder Veranstaltungen auf ein interessantes Thema stoßen, dann vergleichen wir zum Beispiel aktive Fonds aus diesem Bereich mit ETFs und treffen dann eine Entscheidung. Manchmal sind wir auch Erstinvestor, wenn uns der Fondsmanager mit seiner Expertise und seiner Hingabe für das Projekt überzeugt was beispielsweise beim Tigris Small & Micro Cap Growth der Fall war, und was wir bisher nie bereuen mussten.

Und wann wird sich von einer Beteiligung oder einem Fondsmanager getrennt?

Mallek: Bei unseren langfristigen Anlagethemen tauschen wir nur aus, wenn sich herausstellt, dass der Fondsmanager in allen Marktphasen schlechter performt als die Mehrheit der Fonds. Dann ergeben sich öfters auch kurzfristige Trading-Ideen, wie wir es seit einigen Wochen im Halbleiterbereich umsetzen. Dort nehmen wir dann bei unserer Zielerreichung Gewinne mit oder verkaufen auch, wenn sich unsere Trading-Idee in die andere Richtung bewegt.

Natürlich gehört auch das Beobachten der Positionsgrößen zur elementaren Arbeit im Anlagemanagement. Werden einzelne Positionen durch starke Kursanstiege zu groß, wie wir es im Bit Global Internet Leaders und mehrfach auch in unserer Bitcoin-Position gesehen haben, so werden diese durch Verkäufe wieder auf die gewünschte Positionsgröße gebracht. Das führt dazu, dass in steigende Kurse hinein regelmäßig Gewinne realisiert und die Positionen so rebalanciert werden.

 

Viele aktive Manager enttäuschen auf lange Sicht und übertreffen ihre Benchmark, wenn überhaupt, nur phasenweise. Wie ist ihre Meinung zum Thema passives versus aktives Management? Investieren sie auch in ETFs beziehungsweise mehr als früher?

Müller: Beide Arten des Investierens haben ihren Sinn. In Seitwärtsphasen sollte aktives Stockpicking durchaus einen Mehrwert liefern, ebenso in Abwärtsphasen durch den Einsatz von Absicherungsstrategien. Bei speziellen Branchenthemen, wie beispielsweise Wasser oder Tradings, wie das Halbleiterthema, investieren wir auch gerne in ETFs, da es dort kaum aktiv gemanagte Fonds gibt, die einen deutlichen Mehrwert bieten. Bei weltweit anlegenden Fonds liegt die Messlatte mit dem MSCI Welt Index schon recht hoch, aber auch hier finden wir Fondsmanager wie Terry Smith mit dem Fundsmith Equity Fund oder Peter Frech mit dem Quantex Global Value, die es schaffen, diesen Index auch langfristig zu schlagen.

Was war das verrückteste Investment, das sie jemals getätigt haben?

Hoheisel: Das war unsere Investition in Griechenlandanleihen, die in der Euro-Krise leider nicht aufgegangen ist. Andere denken auch, dass unsere Investitionen in Bitcoin und Ethereum, die wir schon seit 2018 tätigen, crazy sind. Durch aktives Management ist das aber unsere größte Erfolgsgeschichte und die ist noch lange nicht am Ende.

Über die Sigavest Vermögensverwaltung GmbH: Die Gesellschaft wurde 2001 in Berlin gegründet und ist Mitglied im Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V.. Christian Mallek betreut mit seinem Team den Sigavest Vermögensverwaltungsfonds UI (WKN A0MZ31), der die Aktienstrategien erfolgreicher Manager in einem Portfolio bündelt.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen