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"Silber ist weniger eine Alternative, sondern eher eine Ergänzung zu Gold."

Dominik Lochmann
Dominik Lochmann
Für viele Produkte gilt in Deutschland ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von lediglich 7 Prozent. Dieser wird bislang auch noch für Silbermünzen fällig, die nicht in einer entsprechenden Ausnahmeliste des Bundesfinanzministeriums genannt waren.

Ab 2014 ändert sich das jedoch: Investoren müssen dann für Anlagemünzen aus Silber die vollen 19 Prozent zahlen, wie es jetzt auch schon bei Anlagesilberbarren üblich ist. Doch welche Auswirkungen bringt diese Veränderung mit sich?


Wie wirkt sich die Gesetzesänderung der Silbersteuer in 2014 jetzt schon auf den Markt aus?


Dominik Lochmann: Zurzeit merken wir vor allem eine starke Nachfrage im Bereich von Münzbarren. Hier profitieren die Investoren momentan doppelt. Zum einen ist der Silberpreis auf einem käuferfreundlich günstigen Stand, zum zweiten können Münzbarren wie beispielsweise die beliebten Cook Islands-Produkte noch bis Jahresende zum ermäßigten Steuersatz von nur 7 Prozent verkauft werden. Selbiges gilt für die großen 1-Kilogramm-Silberanlagemünzen Kookaburra, Koala und Lunar.

Bei kleineren Münzen im Unzenbereich, welche von Krisenanlegern und Sammlern gekauft werden, ist die Nachfrage aktuell auf unverändertem, aber immer noch hohem Niveau.


Welche Vor- sowie Nachteile ergeben sich für Händler und Käufer ab 2014?

Dominik Lochmann: Ab dem Jahre 2014 fällt, wie inzwischen allgemein bekannt, der ermäßigte Mehrwertsteuersatz für Silbermünzen. Für institutionelle Anleger, welche die Mehrwertsteuer als Vorsteuer geltend machen können, spielt dies dann auch weiterhin keine Rolle. Für Privatanleger wird es aber ab Januar auch silberkursunabhängig auf jeden Fall teurer.

Ein kleines Schlupfloch wird die sogenannte Differenzbesteuerung bieten. Silbermünzen und Münzbarren, welche von privat angekauft oder aus Nicht-EU-Ländern importiert werden, können dann, wie jetzt etwa schon im gewerblichen Gebrauchtwagenhandel üblich, differenzbesteuert werden. Hier muss der Händler lediglich den vollen Mehrwertsteuersatz auf seine Handelsmarge abführen.

Alle großen Münzhändler, Banken und Edelmetallhändler bereiten ihre Buchhaltung, Lagerhaltung und EDV bereits mit Hochdruck darauf vor, ab dem 01.01.2014 entsprechend agieren zu können.


Wie wird sich der Silbermarkt in 2014 entwickeln?


Dominik Lochmann: Silber wurde im April 2013 im Strudel des Goldpreisverfalles mit hinuntergezogen. Generell verläuft der Silberpreis jedoch überproportional zu dem von Gold. Erholt sich dieser, so wird Silber also umso mehr davon profitieren. Im Gegensatz zu Gold ist es vor allem ein Industriemetall, welches in zahlreichen Anwendungsgebieten Verwendung findet.

Silber ist ein hervorragender Stromleiter, hat poliert spezielle optische Eigenschaften, ist antibakteriell und findet somit in der Elektronik, der Optik, der Solarzellenherstellung, der Wasseraufbereitung sowie in der Medizintechnik seine Abnehmer.

Brummt der Weltwirtschaftsmotor, so steigt entsprechend die Nachfrage. In vielen Anwendungsgebieten ist die Recyclingquote des Edelmetalls übrigens aufgrund des geringen Silberanteiles pro Produkt schlecht.

Man kann also sagen, dass es zu einem nicht unerheblichen Teil regelrecht verbraucht wird. Gold hingegen wird, wo es eingesetzt wird, fast komplett zurückgewonnen. So nimmt die sich im Umlauf befindliche Goldmenge stetig zu, wohingegen bei Silber die Minen langfristig Probleme haben werden der Nachfrage standzuhalten.


Bleibt Silber eine Anlagealternative zu Gold?

Dominik Lochmann: Silber ist weniger eine Anlagealternative, sondern eher eine Ergänzung zu Gold. Investments sollten stets diversifiziert und Vermögen breit gestreut werden. Die Mehrwertsteuer, egal ob der ermäßigte oder der volle Steuersatz, macht einen Anlagesilberkauf zunächst kurzfristig zum Verlustgeschäft. Erst wenn der Silberpreis um den Handelsaufschlag plus die Mehrwertsteuer gestiegen ist, lässt sich bei einem späteren Verkauf Gewinn erzielen.

Da beim Silberkurs Schwankungen von 20 Prozent binnen kürzester Zeit aber keine Seltenheit darstellen und die Zukunftsperspektiven für das ehemals vor allem Münz-, heute Industriemetall gut aussehen, sollten langfristig orientierte Anleger neben Gold auch weiterhin physisches Silber mit im Depot haben.

Dominik Lochmann ist Geschäftsführer vom ESG Edelmetall-Service.

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