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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 8 Minuten

Ausblick bis 2025 Silberpreise im Aufwind: Warum der Kurs weiter nach oben geht

Mehrere Reihen von Silberbarren
Silberbarren: Die Nachfrage nach dem Metall nimmt zu | Foto: Imago Images / IlluPics

Silber schnitt unter den Edelmetallen in diesem Jahr bisher am besten ab: Es erzielte eine Rendite von 22 Prozent gegenüber 13 Prozent für Gold (Quelle: Bloomberg-Spotpreise, 31. Dezember 2023 bis 30. Juni 2024). Das weithin als Hybridmetall bekannte Silber wurde zweifelsohne durch seine industriellen Eigenschaften und die Korrelation mit Gold in die Höhe getrieben.

Es besteht weiteres Aufwärtspotenzial für Silber, falls es ihm gelingt, seine Bindung an Gold zu durchbrechen. Das Silberangebot ist knapp (Abbildung 1), und die Nachfrage nach dem Metall nimmt zu. Seit 2021 bestehen bei Silber jedes Jahr Angebotsdefizite – und 2024 dürfte die Nachfrage das Angebot in ähnlichem Ausmaß übersteigen wie 2023.

Abbildung 1: Silberangebot und -nachfrage

Industrielle Nachfrage nach Silber

Die industrielle Nachfrage nach Silber hat einen neuen Höchststand erreicht (Abbildung 2), angetrieben durch die Nachfrage im Bereich der Photovoltaik und die zunehmende Verwendung von Silber in der 5G-Technologie und der Elektronik in Autos. Photovoltaik-Installationen überstiegen Anfang 2023 alle Prognosen bei Weitem – für 2024 wird ein weiterer Rekordzubau prognostiziert.

Der Durchstart von Silber dürfte auch vom technologischen Durchbruch profitieren, der neue, effizientere N-Typ-Solarzellen (mit höheren Silberanteilen) in die Massenproduktion gebracht hat. In der Automobilindustrie werden der verstärkte Einsatz elektronischer Komponenten und Investitionen in die Batterieladeinfrastruktur die Silberabnahme weiter unterstützen.

Die Unterhaltungselektronik war 2023 ein Bereich mit einer relativ schwachen Silbernachfrage. Da aber Anwendungen der künstlichen Intelligenz im Jahr 2024 zunehmen werden, erwarten wir einen Anstieg der Silbernachfrage in diesem Segment.

Abbildung 2: Industrielle Nachfrage nach Silber

Die Umstellung Chinas auf grüne Hightech-Industrien als wichtige Wachstumsmotoren gewinnt an Dynamik, und Photovoltaik profitiert besonders. China hat die Produktion von Photovoltaikmodulen erhöht, woraufhin die Modulpreise gesunken sind, was ihren Einsatz wiederum beschleunigt hat. Im Jahr 2023 erreichten Chinas neu zugebaute Anlagen zum Beispiel einen erstaunlichen Rekord von 216 Gigawatt (GW). Das stellte ein Plus von über 140 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar, wodurch der weltweite Kapazitätszuwachs auf über 400 GW kletterte.

Darüber hinaus vollzog sich in der Industrie weltweit eine Umstellung von P-Typ-Zellen (Perc) auf N-Typ-Zellen (TOP Con und HJT), die eine höhere Silberbeladung aufweisen (Abbildung 3). Obwohl die Industrie den Herstellungsprozess im Hinblick auf Einsparungen und Substitutionen aktiv verbesserte, erzeugten die beträchtliche Zunahme der Installationen und der steigende Anteil von N-Typ-Zellen dennoch einen spürbaren Anstieg der Silbernachfrage.

Abbildung 3: Fotovoltaikanlagen nach Typ

Die spekulative Nettopositionierung an den Silberterminmärkten, die im April 2024 zunahm, ist seither robust geblieben (Abbildung 4). Ebenso wie bei Gold scheint es, dass trotz des Mangels an Barrenkäufen die Nachfrage am Futures-Markt stark bleibt.

Abbildung 4: Silber-Futures: Spekulative Nettopositionierung

Ausblick für Silber

Unserer Einschätzung nach wird Silber im kommenden Jahr stärker zulegen als Gold, und zwar um 15,8 Prozent gegenüber einem Plus von 11,1 Prozent für Gold (von Juni 2024 bis Juni 2025). Unseren Modellen zufolge ist der Silberpreis in der Vergangenheit pro Anstieg des Goldpreises um 1 Prozent um 1,4 Prozent nach oben gegangen. Ebenso wie Gold könnte auch Silber einen Teil seiner Gewinne abgeben, bevor es wieder steigt – beide Metalle befinden sich in einer „Warteposition“ für Zinssenkungen der Federal Reserve. Ungewissheit in Bezug auf die politische Unterstützung Chinas könnte Silber ebenfalls Gegenwind verschaffen.

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Abbildung 5: Silberpreisprognose von Wisdomtree 

Rahmenwerk

Die starke Korrelation zwischen Gold und Silber ist der wichtigste Motor für den Silberpreis in unserem Rahmenwerk. Um jedoch den verbleibenden circa 20 Prozent des Preisverhaltens Rechnung zu tragen, die nicht durch Gold erklärt werden können, ziehen wir die folgenden Variablen heran:

  • Wachstum im verarbeitenden Gewerbe: Mehr als 50 Prozent des Einsatzes von Silber entfällt auf industrielle Anwendungen (im Gegensatz zu Gold, wo weniger als 10 Prozent auf diesen Sektor entfallen). Wir verwenden den weltweiten Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes (PMI) als Indikator für die industrielle Nachfrage.
  • Wachstum der Bergbauinvestitionen (Cap Ex): Je höher die Bergbauinvestitionen, desto größer das in der Zukunft zu erwartende potenzielle Angebot. Deshalb setzen wir diese Variable mit einer Verzögerung von 18 Monaten an. Da der überwiegende Teil von Silber als Nebenprodukt bei der Gewinnung anderer Metalle anfällt, betrachten wir die Investitionsausgaben der 100 größten Bergbauunternehmen – nicht nur die der reinen Silberproduzenten.
  • Wachstum der Silberbestände: Wachsende Bestände signalisieren eine größere Verfügbarkeit des Metalls und wirken sich daher negativ auf den Preis aus. Wir verwenden Futures-Börsenbestände als Näherungswert.

Goldausblick

Unter Zugrundelegung der Marktkonsensschätzungen für die wichtigsten Wirtschaftsvariablen wie Inflation, US-Dollar und Treasury-Renditen glauben wir, dass Gold bis zum zweiten Quartal 2025 einen neuen Höchststand von 2.585 US-Dollar je Unze erreichen könnte. Der Konsens geht davon aus, dass die Inflation weiter zurückgeht (obwohl sie über der Zielvorgabe der Zentralbanken bleibt), der US-Dollar an Wert verliert und die Anleiherenditen sinken. Das Konsensszenario beruht auf Zinssenkungen der Federal Reserve ab September 2024, wobei die Zinsen zum Ende des zweiten Quartals 2025 um 100 Basispunkte unter dem zweiten Quartal 2024 liegen werden.

Industrielle Nachfrage

Die weltweiten Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe haben sich in den letzten Monaten erholt und liegen seit Anfang 2024 über der entscheidenden Marke von 50, die eine Kontraktion von einer Expansion trennt (Abbildung 6). Unserer Meinung nach wird sich die Erholung fortsetzen, unterstützt durch Zinssenkungen in den Entwicklungsländern. Die chinesischen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe gaben in letzter Zeit Anlass zur Sorge, nachdem sie in den letzten beiden Monaten unter 50 gesunken waren. Wir sind jedoch der Ansicht, dass die schlechten Messwerte die Argumente für künftige politische Unterstützung stärken werden.

Abbildung 6: Globaler Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe

Bergbauinvestitionen

Die Investitionen im Metallbergbau sind in den letzten Jahren gestiegen (Abbildung 7). Unsere Modellrechnung, die diesen Trend mit einer Verzögerung von 18 Monaten berücksichtigt, sieht darin einen anhaltenden, aber nachlassenden Gegenwind für Silber. Wir sind uns darüber im Klaren, dass das Minenangebot 2023 zurückging und laut Metals Focus in diesem Jahr noch weiter abnehmen könnte, sodass Spielraum für eine Preisüberraschung nach oben besteht.

Im Laufe der Jahre korrelierten die Investitionen im Bergbau mit den Preisen für Industriemetalle (mit Verzögerung). Die Preisrückgänge bei Industriemetallen des Jahres 2023 könnten die Investitionstätigkeit bremsen. Letztlich wird sich das Silberangebot wahrscheinlich weiter verknappen, auch wenn das weitgehend außerhalb unseres Prognosehorizonts liegt.

Abbildung 7: Bergbauinvestitionen und Preise für Industriemetalle

Silberbestände

In unserem Modell dienen die Silberbestände an den Terminbörsen als Näherungswert für die Silberbestände insgesamt. Das ist keine perfekte Messgröße, da die Bestände an anderer Stelle, die nicht sichtbar ist, steigen oder fallen können. Wir gehen davon aus, dass die Bestände an den Terminbörsen über den Prognosehorizont hinweg weitgehend stagnieren werden. Im letzten halben Jahr sind die Lagerbestände gestiegen und haben den Trend der Jahre 2021 bis 2023 umgekehrt. 

Silber hat sich im letzten halben Jahr besser entwickelt als Gold. Wir gehen davon aus, dass dies auch im kommenden Jahr der Fall sein wird. Allerdings dürften beide Metalle während des Wartens auf Zinssenkungen der Federal Reserve nachgeben.

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