Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé
Silberstreifen am Horizont
Aktualisiert am 18.08.2021 - 16:31 Uhr
Jörg Angelé ist Volkswirt bei Bantleon. Foto: Thomas Wieland
Noch hat die Corona-Pandemie Europa fest im Griff, doch die Lage dürfte sich bald bessern, ist Jörg Angelé überzeugt. In seinem Gastbeitrag erläutert der Bantleon-Volkswirt, wie sich die Konjunktur entwickeln könnte.
Die volle konjunkturelle Kraft wird die Rücknahme von Einschränkungen im dritten Quartal entfalten. Dann werden die privaten Konsumausgaben spürbar steigen und die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Eurozone auf rund 3 Prozent nach oben hieven. Im vierten Quartal dürfte der private Verbrauch erneut merklich zulegen und das BIP um rund 2 Prozent wachsen.
Abbildung 2: Die Frage ist nicht ob, sondern wann der Aufschwung kommt
Die rasche und massive Erholung des privaten Verbrauchs ist möglich, weil der Staat durch enorme Anstrengungen (Kurzarbeit, Unternehmenshilfen) den wegen der Schärfe der Rezession eigentlich unvermeidlichen, deutlichen Anstieg...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die volle konjunkturelle Kraft wird die Rücknahme von Einschränkungen im dritten Quartal entfalten. Dann werden die privaten Konsumausgaben spürbar steigen und die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Eurozone auf rund 3 Prozent nach oben hieven. Im vierten Quartal dürfte der private Verbrauch erneut merklich zulegen und das BIP um rund 2 Prozent wachsen.
Abbildung 2: Die Frage ist nicht ob, sondern wann der Aufschwung kommt
Die rasche und massive Erholung des privaten Verbrauchs ist möglich, weil der Staat durch enorme Anstrengungen (Kurzarbeit, Unternehmenshilfen) den wegen der Schärfe der Rezession eigentlich unvermeidlichen, deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf ein Minimum reduziert hat. Dies und der während der Pandemie erzwungene Konsumverzicht haben zu einem gewaltigen Sparüberhang der Konsumenten geführt, den wir in der Eurozone auf etwa 700 Milliarden Euro beziehungsweise rund 6 Prozent des BIP schätzen. Der zumindest teilweise Abbau dieser Überersparnis wird auch über das laufende Jahr hinaus zu überdurchschnittlich hohen Zuwachsraten beim privaten Verbrauch führen.
Der Konsum ist aber nicht der einzige Konjunkturmotor. Angesichts der weltweiten Fortschritte bei der Bekämpfung der Pandemie wird die globale Nachfrage ab der Jahresmitte ebenfalls kräftig anziehen, mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Exporte der Eurozone. Davon werden auch die Ausrüstungsinvestitionen profitieren, die traditionell eng mit den Ausfuhren verknüpft sind. Dank des Wachstumsschubs im dritten und vierten Quartal wird das BIP der Eurozone in diesem Jahr um knapp 5 Prozent wachsen.
2022 halten wir einen Anstieg in ähnlicher Größenordnung für wahrscheinlich. In beiden Fällen liegen wir über dem Konsensus. Und selbst wenn sich unsere Einschätzung hinsichtlich Lockerungen als zu optimistisch herausstellen sollte, hätte das kaum Auswirkungen auf unseren mittelfristigen Konjunkturausblick. Denn es gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – die Wirtschaftsleistung würde im zweiten Halbjahr noch stärker expandieren. Das würde den Zuwachs 2021 zwar auf etwa 4 Prozent drücken, dafür fiele der Anstieg 2022 aber noch größer aus.
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