IKB-Chefvolkswirt Klaus Bauknecht
IKB-Chefvolkswirt Klaus Bauknecht
Solange die schwache Nachfrage und die anhaltende Globalisierung den Inflationsdruck in Grenzen halten, ergibt sich kein Handlungskonflikt. Und selbst wenn die Inflationsrate in den nächsten Jahren überraschend deutlich über das gewünschte Niveau steigen sollte, ist dennoch mit keinem Anstieg des US-Leitzinses zu rechnen. Denn die Fed hat bereits signalisiert, den Fokus auf den langfristigen Inflationsdurchschnitt zu legen. Nach der unterdurchschnittlichen Inflationsrate der letzten Jahre ist somit selbst bei höherer Inflation mittelfristig nicht mit einer geldpolitischen Wende zu rechnen. Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum die US-Renditen trotz des jüngsten Anstiegs im historischen Vergleich weiterhin auf niedrigen Niveaus verweilen.
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Solange die schwache Nachfrage und die anhaltende Globalisierung den Inflationsdruck in Grenzen halten, ergibt sich kein Handlungskonflikt. Und selbst wenn die Inflationsrate in den nächsten Jahren überraschend deutlich über das gewünschte Niveau steigen sollte, ist dennoch mit keinem Anstieg des US-Leitzinses zu rechnen. Denn die Fed hat bereits signalisiert, den Fokus auf den langfristigen Inflationsdurchschnitt zu legen. Nach der unterdurchschnittlichen Inflationsrate der letzten Jahre ist somit selbst bei höherer Inflation mittelfristig nicht mit einer geldpolitischen Wende zu rechnen. Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum die US-Renditen trotz des jüngsten Anstiegs im historischen Vergleich weiterhin auf niedrigen Niveaus verweilen.
Doch Renditen werden nicht nur von Kurzfristzinsen, sondern vor allem von Inflations-erwartungen getrieben. Die IKB rechnet mit einem Anstieg der US-Inflation von 1,2 Prozent in diesem Jahr auf 1,8 Prozent 2021 beziehungsweise um die 2 Prozent im Jahr 2022. Grundsätzlich ist damit von tendenziell steigenden nominalen US-Renditen auszugehen – der Anstieg sollte allerdings aufgrund der Zinspolitik unter dem der Inflation bleiben.
Die geldpolitische Ausrichtung der kommenden Jahre sollte sich von der nach der Finanzkrise deutlich unterscheiden, was sich bei den realen Renditen niederschlagen wird. So sollten reale Renditen im Jahr 2021 eher sinken als anziehen. Dies gilt zweifelslos für das kürzere aber auch zu einem gewissen Grad für das lange Ende der Zinskurve, da Notenbanken wie die Fed oder die EZB durch Aufkaufprogramm die gesamte Zinskurve beeinflussen. Wie lange allerdings bei einer nachhaltig steigenden Inflationsrate das lange Ende der Zinskurve gedämpft reagiert und so für weiter sinkende beziehungsweise anhaltend niedrige reale Renditen sorgen wird, bleibt abzuwarten. Mit zunehmenden Inflationserwartungen wird das lange Ende mehr und mehr reagieren und zu einer steileren Zinskurve beziehungsweise erhöhten Druck auf dem Goldpreis sorgen.
Der Goldpreis in den nächsten beiden Jahren: Wo liegt das Risiko?
Die Inflationsrate wird 2021 und 2022 steigen und könnte durchaus nach oben überraschen – auch weil kurzfristig keine geldpolitischen Gegenmaßnahmen zu erwarten sind. So bauen sich zwei gegenläufige Kräfte auf, die sich auf den Goldpreis auswirken. Auf der einen Seite eine sich aufhellende Konjunktur in den Jahren 2021 und 2022, die die Risikobereitschaft stärkt und attraktive Renditemöglichkeiten in der Realwirtschaft generiert und somit die Nachfrage nach Gold dämpft.
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