Sind Long-only-Fonds bald Geschichte?
DAS INVESTMENT.com: Sind Sie Hedge-Fonds-Manager oder Aktienfondsmanager? Markus Rezny: Ich bin Manager eines Aktienfonds, der sich verschiedener Strategien bedient, die ihren Ursprung im Hedge-Fondsgeschäft haben. In erster Linie will ich Geld verdienen und in zweiter Linie kein Geld verlieren. DAS INVESTMENT.com: Das Gros der Europa-Fondsmanager setzt lediglich auf steigende Kurse, sie auch auf fallende. Da müssen die vergangenen Monate doch eine Wonne gewesen sein. Rezny: Als Wonne würde ich die vergangenen Monate wirklich nicht bezeichnen! Die Märkte waren von Panik getrieben, und rationales Handeln war in dem Umfeld kaum möglich. Wir haben 2008 leider auch Geld verloren, mit knapp 14 Prozent jedoch weniger als die meisten Long-only-Fonds. Mit unserem Hedge-Fonds haben wir aber seit Jahresbeginn bis Ende Mai 20 Prozent zulegen können. Man darf nicht vergessen: Das globale Ausmaß und Tempo des Zusammenbruchs der Börsen rund um den Erdball im vergangenen Jahr hat es noch nie gegeben und wird in die Geschichte eingehen. DAS INVESTMENT.com: Wie beurteilen Sie das derzeitige Umfeld? Rezny: Ich gehöre nicht zu denen, die jetzt schon wieder auf eitel Sonnenschein und umfassend steigende Kurse setzen. Einzelne Bewertungen sind in meinen Augen schon wieder sehr ambitioniert – vor allem Bankentitel. Wir werden wohl auch noch mehr böse Überraschungen erleben und voraussichtlich weitere Korrekturen sehen. Ob wir im März schon die Tiefstkurse gesehen hatten? Ich bin mir da nicht so sicher. Positiv ist, dass ein Stück Normalität zurückgekehrt ist. Es wird nicht mehr alles wahllos ge- und verkauft. Das macht die Suche nach Qualität deutlich einfacher. DAS INVESTMENT.com: Worauf achten Sie bei Kaufkandidaten? Rezny: Zuerst muss die Bewertung stimmen. Was hilft mir das beste Unternehmen, wenn der Aktienkurs sich von der Realität völlig losgelöst hat? Stimmt die Bewertung, bevorzuge ich Unternehmen, die eine hochgradig professionelle Führung haben und deren Geschäft einen großen Wettbewerbsvorteil bietet, von hohen Eintrittsbarrieren geschützt ist und gute Renditeaussichten hat. DAS INVESTMENT.com: Namen? Rezny: In Deutschland ist die Deutsche Börse klasse. Die hat ein gutes Management und ist eigentlich allein auf weitem Feld. Ich finde auch Premiere gut. Da steht Rupert Murdoch dahinter. Das Unternehmen hat Top-Personal, ein gutes Produkt und steht finanziell gesund da. Was will man mehr von einem Unternehmen? DAS INVESTMENT.com: Spielen Sie auch Pairtrades: Die Aktien eines Unternehmens kaufen und bei den Papieren eines Wettbewerbers auf fallende Kurse setzen? Rezny: Ab und zu schon, zum Beispiel sind wir zurzeit im zyklischen Bereich Lafarge short und Schneider Electric long. Zusätzlich verwenden wir auch Index-Hedges zur Steuerung des Marktrisikos. Generell gilt, dass das Short-Portfolio bei mir genauso wichtig ist wie das Long-Portfolio: Das ist unabdingbar für ordentliche Erträge im gesamten Börsenzyklus, für die Generierung positiver Erträge bei Seitwärtsbewegungen der Märkte und zum Schutz des Kapitals bei fallenden Märkten. DAS INVESTMENT.com: Werden klassische Long-only-Fonds in Kürze der Vergangenheit angehören? Rezny: Ich denke nicht. Das klassische Benchmarking, die Orientierung am Vergleichsindex, gibt es seit Jahrzehnten und ist tief im System integriert. Die Ergebnisse sind halt nur sehr ernüchternd, wenn die Kurse fallen. Letztlich wollen Anleger kein Geld verlieren – egal, was der Vergleichsindex macht. DAS INVESTMENT: Wie reagieren große und institutionelle Anleger, wenn Sie erklären, dass Ihr Europa-Fonds nun ein Long-Short-Fonds innerhalb der Ucits-III-Richtlinien ist? Rezny: Wer die Strategie aus dem Hedge-Fonds-Geschäft kennt, muss nicht überzeugt werden. Bei mehr traditionell denkenden Anlegern müssen wir erklären, wie wir ihr Geld managen – nämlich mit Blick auf langfristiges Kapitalwachstum über den vollen Marktzyklus, wobei wir auf Kapitalerhaltung und Risikokontrolle setzen.