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Gedanken zum Jahresanfang Sinn und Unsinn von Indizes

Sitz der Technologiebörse Nasdaq in New York
Sitz der Technologiebörse Nasdaq in New York: Vermögensverwalter Thomas Buckard. | Foto: imago images / Levine-Roberts

Die für die Anleger fast schon berauschende Bilanz des Index Nasdaq Composite mit über 20 Prozent Plus sieht auf den ersten Blick sehr gut aus. Beim näheren Hinsehen fällt dann allerdings auf, dass dieses überdurchschnittliche Ergebnis sogar auf ein Minusergebnis schrumpft, wenn man eine einzige Aktie, die am höchsten gewichtete, aus dem Index entfernt. Lässt man die zwei größten aus, reicht die Minusperformance bereits an minus fünf Prozent heran. (In beiden Fällen wurden dann die restlichen Aktien richtigerweise wieder auf 100 Prozent adjustiert).

Thomas Buckard, Foto: MPF AG

Dieses Ergebnis gibt nicht nur dem renommierten Autor der Hamburger Bank zu denken. Ich frage mich, welche Aussagekraft ein Index als Messlatte für Anlegende und Vermögensmanager noch hat, wenn ein einzelner Wert selbst bei einem Index mit über 3.000 Komponenten so massiv von wenigen Werten beeinflusst wird. Bei einem Dax mit gerade einmal 40 Aktien kann man das noch nachvollziehen, bei einem solch breit gestreuten wie dem Nasdaq Composite fällt das schon schwieriger.

  • Das erste Fazit zumindest für mich ist: Indizes haben nur eine begrenzte Funktion. Dasselbe gilt für ETFs. Blindes Investieren im Vertrauen auf eine hohe Diversifikation kann schnell in die Irre führen. Natürlich ist es in der Rückspiegelbetrachtung ein hervorragendes Ergebnis, wenn Investierende im vergangenen Jahr einfach auf den Index gesetzt haben. Aber was passiert, wenn in diesem Jahr einmal gerade die Top-Performer des letzten Jahres zu den Flops in 2022 werden? Bei dem hohen Gewicht, welches die Titel im Index aufweisen, kann das dann schnell zu einem teuren Vergnügen werden.
  • Zweites Fazit: Einen solchen Index als Messlatte für mein eigenes Handeln oder aber für die Vermögensverwalter meines Vertrauens zugrunde zu legen, wäre unangebracht und gegebenenfalls auch gefährlich. Schließlich wird der Vermögensmanager immer bestrebt sein, möglichst nahe am Index zu investieren, um nicht zu stark ins Hintertreffen zu geraten. Wozu brauche ich dann einen Vermögensverwalter? Dann kann ich direkt in den Index investieren – mit den Konsequenzen, die in Fazit 1 aufgeführt sind.

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Solche Indizes bergen das Risiko des Blasen- und Lawineneffektes: Solange der Kapitalfluss und der Trend anhält, wird das Gewicht der Top-Performer immer größer, und die Performance steigt scheinbar unaufhörlich. Dreht der Trend und fließt das Kapital massiv ab, verkehrt sich der Effekt ins Gegenteil und löst einen Lawineneffekt aus.

Erwarte ich nicht viel eher eine solide Titelauswahl, eine auf Werterhalt basierte Anlagestrategie, die möglichst viele Risiken ausschließt, bestenfalls auf das Marktrisiko reduziert ist? Ein jahr(zehnte-)langer Trackrecord ist mir dann deutlich wichtiger als der Vergleich zu welchen Indizes auch immer.

Überhaupt: Wir sollten nicht jedem Trend hinterherlaufen. Erfolg gibt nicht immer Recht. Die Gier ist eben nicht gut. Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, immer und überall dabei zu sein und möglichst noch besser zu sein als die Indizes. Auch in der Kapitalanlage ist Bescheidenheit – und zuweilen etwas Demut – eine Tugend, auf die zu setzen sich nicht nur aus ethischen Gründen lohnen sollte!


Über den Autor:
Thomas Buckard ist Gründungsmitglied und Vorstandssprecher der Vermögensverwaltung MPF aus Essen.

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